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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0714
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694 Jenseits von Gut und Böse

187, 32 f. Oder Marschner’s Hans Heiling und Vampyr!] Die Oper Hans Heiling
von Heinrich Marschner (1795-1861) nach einem Libretto von Eduard Devrient
(1833 uraufgeführt) folgte der 1828 erstmals gezeigten Marschner-Oper Der
Vampyr nach einem Libretto von Wilhelm August Wohlbrück. Noch der Roman-
tik verpflichtet und insbesondere mit Hans Heiling unter Zeitgenossen sehr er-
folgreich, wird Marschners Opernschaffen in einer Übergangsphase zwischen
Carl Maria von Weber und Richard Wagner verortet.
187, 33 Oder selbst noch Wagner’s Tannhäuser!] Richard Wagners romantische
Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg wurde 1845 in Dresden ur-
aufgeführt. Ihre Auftritte in N.s Werken aus den 1880er Jahren sind oft ironisch
durchsäuert, vgl. z. B. NK KSA 6, 17, 2-4 u. NK KSA 6, 17, 17-20.
188, 5-9 Anders stand es mit Felix Mendelssohn, jenem halkyonischen Meister,
der um seiner leichteren reineren beglückteren Seele willen schnell verehrt und
ebenso schnell vergessen wurde: als der schöne Zwischenfall der deutschen
Musik.] Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) komponierte 1832, inspiriert
von Goethes gleichnamigen Gedichten, die berühmt gewordene Konzertouver-
türe Meeresstille und glückliche Fahrt, war also zweifelsfrei ein Fachmann für
das Halkyonische (dazu NK 159, 28 f.). Eine Nachlassaufzeichnung, die in NK
KSA 6, 28, 31-29, 15 wiedergegeben ist, betont die „große Cultur Mendels-
sohns“, die in seiner eigenen Jugend das Musikleben noch bestimmt habe (vgl.
auch NL 1885, KSA 11, 42[2], 676, 6). Die aus 188, 5-9 sprechende Hochschät-
zung Mendelssohns kann als direkte Replik auf Wagners Pamphlet Das Juden-
thum in der Musik (1850, erweitert 1869) verstanden werden, in dem der aus
jüdischem Elternhaus stammende Protestant Mendelssohn Zielscheibe antise-
mitischer Invektiven wird.
188, 9-18 Was aber Robert Schumann angeht, der es schwer nahm und von
Anfang an auch schwer genommen worden ist — es ist der Letzte, der eine Schule
gegründet hat gilt es heute unter uns nicht als ein Glück, als ein Aufathmen,
als eine Befreiung, dass gerade diese Schumann’sche Romantik überwunden ist?
Schumann, in die „sächsische Schweiz“ seiner Seele flüchtend, halb Wertherisch,
halb Jean-Paulisch geartet, gewiss nicht Beethovenisch! gewiss nicht Byro-
nisch! — seine Manfred-Musik ist ein Missgriff und Missverständniss bis zum Un-
rechte] 1921 berichtete der Komponist Adolf Ruthardt (1849-1934) von einer
Begegnung mit N. im Engadin Anfang August 1885, mit dem er sich am Tag
nach einem abendlichen Hauskonzert auf einen Spaziergang begeben hatte:
„Nietzsche [...] kam sodann auf den gestrigen Abend zu sprechen. »Erklären Sie
mir doch die höchst auffallende Vorliebe, welche Fräulein von Mansuroff für
Schumann, insonderheit dessen ,Kreisleriana‘ hegt. Meinerseits kann ich’s nur
einer unklaren Empfindsamkeit zuschreiben, zumal sie, im Gegensätze zu ih-
 
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