Stellenkommentar JGB 250, KSA 5, S. 191-192 705
hen (vgl. 191, TJ f.), obwohl letztlich offen bleibt, wie die national-geschlechtli-
chen Machtkämpfe jeweils ausgehen werden.
191,18 f. Wezbsprob/em der Schwangerschaft] Die Möglichkeit der Schwanger-
schaft, die dem Mann versagt bleibt, beschäftigte N. nachhaltig; vgl. etwa die
prominente Za-Stelle: „Alles am Weibe ist ein Räthsel, und Alles am Weibe hat
Eine Lösung: sie heisst Schwangerschaft. / Der Mann ist für das Weib ein Mit-
tel: der Zweck ist immer das Kind.“ (Za I Von alten und jungen Weiblein, KSA
4, KSA 4, 84, 22-85, 2, vgl. auch NK KSA 6, 306, 20-23.) Dennoch pflegte N.
zur Entstehungszeit von JGB Schwangerschaft auch metaphorisch auf den
männlichen Denker zu übertragen, vgl. z. B. NL 1884, KSA 11, 26[286], 226 (kor-
rigiert KGW VII 4/2, 168) u. NK KSA 6, 336, 2-6. Zum Motiv der Schwanger-
schaft in N.s Denken siehe z. B. Skowron 2012, 232-237.
191, 28 f. folglich „von Gottes Gnaden“] In KGW IX 6, W II 2, 70, 19 kannte N.
sogar einen „Hanswurst von Gottes Gnaden“. Die ins Mittelalter zurückreichen-
de Vorstellung einer Herrschaft Dei gratia, „von Gottes Gnaden“ wurde auch
noch vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (nach dem N. seine Vorna-
men erhalten hat) reaktiviert, als er die ihm 1849 von der Paulskirchenver-
sammlung angetragene deutsche Kaiserkrone ablehnte. Im Blick auf die deut-
sche Kleinstaaterei während des Preußisch-Österreichischen Krieges hat N. be-
reits in einem Brief an Mutter und Schwester von Anfang Juli 1866 deutlich
erklärt, was er von der voraufklärerischen Herrschaftslegitimation durch Got-
tesgnadentum halte: nämlich nichts (KSB 2/KGB 1/2, Nr. 509, S. 135, Z. 23-30).
249.
Die Keimzelle des Abschnitts steht in NL 1884, KSA 11, 26[252], 216, 7: „Jedes
Volk hat seine eigene Tartüfferie“. Zu N.s Vorliebe für den Begriff der Tartüffe-
rie als Synonym für Heuchelei siehe NK 19, 14 f.
192, 3 f. kann man nicht kennen] Im Druckmanuskript hieß es noch: „darf man
nicht kennen“ (KSA 14, 370).
250.
Eine frühere, von N. durchgestrichene Version in KGW IX 5, W I 8, 287, 2-24
lautet: „Was Europa den Juden verdankt? - Vielerlei, Gutes und ''Schlimmes''
Böses, und vor Allem Eins, das vom Besten und Schlimmsten zugleich ist: den
großen Stil in der Moral, die Furchtbarkeit und Majestät unendlicher Forderun-
hen (vgl. 191, TJ f.), obwohl letztlich offen bleibt, wie die national-geschlechtli-
chen Machtkämpfe jeweils ausgehen werden.
191,18 f. Wezbsprob/em der Schwangerschaft] Die Möglichkeit der Schwanger-
schaft, die dem Mann versagt bleibt, beschäftigte N. nachhaltig; vgl. etwa die
prominente Za-Stelle: „Alles am Weibe ist ein Räthsel, und Alles am Weibe hat
Eine Lösung: sie heisst Schwangerschaft. / Der Mann ist für das Weib ein Mit-
tel: der Zweck ist immer das Kind.“ (Za I Von alten und jungen Weiblein, KSA
4, KSA 4, 84, 22-85, 2, vgl. auch NK KSA 6, 306, 20-23.) Dennoch pflegte N.
zur Entstehungszeit von JGB Schwangerschaft auch metaphorisch auf den
männlichen Denker zu übertragen, vgl. z. B. NL 1884, KSA 11, 26[286], 226 (kor-
rigiert KGW VII 4/2, 168) u. NK KSA 6, 336, 2-6. Zum Motiv der Schwanger-
schaft in N.s Denken siehe z. B. Skowron 2012, 232-237.
191, 28 f. folglich „von Gottes Gnaden“] In KGW IX 6, W II 2, 70, 19 kannte N.
sogar einen „Hanswurst von Gottes Gnaden“. Die ins Mittelalter zurückreichen-
de Vorstellung einer Herrschaft Dei gratia, „von Gottes Gnaden“ wurde auch
noch vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (nach dem N. seine Vorna-
men erhalten hat) reaktiviert, als er die ihm 1849 von der Paulskirchenver-
sammlung angetragene deutsche Kaiserkrone ablehnte. Im Blick auf die deut-
sche Kleinstaaterei während des Preußisch-Österreichischen Krieges hat N. be-
reits in einem Brief an Mutter und Schwester von Anfang Juli 1866 deutlich
erklärt, was er von der voraufklärerischen Herrschaftslegitimation durch Got-
tesgnadentum halte: nämlich nichts (KSB 2/KGB 1/2, Nr. 509, S. 135, Z. 23-30).
249.
Die Keimzelle des Abschnitts steht in NL 1884, KSA 11, 26[252], 216, 7: „Jedes
Volk hat seine eigene Tartüfferie“. Zu N.s Vorliebe für den Begriff der Tartüffe-
rie als Synonym für Heuchelei siehe NK 19, 14 f.
192, 3 f. kann man nicht kennen] Im Druckmanuskript hieß es noch: „darf man
nicht kennen“ (KSA 14, 370).
250.
Eine frühere, von N. durchgestrichene Version in KGW IX 5, W I 8, 287, 2-24
lautet: „Was Europa den Juden verdankt? - Vielerlei, Gutes und ''Schlimmes''
Böses, und vor Allem Eins, das vom Besten und Schlimmsten zugleich ist: den
großen Stil in der Moral, die Furchtbarkeit und Majestät unendlicher Forderun-