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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0253
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Stellenkommentar JGB 26, KSA 5, S. 44-45 233

dieser Band von N. und dem Ehepaar Overbeck gemeinsam gelesen wurde.
„L’abbe Galiani est une des figures les plus vives, les plus originales et les plus
gaies du XVIIIe siede“ (Sainte-Beuve o. J., 2, 421. „Der Abbe Galiani ist eine der
lebendigsten, der originellsten und der heitersten Figuren des 18. Jahrhun-
derts.“).
Die Assoziation von Galiani - der kleinwüchsig gewesen ist - mit dem
Affen entspringt nicht allein N.s Phantasie, sondern hat in der biographischen
Einführung zu Galianis Briefen von Eugene Asse einen Quellenanhalt. Dort ist
nämlich von einem Affen die Rede, mit dem Galiani eine innige Lebensgemein-
schaft gepflegt hat: „Son singe, qui ne le quittait presque jamais, etait un ani-
mal tres particulier, d’ailleurs tres vigoureux. L’abbe en raffolait. II etait per-
suade de la metempsycose, et ne doutait pas que l’äme d’un Pitt, d’un tres
grand ministre d’autrefois, d’un mathematicien, d’un astronome, d’un secretai-
re d’ambassade, d’un musicien, etc., ne füt dans son singe. [...] Mais enfin cet
animal devint le rival de son maitre, et un jour que Galiani caressait devant lui
de tres pres sa maitresse, le singe voulut eu avoir sa part. La place etait prise;
le singe entra en /XLII/ fureur, et saisit l’abbe ä la gorge pendant qu’il fourra-
geait la belle. II fallut appeler du secours; on ne put jamais arracher le singe
qui etranglait l’abbe; on fut contraint de l’y tuer“ (Galiani 1882, 1, XLIf.,
Anm. „Sein Affe, der ihn fast niemals verließ, war ein sehr besonderes Tier,
überdies sehr kräftig. Der Abbe schwärmte davon. Er war von der Seelenwan-
derung überzeugt und zweifelte nicht, dass die Seele eines Pitt, eines sehr gro-
ßen Ministers aus früherer Zeit, eines Mathematikers, eines Astronomen, eines
Botschaftssekretärs, eines Musikers etc. in seinem Affen sei. [...] Aber schließ-
lich wurde dieses Tier der Rivale seines Herrn, und eines Tages, als Galiani vor
ihm sehr nah seine Mätresse streichelte, wollte der Affe daran seinen Anteil
haben. Der Platz wurde genommen; der Affe geriet in Wut und packte den
Abbe an der Kehle, während er die Schöne zerwühlte. Man musste Hilfe rufen;
man konnte den Affen nicht losreißen, der den Abbe zu erdrosseln drohte; man
war gezwungen, ihn dort zu töten“). In der Kombination von Affe, Bock und
Genie erscheint Galiani in JGB 26 als Satyr - und genau dieser unberechenbare
Dämon und Dionysos-Begleiter wird in 44, 32 auch ausdrücklich genannt.
Vgl. zu N. und Galiani auch die in NK KSA 6, 285, 4-286,12 mitgeteilte EH-
Vorstufe sowie NK KSA 6, 436, 8, sodann Vivarelli 2003 u. Liessmann 2000.
45, 4-17 Häufiger schon geschieht es, dass, wie angedeutet, der wissenschaftli-
che Kopf auf einen Affenleib, ein feiner Ausnahme-Verstand auf eine gemeine
Seele gesetzt ist, — unter Ärzten und Moral-Physiologen namentlich kein seltenes
Vorkommniss. Und wo nur Einer ohne Erbitterung, vielmehr harmlos vom Men-
schen redet als von einem Bauche mit zweierlei Bedürfnissen und einem Kopfe
mit Einem; überall wo Jemand immer nur Hunger, Geschlechts-Begierde und Ei-
 
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