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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0677
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Stellenkommentar JGB 232, KSA 5, S. 171-172 657

zen typisch weiblich sei, gehört zu den klassischen (Vor-)Urteilen von Männern
über Frauen (vgl. auch NK 98, 15-17 u. NK 95, 11-13). Napoleon schreibt man
den Ausspruch zu: „Les femmes ne s’occupent que de plaisir et de toilette.“
(Damas-Hinard 1838, 1, 476. „Die Frauen beschäftigen sich nur mit Vergnügen
und Toilette.“). Zum Ewig-Weiblichen NK 173, 16-21.
172, 3-5 Und ist es nicht wahr, dass, im Grossen gerechnet, ,das Weib‘ bisher
vom Weibe selbst am meisten missachtet wurde — und ganz und gar nicht von
uns?] Vgl. NK 89, 6-8.
172, 7-12 wie es Manns-Fürsorge und Schonung des Weibes war, als die Kirche
dekretirte: mulier taceat in ecclesia! Es geschah zum Nutzen des Weibes, als
Napoleon der allzuberedten Madame de Stael zu verstehen gab: mulier taceat in
politicis! — und ich denke, dass es ein rechter Weiberfreund ist, der den Frauen
heute zuruft: mulier taceat de muliere!] Die Vulgata-Version von 1. Korinther 14,
34 lautet: „Mulieres in ecclesiis taceant non enim permittitur eis loqui sed sub-
ditas esse sicut et lex dicit.“ („Eure Weiber lasset schweigen unter der Gemei-
ne; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern unter-
than seyn, wie auch das Gesetz sagt.“ Die Bibel: Neues Testament 1818, 210.)
Aus dieser Anweisung des Apostels Paulus nahm N. zwei parodierende Ablei-
tungen vor (vgl. z. B. Schmidt 2002, 236), die beide keine Originalzitate sind.
Dabei ist diese Parodie einer Passage in Schopenhauers berüchtigter Invektive
„lieber die Weiber“ (Parerga und Paralipomena, 2. Band, Kapitel XXVII, § 381)
nachempfunden, in der es heißt: „Der Mann strebt in allem eine direkte
Herrschaft über die Dinge an, entweder durch Verstehen, oder durch Bezwin-
gen derselben. Aber das Weib ist immer und überall auf eine bloß indirekte
Herrschaft verwiesen, nämlich mittelst des Mannes, als welchen allein es di-
rekt zu beherrschen hat. Darum liegt es in der Weiber Natur, alles nur als Mit-
tel, den Mann zu gewinnen, anzusehn, und ihr Anteil an irgend etwas anderem
ist immer nur ein simulirter, ein bloßer Umweg, d. h. läuft auf Koketterie und
Aefferei hinaus. [...] Man darf nur die Richtung und Art ihrer Aufmerksamkeit
im Konzert, Oper und Schauspiel beobachten, z. B. die kindliche Unbefangen-
heit sehn, mit der sie, unter den schönsten Stellen der größten Meisterwerke,
ihr Geplapper fortsetzen. Wenn wirklich die Griechen die Weiber nicht ins
Schauspiel gelassen haben; so thaten sie demnach recht daran; wenigstens
wird man in ihren Theatern doch etwas haben hören können. Für unsre Zeit
würde es passend seyn, dem taceat mulier in ecclesia ein taceat mulier in thea-
tro hinzuzufügen oder zu substituiren, und solches mit großen Lettern etwan
auf den Theatervorhang zu setzen.“ (Schopenhauer 1873-1874, 6, 655 - „die
Frau soll im Theater schweigen“.) Wenn JGB 232 den Bogen zu Napoleon
schlägt, der Anne Louise Germaine de Stael (vgl. NK 142, 6-9) nahegelegt habe,
 
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