558 Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben
konzentrierte sich Darwin im Rahmen seiner Forschungen zur Evolution auf
das Feld der Botanik.
Mit seinen Publikationen löste Darwin öffentliche Kontroversen aus, weil
seine Theorien nicht dem biblischen Schöpfungsmythos entsprachen und in
Konkurrenz zur christlichen Weltanschauung gesehen wurden. Infolgedessen
entstanden schon bei zeitgenössischen Lesern oftmals gravierende Missver-
ständnisse. Vielfach polemisierte man gegen Darwin aber auch mit verzerren-
den Trivialisierungen seiner Theorien. So wurde die komplexe Abstammungs-
lehre Darwins auf die von ihm selbst nicht vertretene These reduziert, der
Mensch stamme vom Affen ab. Nachdem sich Darwins Evolutionstheorien im
20. Jahrhundert endgültig durchgesetzt hatten, avancierten sie zur fundamen-
talen Basis für die moderne Evolutionsbiologie. Zu Unrecht beriefen sich je-
doch die Vertreter sozialdarwinistischer Ideologien auf Darwin: Sie versuchten
biologische Gesetzmäßigkeiten unkritisch auf menschliche Gesellschaften zu
übertragen und gerieten dabei in einen naturalistischen Fehlschluss. Zum
Darwinismus-Diskurs im 19. Jahrhundert vgl. Bayertz/Gerhard/Jaeschke, Bd. 2,
2007.
In seiner späteren Philosophie zieht N. Konsequenzen aus den im vorlie-
genden Kontext thematisierten „Lehren vom souverainen Werden, von der
Flüssigkeit aller Begriffe, Typen und Arten“, die er „für wahr hält“ und durch
den Darwinismus besonders markant exemplifiziert sieht. Von seinem Werk
Menschliches, Allzumenschliches (1878) an befürwortet N. ein historisches Phi-
losophieren4, mit dem er die Genese moralischer, religiöser, ästhetischer und
kultureller Konzepte, Begriffe und Empfindungen zu eruieren versucht. Laut
N. „wird der stetige und mühsame Process der Wissenschaft, welcher zuletzt
einmal in einer Entstehungsgeschichte des Denkens seinen höchsten
Triumph feiert“, im „Resultat vielleicht auf diesen Satz hinauslaufen [...]: Das,
was wir jetzt die Welt nennen, ist das Resultat einer Menge von Irrthümern und
Phantasien, welche in der gesammten Entwickelung der organischen Wesen
allmählich entstanden, in einander verwachsen“ sind (KSA 2, 37, 18-26).
321, 7-9 Die Grösse soll nicht vom Erfolge abhangen, und Demosthenes hat
Grösse, ob er gleich keinen Erfolg hatte.] Der griechische Redner und Politiker
Demosthenes (384-322 v. Chr.) wurde mit seinen Philippischen Reden zum
Wortführer im Kampf gegen Philipp von Makedonien, der die Unabhängigkeit
der Griechen bedrohte. Denn Philipp hatte bereits eine Vormachtstellung in
Griechenland errungen, die sein Sohn, Alexander der Große, später noch weiter
ausbaute. Demosthenes wurde nach seinem erfolglosen Engagement beim Auf-
stand der Griechen gegen die makedonische Vorherrschaft im Jahre 323 v. Chr.
zum Tode verurteilt, entzog sich dann allerdings der Hinrichtung, indem er
sich vergiftete. - N. reflektiert vor allem in UB IV WB über das Phänomen der
konzentrierte sich Darwin im Rahmen seiner Forschungen zur Evolution auf
das Feld der Botanik.
Mit seinen Publikationen löste Darwin öffentliche Kontroversen aus, weil
seine Theorien nicht dem biblischen Schöpfungsmythos entsprachen und in
Konkurrenz zur christlichen Weltanschauung gesehen wurden. Infolgedessen
entstanden schon bei zeitgenössischen Lesern oftmals gravierende Missver-
ständnisse. Vielfach polemisierte man gegen Darwin aber auch mit verzerren-
den Trivialisierungen seiner Theorien. So wurde die komplexe Abstammungs-
lehre Darwins auf die von ihm selbst nicht vertretene These reduziert, der
Mensch stamme vom Affen ab. Nachdem sich Darwins Evolutionstheorien im
20. Jahrhundert endgültig durchgesetzt hatten, avancierten sie zur fundamen-
talen Basis für die moderne Evolutionsbiologie. Zu Unrecht beriefen sich je-
doch die Vertreter sozialdarwinistischer Ideologien auf Darwin: Sie versuchten
biologische Gesetzmäßigkeiten unkritisch auf menschliche Gesellschaften zu
übertragen und gerieten dabei in einen naturalistischen Fehlschluss. Zum
Darwinismus-Diskurs im 19. Jahrhundert vgl. Bayertz/Gerhard/Jaeschke, Bd. 2,
2007.
In seiner späteren Philosophie zieht N. Konsequenzen aus den im vorlie-
genden Kontext thematisierten „Lehren vom souverainen Werden, von der
Flüssigkeit aller Begriffe, Typen und Arten“, die er „für wahr hält“ und durch
den Darwinismus besonders markant exemplifiziert sieht. Von seinem Werk
Menschliches, Allzumenschliches (1878) an befürwortet N. ein historisches Phi-
losophieren4, mit dem er die Genese moralischer, religiöser, ästhetischer und
kultureller Konzepte, Begriffe und Empfindungen zu eruieren versucht. Laut
N. „wird der stetige und mühsame Process der Wissenschaft, welcher zuletzt
einmal in einer Entstehungsgeschichte des Denkens seinen höchsten
Triumph feiert“, im „Resultat vielleicht auf diesen Satz hinauslaufen [...]: Das,
was wir jetzt die Welt nennen, ist das Resultat einer Menge von Irrthümern und
Phantasien, welche in der gesammten Entwickelung der organischen Wesen
allmählich entstanden, in einander verwachsen“ sind (KSA 2, 37, 18-26).
321, 7-9 Die Grösse soll nicht vom Erfolge abhangen, und Demosthenes hat
Grösse, ob er gleich keinen Erfolg hatte.] Der griechische Redner und Politiker
Demosthenes (384-322 v. Chr.) wurde mit seinen Philippischen Reden zum
Wortführer im Kampf gegen Philipp von Makedonien, der die Unabhängigkeit
der Griechen bedrohte. Denn Philipp hatte bereits eine Vormachtstellung in
Griechenland errungen, die sein Sohn, Alexander der Große, später noch weiter
ausbaute. Demosthenes wurde nach seinem erfolglosen Engagement beim Auf-
stand der Griechen gegen die makedonische Vorherrschaft im Jahre 323 v. Chr.
zum Tode verurteilt, entzog sich dann allerdings der Hinrichtung, indem er
sich vergiftete. - N. reflektiert vor allem in UB IV WB über das Phänomen der