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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0428
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408 Jenseits von Gut und Böse

nach Freiheit sehnend!“ (Gutzkow 1862, 11, 43) N. hat Gutzkow verabscheut.
JGB 87 dient Meta von Salis-Marschlins in ihrer N.-Monographie von 1897 als
Belegstelle für N.s Aristokratismus (Salis-Marschlins 2000, 119).
88.
89, 15 f. Sehr klugen Personen fängt man an zu misstrauen, wenn sie verlegen
werden.] NL 1882, KSA 10, 3[1]393, 101, 8 dekretiert resoluter: „Sehr klugen
Personen glaubt man ihre Verlegenheit nicht.“ Diese Version variiert einen Ge-
danken in NL 1882, KSA 10, 3[1]139, 69, 23 (ähnlich in NL 1882, KSA 10,12[l]109,
392, 14 f.), den N. in JGB 178, KSA 5, 103, 14 f. verwertet hat. Nach zeitgenössi-
scher psychologischer Auffassung setzt Verlegenheit ein, wenn die Klugheit an
ihre Grenzen stößt: „Kann die Klugheit nicht sofort die Mittel finden, welche
zur Erreichung des Zweckes, besonders wenn die Erreichung desselben als sehr
dringlich vorgestellt wird, die passendsten sind, so entsteht der Zustand der
Verlegenheit.“ (Esser 1854, 632) Zur Interpretation von JGB 88 vor dem
Hintergrund der darin angelegten, komischen Fallhöhe siehe Kunnas 1982, 79.
89.
89, 18 f. Fürchterliche Erlebnisse geben zu rathen, ob Der, welcher sie erlebt,
nicht etwas Fürchterliches ist] Die Vorstufe NL 1882, KSA 10, 3[1]59, 60, 11-13
fügt noch einen Nachsatz hinzu: „Fürchterliche Erlebnisse geben zu rathen, ob
[ursprünglich: „verstehen, daß“, KGW VII4/1, 64] der, welcher sie erlebt, nicht
etwas Fürchterliches ist: vielleicht ohne daß er es weiß.“ In NL 1883, 22[3], 621,
12 heißt es noch dezidierter: „Die fürchterlichen Erlebnisse suchen sich die
Fürchterlichen.“ Wiederum benutzte N. für die Druckfassung die frühere Vari-
ante. Thematisch verwandt mit JGB 89 ist JGB 70, vgl. NK 86, 12 f.
Für JGB 89 lässt sich schon früh eine populäre Rezeption nachweisen,
nämlich 1891 in Gerhard von Amyntors Erzählung Die Cis-Moll-Sonate: „,Sie
entsetzen sich vor mir;4 fuhr er, schmerzlich lächelnd, fort, ,oh, leugnen Sie es
nur nicht! auch Sie huldigen der Ansicht Nietzsche’s, daß fürchterliche Erleb-
nisse zu raten geben, ob der, welcher sie erlebte, nicht selbst etwas Fürchterli-
ches ist“4 (Amyntor 1891, 24).
90.
89, 21-23 Schwere, schwermüthige Menschen werden gerade durch das, was
Andre schwer macht, durch Hass und Liebe, leichter und kommen zeitweilig an
 
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