708 Jenseits von Gut und Böse
modus) längst distanziert haben: „Wir Artisten unter den Zuschauern und Phi-
losophen sind dafür den Juden — dankbar“ (192, 15 f.).
251.
Eine frühere Fassung findet sich in KGW IX 4, W I 5, 8, 22-44 u. 6, 2-48 u. 4,
2-14. Dieser Text beginnt mit dem Passus, der in JGB 251, KSA 5,193, 4 einsetzt.
Inhaltlich markante Abweichungen sind im Stellenkommentar dokumentiert.
192, 18-193, 4 ist als Vorspann also erst nachträglich hinzugefügt worden, um
das über die Juden und den Antisemitismus Gesagte als „Beispiel“ für „ein
erstes Zeichen der politischen Infektion“ (193, 3) des sprechenden Ich gleich-
zeitig zu distanzieren und interessant zu machen. Eine weitere Version, an der-
selben Stelle einsetzend, gibt es in KGW IX 4, W14, 4, 2-48 u. 5, 8-34. Schließ-
lich finden die Überlegungen ihre Fortsetzung in KGW IX 4, W I 5, 4, 26-48
(= NL 1885, KSA 11, 41[13], 688, 9-25). Zur Interpretation von JGB 251 vgl. z. B.
Brobjer 2008c, 212 f.
Biographisch ist zu der in JGB 251 deutlich markierten Abkehr vom land-
läufigen Antisemitismus zu vermerken, dass N.s Verleger Ernst Schmeitzner
Antisemitisches verlegt („Antisemiten-Loch“ hatte N. Anfang Dezember 1885
an Overbeck, KSB 7/KGB III/3, Nr. 649, S. 117, Z. 50 Schmeitzners Verlag ge-
nannt), überdies womöglich N.s Ersparnisse in antisemitische Projekte inves-
tiert und verloren hatte (vgl. Schaberg 2002, 154). Erst langwierige juristische
Auseinandersetzungen verhalfen N. dann zu einer Rückerstattung.
192, 26 Sybel] Der Historiker Heinrich von Sybel (1817-1895), Leiter der preußi-
schen Staatsarchive, Begründer der Historischen Zeitschrift und Legitimator des
modernen Deutschen Kaiserreichs mit den Mitteln der Mediävistik. In Bonn hat
N. zu Beginn seines Studiums bei Sybel eine Vorlesung „über Politik“ besucht
(N. an Franziska und Elisabeth Nietzsche, 10./17.11.1864, KSB 2/KGB 1/2,
Nr. 451, S. 18, Z. 24-29).
192, 26 Treitzschke] Diese Schreibweise für den Historiker und preußischen
Hofhistoriographen Heinrich von Treitschke, die an diejenige von N.s eigenem
Namen erinnert, ist auch in N.s Handexemplar falsch und unkorrigiert (Nietz-
sche 1886, 210). Vgl. NK 184, 20 f., zu Treitschkes antisemitischen Tendenzen
NK 193, 19-23.
192, 28-193, 4 Möge man mir verzeihn, dass auch ich, bei einem kurzen gewag-
ten Aufenthalt auf sehr inficirtem Gebiete, nicht völlig von der Krankheit ver-
schont blieb und mir, wie alle Welt, bereits Gedanken über Dinge zu machen
anfleng, die mich nichts angehn: erstes Zeichen der politischen Infektion. Zum
modus) längst distanziert haben: „Wir Artisten unter den Zuschauern und Phi-
losophen sind dafür den Juden — dankbar“ (192, 15 f.).
251.
Eine frühere Fassung findet sich in KGW IX 4, W I 5, 8, 22-44 u. 6, 2-48 u. 4,
2-14. Dieser Text beginnt mit dem Passus, der in JGB 251, KSA 5,193, 4 einsetzt.
Inhaltlich markante Abweichungen sind im Stellenkommentar dokumentiert.
192, 18-193, 4 ist als Vorspann also erst nachträglich hinzugefügt worden, um
das über die Juden und den Antisemitismus Gesagte als „Beispiel“ für „ein
erstes Zeichen der politischen Infektion“ (193, 3) des sprechenden Ich gleich-
zeitig zu distanzieren und interessant zu machen. Eine weitere Version, an der-
selben Stelle einsetzend, gibt es in KGW IX 4, W14, 4, 2-48 u. 5, 8-34. Schließ-
lich finden die Überlegungen ihre Fortsetzung in KGW IX 4, W I 5, 4, 26-48
(= NL 1885, KSA 11, 41[13], 688, 9-25). Zur Interpretation von JGB 251 vgl. z. B.
Brobjer 2008c, 212 f.
Biographisch ist zu der in JGB 251 deutlich markierten Abkehr vom land-
läufigen Antisemitismus zu vermerken, dass N.s Verleger Ernst Schmeitzner
Antisemitisches verlegt („Antisemiten-Loch“ hatte N. Anfang Dezember 1885
an Overbeck, KSB 7/KGB III/3, Nr. 649, S. 117, Z. 50 Schmeitzners Verlag ge-
nannt), überdies womöglich N.s Ersparnisse in antisemitische Projekte inves-
tiert und verloren hatte (vgl. Schaberg 2002, 154). Erst langwierige juristische
Auseinandersetzungen verhalfen N. dann zu einer Rückerstattung.
192, 26 Sybel] Der Historiker Heinrich von Sybel (1817-1895), Leiter der preußi-
schen Staatsarchive, Begründer der Historischen Zeitschrift und Legitimator des
modernen Deutschen Kaiserreichs mit den Mitteln der Mediävistik. In Bonn hat
N. zu Beginn seines Studiums bei Sybel eine Vorlesung „über Politik“ besucht
(N. an Franziska und Elisabeth Nietzsche, 10./17.11.1864, KSB 2/KGB 1/2,
Nr. 451, S. 18, Z. 24-29).
192, 26 Treitzschke] Diese Schreibweise für den Historiker und preußischen
Hofhistoriographen Heinrich von Treitschke, die an diejenige von N.s eigenem
Namen erinnert, ist auch in N.s Handexemplar falsch und unkorrigiert (Nietz-
sche 1886, 210). Vgl. NK 184, 20 f., zu Treitschkes antisemitischen Tendenzen
NK 193, 19-23.
192, 28-193, 4 Möge man mir verzeihn, dass auch ich, bei einem kurzen gewag-
ten Aufenthalt auf sehr inficirtem Gebiete, nicht völlig von der Krankheit ver-
schont blieb und mir, wie alle Welt, bereits Gedanken über Dinge zu machen
anfleng, die mich nichts angehn: erstes Zeichen der politischen Infektion. Zum