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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0026
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6 Jenseits von Gut und Böse

berg 2002, 165 f.). Obgleich N. gehofft hatte, Naumann würde „einen noch ge-
ringeren Kostenpreis herausrechnen“ (die Kalkulation ist nach KGB III 7/2, 203
nicht erhalten), erklärte er sich am 03. 06.1886 mit dessen Angebot einverstan-
den und gab den sofortigen Arbeitsbeginn in Auftrag (KSB 7/KGBIII/3, Nr. 705,
S. 193). Im Juni und Juli 1886 erfolgten dann tatsächlich der Satz, die Korrektur
- auch durch Heinrich Köselitz - und der Druck des neuen Werkes; am
02. 08.1886 bat N. seinen Verleger um die Übersendung von Frei- und Rezensi-
onsexemplaren an nicht weniger als 46 Empfänger, darunter Freunde, aber auch
Redaktionen und andere Multiplikatoren (KSB 7/KGB III/3, Nr. 726, S. 216-220,
vgl. Kr 1,125-129, Fn. 146). Am 04. 08.1886 konnte N. Naumann melden: „die Ex-
emplare sind eingetroffen und machen mir Freude: Alles sieht gut aus.“
(KSB 7/KGB III/3, Nr. 728, S. 222, Z. 2f.) An Naumann zahlte N., wie aus seinem
Brief vom 19. 09.1886 hervorgeht, für den Druck 881 Mark (KSB 7/KGB III/3,
Nr. 749, S. 249, Z. 4). Der Listenpreis des Buches betrug 5 Mark, wovon N. jeweils
60% hätte bekommen sollen. Nach einer späteren Aufstellung von Naumann
waren freilich noch einige weitere Kosten in Abzug zu bringen, so dass erheblich
mehr als 300 Exemplare hätten verkauft werden müssen, um N. Profit zu bringen
(Schaberg 2002,169). Zwar erwies sich Naumann als „zuverlässiger Buchvertei-
ler“, dennoch waren binnen Jahresfrist wenig mehr als 100 Exemplare von JGB
abgesetzt. N.s erstes selbstfinanziertes Buchprojekt - sieht man einmal vom Za
IV-Privatdruck ab, der zunächst nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war - er-
wies sich in den ersten Jahren als finanzieller Fehlschlag.
Wie durchgreifend N.s Gestaltungswille noch in der letzten Phase vor der
Manuskriptfinalisierung war, zeigt sich beispielsweise daran, wie er in kurzer
Zeit die Gliederung von JGB grundlegend revidierte. Ende März 1886 sah sie im
Briefentwurf an Credner wie folgt aus:
So, wie ich jetzt das ganze Material geordnet habe, beginnt das Buch mit jenem Hymnus
„an den Mistral“: darauf folgt eine lange Einleitung, welche die Züge der Philosophie der
Zukunft, deren Heraufkommen ich voraussage, darzustellen unternimmt.
Darauf
Erster Theil: Buch der Loslösung
Zweiter Teil: Buch der Heimlichkeit (mit eingestreuten Versen und Epigrammen)
Dritter Theil: Buch der Höhe
zum Schluß das mitgesandte Lied „oh Lebensmittag“ (KSB 7/KGB III/3, Nr. 682, S. 168,
Z. 12-21).
Fast schon ganz die Endgestalt hat die Gliederung von JGB zwei Wochen später
gemäß dem Brief an Heymons vom 12. 04.1886 angenommen: „Das Buch ent-
hält zehn Abschnitte, deren Überschriften lauten: Von den Vorurtheilen der
Philosophen. Der freie Geist. Das religiöse Genie. Das Weib an sich. Zur Natur-
geschichte der Moral. Wir Gelehrten. Unsere Tugenden. Völker und Vaterlän-
 
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