804 Jenseits von Gut und Böse
236, 26-29 gesetzt, dass auch Götter philosophiren, wozu mich mancher
Schluss schon gedrängt hat —, so zweifle ich nicht, dass sie dabei auch auf eine
übermenschliche und neue Weise zu lachen wissen] Gemeint ist wohl besonders
der (künstliche) Gott Dionysos, den sich JGB 295 philosophierend und lachend
gleichermaßen vorstellt (vgl. z. B. auch NK KSA 6, 123, 30-124, 3 u. NK KSA 6,
152, 1-7). Zur platonischen Kontrastfolie der These von den philosophierenden
Göttern vgl. NK 238, 16.
295.
Vielfach modifizierte Vorarbeiten zum Beginn von JGB 295, KSA 5, 237, 2-32
stehen in KGW IX 5, W I 8, 233, 26-43 u. 234, 2-32 und dort unmittelbar nach
jenen Aufzeichnungen, die N. dann in JGB 274 verwertet hat. Für 237, 2 bis 239,
17 ist die Vorlage demgegenüber die zunächst chaotische, dann klarer sortierte
Folge von Eintragungen in KGW IX 4, W I 5, 13, 1-44 u. 12, 2-48 u. 10, 2-25.
Offensichtlich ist JGB 295 also aus zwei ursprünglich voneinander verschiede-
nen Texten zusammengeschweißt worden, deren Gemeinsamkeit der Bezug zu
einer geheimnisvollen Versucherfigur darstellt, während der Beginn von JGB
295 sowie die fraglichen Aufzeichungen von W I 8 noch ohne die (für den Fort-
gang von JGB 295 so wichtige) Inanspruchnahme des Gottes als Philosoph aus-
kommen - auch Dionysos ist jeweils noch nicht namentlich genannt. Vgl. auch
KGW IX 4, W I 6, 29, 33-45; NL 1885, KSA 11, 34[181], 481, 28-482, 14 (KGW IX
1, N VII 1, 70, 2-38) u. NL 1885, KSA 11,34[232], 498, 15-23 (KGW IX 1, N VII 1,
26, 14-38).
Eine genaue sprachwissenschaftlich-rhetorische Analyse von JGB 295 (frei-
lich ohne Kenntnis von N.s Vorarbeiten), die sowohl die Elaboriertheit des Peri-
odenbaus in antiker Tradition, die Rhythmisierung des Sprachflusses als auch
die direkte Ansprache des Lesers herausstellt, bietet Sonderegger 1973. Vgl.
auch Venturelli 2003,154, Fn. 118, der anhand dieses die labyrinthisch-dionysi-
sche Seele spiegelnden Abschnitts 295 „die Gleichzeitigkeit des Flüsterns und
des Blitzes in Nietzsches Stil und Denkform“ belegen will, sowie zur Interpreta-
tion Müller-Lauter 1999a, 261 f. u. 316 f.; Lampert 2001, 287-294; Niemeyer
2004; Wotling 2008, 49 f.; Winteler 2010, 476-478; Poljakova 2013, 475 f. u.
Meyer 2015; zum Dionysischen als „physio-ästhetisches Mythopoem“ Pichler
2014b, 306-325 (exemplifiziert an GD).
237, 2-27 „Das Genie des Herzens, wie es jener grosse Verborgene hat, der Ver-
sucher-Gott und geborene Rattenfänger der Gewissen, dessen Stimme bis in die
Unterwelt jeder Seele hinabzusteigen weiss, welcher nicht ein Wort sagt, nicht
einen Blick blickt, in dem nicht eine Rücksicht und Falte der Lockung läge, zu
236, 26-29 gesetzt, dass auch Götter philosophiren, wozu mich mancher
Schluss schon gedrängt hat —, so zweifle ich nicht, dass sie dabei auch auf eine
übermenschliche und neue Weise zu lachen wissen] Gemeint ist wohl besonders
der (künstliche) Gott Dionysos, den sich JGB 295 philosophierend und lachend
gleichermaßen vorstellt (vgl. z. B. auch NK KSA 6, 123, 30-124, 3 u. NK KSA 6,
152, 1-7). Zur platonischen Kontrastfolie der These von den philosophierenden
Göttern vgl. NK 238, 16.
295.
Vielfach modifizierte Vorarbeiten zum Beginn von JGB 295, KSA 5, 237, 2-32
stehen in KGW IX 5, W I 8, 233, 26-43 u. 234, 2-32 und dort unmittelbar nach
jenen Aufzeichnungen, die N. dann in JGB 274 verwertet hat. Für 237, 2 bis 239,
17 ist die Vorlage demgegenüber die zunächst chaotische, dann klarer sortierte
Folge von Eintragungen in KGW IX 4, W I 5, 13, 1-44 u. 12, 2-48 u. 10, 2-25.
Offensichtlich ist JGB 295 also aus zwei ursprünglich voneinander verschiede-
nen Texten zusammengeschweißt worden, deren Gemeinsamkeit der Bezug zu
einer geheimnisvollen Versucherfigur darstellt, während der Beginn von JGB
295 sowie die fraglichen Aufzeichungen von W I 8 noch ohne die (für den Fort-
gang von JGB 295 so wichtige) Inanspruchnahme des Gottes als Philosoph aus-
kommen - auch Dionysos ist jeweils noch nicht namentlich genannt. Vgl. auch
KGW IX 4, W I 6, 29, 33-45; NL 1885, KSA 11, 34[181], 481, 28-482, 14 (KGW IX
1, N VII 1, 70, 2-38) u. NL 1885, KSA 11,34[232], 498, 15-23 (KGW IX 1, N VII 1,
26, 14-38).
Eine genaue sprachwissenschaftlich-rhetorische Analyse von JGB 295 (frei-
lich ohne Kenntnis von N.s Vorarbeiten), die sowohl die Elaboriertheit des Peri-
odenbaus in antiker Tradition, die Rhythmisierung des Sprachflusses als auch
die direkte Ansprache des Lesers herausstellt, bietet Sonderegger 1973. Vgl.
auch Venturelli 2003,154, Fn. 118, der anhand dieses die labyrinthisch-dionysi-
sche Seele spiegelnden Abschnitts 295 „die Gleichzeitigkeit des Flüsterns und
des Blitzes in Nietzsches Stil und Denkform“ belegen will, sowie zur Interpreta-
tion Müller-Lauter 1999a, 261 f. u. 316 f.; Lampert 2001, 287-294; Niemeyer
2004; Wotling 2008, 49 f.; Winteler 2010, 476-478; Poljakova 2013, 475 f. u.
Meyer 2015; zum Dionysischen als „physio-ästhetisches Mythopoem“ Pichler
2014b, 306-325 (exemplifiziert an GD).
237, 2-27 „Das Genie des Herzens, wie es jener grosse Verborgene hat, der Ver-
sucher-Gott und geborene Rattenfänger der Gewissen, dessen Stimme bis in die
Unterwelt jeder Seele hinabzusteigen weiss, welcher nicht ein Wort sagt, nicht
einen Blick blickt, in dem nicht eine Rücksicht und Falte der Lockung läge, zu