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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0590
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570 Jenseits von Gut und Böse

von Jean Bourdeau unter dem Titel L’Allemagne au XVIIIe siede auftauchte.
Zwei Jahre später sollte N. mit Bourdeau in brieflichen Kontakt treten; die Re-
vue des deux mondes hat N. ohnehin oft gelesen - und zudem könnten manche
Äußerungen in JGB 209 so wirken, als seien sie Adaptionen von Bourdeaus
Artikel. Dagegen scheint allerdings die Chronologie zu sprechen. Die für 136,
15 f. relevante Stelle lautet: „L’optimisme leibnizien etait dans le temperament
de son auteur, dans sa belle humeur inalterable. II est un mot de lui: Je ne
meprise presque rien, que nous nous plaisons ä opposer au ,mepris transcen-
dantal,' qu’un esprit superieur de notre temps a eu la faiblesse d’exprimer un
jour. Comme le mot de Leibniz respire la bienveillance du genie!“ (Bourdeau
1886, 605. „Der Leibnizsche Optimismus lag im Temperament seines Autors,
in seiner unwandelbar guten Laune. Es gibt von ihm ein Wort: Ich verachte
fast nichts, das wir der transzendentalen Verachtung' gegenüberzustellen das
Vergnügen haben, die ein höherer Geist unserer Zeit eines Tages auszuspre-
chen die Schwachheit hatte. Wie doch das Wort von Leibniz das Wohlwollen
des Genies atmet!“) Nach JGB 207 hingegen zeigt sich in Leibniz’ Äußerung
nicht das Genie, sondern der entscheidungsschwache Gelehrte, der jeder Beja-
hung und Verneinung möglichst ausweicht.
136, 21 Gewaltmenschen der Cultur] In Jacob Burckhardts Cultur der Renais-
sance in Italien hat N. bei der Behandlung des uomo universale Leon Battista
Alberti den Ausdruck „Gewaltmenschen“ unterstrichen (Burckhardt 1869b,
110, vgl. NK 146, 7-12).
137,1 f. Folglich auch Nichts für Weiber] Vgl. z. B. NK 11, 2-4.
137, 2 in parenthesi] Lateinisch: „in Klammer“.
208.
Eine Vorarbeit zu JGB 208 findet sich in NL 1885, KSA 11, 34[67], 440 f., ent-
spricht KGW IX 1, N VII 1, 153 f. Ausgefeilter ist die Fassung in KGW IX 4, W I
6, 53, 26-44 u. 55, 2-36 (hier ohne N.s spätere Korrekturen wiedergegeben):
„Unser neunzehntes Jahrhundert zeigt sich in der Höhe und in der Tiefe als ein
skeptisches Jahrhundert, das heißt als ein verlängertes verdünntes achtzehntes
Jahrhundert. Fast alle feineren Gelehrten und Künstler sind heute Skeptiker, ob
sie res'' schon sich und Anderen nicht gerne zugeben wollen. Der Pessimismus
freilich, als eine Denkweise, die Nein sagt, macht eine Ausnahme: man darf
ihn auf den Hang zur Bequemlichkeit zurückführen, der jedem demokratischen
Zeitalter eigen ist. Wenn der Skeptiker entartet, nämlich faul wird, wird er zum
Pessimisten. Ein munterer Kopf aber, der sich einige Freiheit des Wissens und
 
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