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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0674
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654 Jenseits von Gut und Böse

1845, 207) „Macht - das bin Ich selbst, ich bin der Mächtige und Eigner der
Macht“ (Ebd., 276).
170,19-24 Auf diese reichliche Artigkeit hin, wie ich sie eben gegen mich selbst
begangen habe, wird es mir vielleicht eher schon gestattet sein, über das „Weib
an sich“ einige Wahrheiten herauszusagen: gesetzt, dass man es von vornherein
nunmehr weiss, wie sehr es eben nur - meine Wahrheiten sind.] Schrift 1990,
108 f. zieht diese Stelle heran, um zu erläutern, dass es nach Jacques Derrida
bei N. keine eine und universelle Wahrheit im Singular, sondern allenfalls
noch personalisierte („meine“) Wahrheiten im Plural geben könne. Die For-
mel „das ,Weib an sich“4 hatte Karl Gutzkow in seinem Roman Die neuen Sera-
pionsbrüder populär gemacht: „Mein Sokrates behauptete: Der Mann habe das
Bedürfniß, zuweilen das ,Weib an sich4, nicht das Weib mit den tausend Nü-
cken der Gattinnen, der Mütter, der Töchter, zu sehen und mit ihm umzugehen.
Das ,Weib an sich4 - das war ihm der Begriff, den die Dichter besungen hätten,
den das Hohelied Salomonis besungen hat! Im gewöhnlichen, namentlich
christlichen Leben existirt das ,Weib an sich4 nicht mehr, nur im todten Marien-
dienst der Kirche“ (Gutzkow 1877, 1, 198).

232.
Eine Aufzeichnung, die dann teilweise in NL 1885, KSA 11, 37[17], 593 (KGW IX
4, W I 6, 76, 16-44 u. 77, 38-40) eingeht, gibt in KGW IX 4, W I 5, 38, 28-52 u.
39, 28-40 den Takt von JGB 232 vor (hier in der unkorrigierten, ersten Fassung):
„Man kann nicht hoch genug von den Frauen denken, aber deshalb braucht
man noch nicht falsch von ihnen zu denken: hier soll man gründlich auf der
Hut sein. Daß sie selber im Stande wären, die Männer über das ,Ewig=Weibli-
che4 aufzuklären, ist wenig wahrscheinlich: es scheint, daß sie sich dazu selber
zu nahe stehen - und überdieß ist das Aufklären selber, bisher wenigstens,
Männer=Sache, Männer=Gabe gewesen. Endlich darf man, bei alle dem, was
Frauen über ,das Weib4 schreiben, ein gutes Mißtrauen sich vorbehalten: näm-
lich ob nicht ein Weib, welches schreibt, ganz unabsichtlich, gerade das thut,
was der gewünschten »Aufklärung4 entgegenwirkt - und sich putzt? Gehört das
Sich=Putzen nicht zum sichersten Bestände des Ewig=Weiblichen? Und hat
man jemals einem Weibskopfe schon Tiefe zugestanden? Oder einem Weibs-
herzen - Gerechtigkeit? Ohne Tiefe aber und Gerechtigkeit - was nützt es,
wenn Weiber über das Weib urtheilen? rGesetzt aber, ein schreibendes Weib
putzt sich nicht: -'' Ist es das nicht beinahe ''bereits'' eine Verleugnung des
weiblichen Instinktes, eine rAnzeichen von"1 Entartung? Ist rRuht'' der Wille zur
»Aufklärung über das Weib4 nicht ''irgendein'' beinahe der rdunkler unbewuß-
 
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