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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0243
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Stellenkommentar UB I DS 11, KSA 1, S. 222 217

ten der deutschen Sprache gewesen sind - in einer unausrechenbaren Entfer-
nung von Allem, was blosse Deutsche mit ihr gemacht haben“ (KSA 6, 286,14-
24).
Sogar im Hinblick auf David Friedrich Strauss lässt ein Notat aus der Ent-
stehungszeit von UB I DS die Affinität N.s zur antisemitischen Haltung Richard
Wagners erkennen: „An den deutschen Schriftsteller David Strauss. / Brief ei-
nes Ausländers. / Irgend Jemand hat mir einmal gesagt, Sie sein ein Jude und
als solcher des Deutschen nicht vollständig mächtig“ (NL 1873, TI [7], KSA 7,
589). Auf wen diese Einschätzung letztlich zurückgeht, zeigt eine Tagebuch-
Aufzeichnung von Cosima Wagner. Am 21. März 1873 notierte sie die Aussage
Richard Wagners, „Strauß’ Kritik der Seele“ verrate „gänzliche Ignoranz der
Erstlings-Begriffe der Philosophie“; er sei „wahrscheinlich ein Israelit“ (Cosima
Wagner: Tagebücher, Bd. I, 1976, 658). Während der Zeit seiner Freundschaft
mit Wagner orientierte sich N. an dem auch für den Bereich der Sprache rele-
vanten Antisemitismus des Komponisten, der sogar behauptete, dass sich
Deutsche jüdischer Provenienz der deutschen Sprache wie einer Fremdsprache
bedienen. In diesem Sinne polemisierte Richard Wagner in seiner schmalen
Schrift Modern: „Genau betrachtet, war also unsere Welt für die Juden neu,
und Alles, was sie vornahmen, um sich in ihr zurecht zu finden, bestand darin,
daß sie eben unser Alt-Erworbenes sich anzueignen suchten. Dieß galt nun
allererst unserer Sprache, - da es unschicklich wäre, hier von unserem Gelde
zu reden. Es ist mir noch nicht begegnet, Juden unter sich ihrer Urmutter-
Sprache sich bedienen zu hören; dagegen fiel es mir stets auf, daß in allen
Ländern Europa’s die Juden deutsch verstanden, leider aber zumeist nur in dem
ihnen zu eigen gewordenen Jargon es redeten. Ich glaube, daß diese unreife
und unbefugte Kenntniß der deutschen Sprache, welche eine unerforschliche
Weltbestimmung ihnen zugeführt haben muß, den Juden bei ihrem gesetzlich
befugten Eintritt in die deutsche Welt das richtige Verständnis und die wirkliche
Aneignung derselben besonders erschwert haben mag“ (GSD X, 55-56).
222, 26-27 Sudeldeutsch [...], mit dem Eduard Devrient das Andenken Mendels-
sohn^ feierte] Philipp Eduard Devrient (1801-1877) war Schauspieler, Intendant
und Schriftsteller. Über den Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy, mit
dem er befreundet war, schrieb er das Buch Felix Mendelssohn Bartholdy und
seine Briefe an mich (1872). Darüber hinaus verfasste Philipp Eduard Devrient
u. a. das fünfbändige Opus Geschichte der deutschen Schauspielkunst (1848-
1874), in dessen fünftem Band er unter dem Titel „Das Virtuosentum“ ebenfalls
Felix Mendelssohn-Bartholdy zum Thema macht. - Indem N. Devrient er-
wähnt, spielt er auf eine schmale, nur 18 Seiten umfassende Schrift an, die
Richard Wagner unter dem Pseudonym Wilhelm Drach veröffentlichte: Herr
Eduard Devrient und sein Styl. Eine Studie über dessen „Erinnerungen an Felix
 
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