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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0348
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328 Jenseits von Gut und Böse

inside them, or that they are somebody eise, and so forth. It is said that this
phase is most commonly associated with morbid disturbance of the alimentary
organs. So in many religions fasting has been used as an agent for detaching
the thoughts from the body and for inducing ecstasy. / There is yet a third
peculiarity of the insane which is almost universal, that of gloomy Segregation.
[...] They almost without exception walk apart in moody isolation, each in his
own way, buried in his own thoughts. [...] I am assured that whenever two are
seen in Company, it is either because their attacks of madness are of an inter-
mittent and epileptic character and they are temporarily sane, or otherwise
/68/ that they are near recovery. Conversely, the curative influence of social
habits is fully recognised, and they are promoted by festivities in the asylums.
On the other hand, the great teachers of all creeds have made seclusion a
prominent religious exercise. In short, by inforcing celibacy, fasting, and Soli-
tude, they have done their best towards making men mad, and they have al-
ways largely succeeded in inducing morbid mental conditions among their
followers.“ (Galton 1883, 66-68) Die Übereinstimmung mit 25[33] bis hin zur
Zwangsvorstellung, aus Glas zu sein, ist zweifellos beträchtlich. Dies hat frei-
lich die Forschung nicht davon abgehalten, noch andere Quellen ins Gespräch
zu bringen, denn zweifellos hat sich N. sowohl in der psychologischen und
psychiatrischen als auch in der religionswissenschaftlichen Literatur breit um-
gesehen und ist da immer wieder auf ähnliche Motive gestoßen. Die Bedeutung
des Fastens hat N. schon in M 14, KSA 3, 26-28 entfaltet, wozu er sich, wie
Orsucci 1996, 195 f. nachweist, aus Gustav Roskoffs Buch Das Religionswesen
der rohesten Naturvölker bedient hat (Roskoff 1880,156-159). Baumanns Hand-
buch der Moral hat N. entnommen, dass ,,[b]ei den religiösen Visionen z. B. im
Christenthum, im Muhammedanismus, bei denen Zurückziehen von der Welt,
Enthaltsamkeit und Fasten, Stille der Seele, also Zurückdrängen des willkürli-
chen Denkens, eine so grosse Rolle spielten, [...] das, was erlebt wurde, durch-
aus den physiologisch-psychologischen Zuständen angemessen gewesen [ist].
[...] Was solche Methode, Zurückziehung von der Welt, Einsamkeit, etwas Fas-
ten, Richtung der willkürlichen Aufmerksamkkeit auf einen Gedankencom-
plex, bewirken kann, sieht man an den exercitia spiritualia der Jesuiten, wel-
che auf den visionären Vorgängen von Ignatius beruhen.“ (Baumann 1879, 250.
Letzter Satz von N. mit Randstrich markiert.) Übertreibungen bleiben dabei
nicht aus: „Ganz in dieselbe Kategorie gehört aber auch der halb visionäre
Zustand, der häufig bei denen, die sich zum Examen vorbereiten, kurz vor
demselben eintritt: solche sind ganz gewissen Vorstellungsmassen zugewen-
det, darüber treten die Empfindungen /251/ zurück, die Kraft des willkürlichen
Denkens wird schwach, weil es zu sehr getheilt und überanstrengt ist, Appetit -
und Schlaflosigkeit in Folge der Ueberreizung des Gehirns treten hinzu, der
 
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