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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0257
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Stellenkommentar JGB 28, KSA 5, S. 45-46 237

zentfehlerbehafteten) Jolly fehlerhaft abgeschrieben, worauf N. in seiner Auf-
zeichnung diese Fehler einfach reproduziert haben könnte.
45, 31-46, 5 Was aber „die guten Freunde“ anbetrifft, welche immer zu bequem
sind und gerade als Freunde ein Recht auf Bequemlichkeit zu haben glauben:
so thut man gut, ihnen von vornherein einen Spielraum und Tummelplatz des
Missverständnisses zuzugestehn: — so hat man noch zu lachen; — oder sie ganz
abzuschaffen, diese guten Freunde, — und auch zu lachen!] Offensichtlich ist,
dass N. der Freundschaft wiederholt Aufmerksamkeit zuwandte (vgl. zur Über-
sicht NH 237 f. - Harald Lemke, ferner Miner 2010), ebenso, dass er sich über
die mangelnde Bereitschaft des Verstehenwollens oder der Einfühlung seitens
seiner (angeblichen) Freunde auch brieflich zu beschweren pflegte (meist bei
anderen Freunden). Seltener ist gefragt worden, wie es um N.s eigene Ver-
ständnisbemühungen gegenüber seinen Freunden bestellt gewesen ist. Viele
Briefe jedenfalls lassen ihn als kaum am Leben der anderen ernsthaft Anteil-
nehmenden erscheinen. Vielleicht hat er ja dem Missverstehen durch Verzicht
auf eine eigene Verstehensanstrengung einen Riegel vorschieben wollen. JGB
TI suggeriert jedenfalls, er habe lachend auf alle Freunde gut verzichten kön-
nen.
28.
Eine Vorstufe dieses Abschnitts mit vielen Überarbeitungen findet sich in KGW
IX 5, W I 8, 185 f.; das Thema der unterschiedlichen Stil-Tempi mit einem be-
sonderen, in JGB 28 dann entfallenden Akzent auf den in Deutschland für die
Sprachtempo-Entwicklung maßgebenden Einfluss der „Pfarrerssöhne“ erörtert
NL 1885, KSA 11, 34[102], 454 (KGW IX 1, N VII1, 125 f., vgl. NK 190, 32-191, 2),
aber wie in JGB 28 schon unter Hinweis auf Voltaire und Petron. Noch auf
„Geist“ ist die Stilkritik in NL 1884, KSA 11, 25[38], 21,14-20 fokussiert, die mit
Goethe und Machiavelli teilweise Personal aufbietet, das in JGB 28 wiederkehrt.
46, 7-10 Was sich am schlechtesten aus einer Sprache in die andere übersetzen
lässt, ist das tempo ihres Stils: als welcher im Charakter der Rasse seinen Grund
hat, physiologischer gesprochen, im Durchschnitts-tempo ihres „Stoffwechsels“.]
Zum Rassenbegriff an dieser Stelle siehe Schank 2000, 221 f., der ihn in „unter-
schiedlichen Lebensbedingungen der Völker: Umgebung, Wärme, Kälte“ auf-
löst (ebd., 222). Allerdings bildet „Rasse“ in JGB 28 offenkundig nicht nur die
äußeren Lebensbedingungen eines Volkes ab oder ist deren Reflex, sondern
hat sich zu einer biologischen Struktur verfestigt, wobei diese Struktur sich
stets als (historisch-geographisch) variabel erweist und in Interaktion mit der
Umwelt bleibt - „die trockne feine Luft von Florenz“ (47, 4) half beispielsweise
 
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