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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0829
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Stellenkommentar JGB 296, KSA 5, S. 239 809

1999a, 262 f. u. Winteler 2010, 480 f. Die Zahlenkabbalistik, die Cooper 2008,
213 im Blick auf die Abschnittzählung von JGB entwirft, wonach N. intendiert
habe, mit der (wegen der faktischen Nummerierungsfehler falschen) Zahl von
296 Abschnitten die Zahl der Seiten von Platons Politeia in der Stephanus-Pagi-
nierung, nämlich 295, um eine Stelle zu übertrumpfen, ignoriert, wie sorglos
N. mit der Nummerierung umgegangen ist. Die Doppelung von Abschnittnum-
mern z. B. war, wie sein Handexemplar mit den entsprechenden Korrekturen
beweist, nicht intendiert.
239,19 f. ihr meine geschriebenen und gemalten Gedanken!] In der Parallelisie-
rung von Schreiben und Malen kann man mit Benne 2013, 307 f. eine Anspie-
lung auf Platons Vergleich von Schrift und Malerei im Phaidros (275e) sehen,
die beide darin Übereinkommen, dass sie das von ihnen Erzeugte als lebendig
hinstellten, was dem platonischen Sokrates Anlass zu scharfer Kritik gibt, wo-
mit die abendländische Debatte über das Verhältnis von Malerei und Literatur
initiiert wird. Dass nach jahrtausendelangen Differenzierungsbemühungen N.
auf die alte Gleichsetzung zurückkommt, könnte man als Ausdruck eines ironi-
schen Platonismus lesen. Vgl. auch Strauss 1983,175, der den Unterschied von
gemalten und geschriebenen Gedanken mit Platons Unterscheidung von aus-
drückbarem und nicht ausdrückbarem Logos im Siebten Brief engführt.
239, 27 wir Mandarinen mit chinesischem Pinsel] In KGW IX 5, W I 8, 209, 12
heißt es stattdessen ursprünglich: „wir chinesische Pinsel=Mandarinen“. Das
dahinter stehende Wissen über China ist in zeitgenössischen Handbüchern do-
kumentiert, vgl. z. B. Daniel 1866,1, 346 f.: „Die [chinesische] Schrift wird nicht
geschrieben, sondern mit der berühmten chinesischen Tusche gemalt; man
führt nicht die Feder, sondern den Pinsel. Die Literatur ist sehr umfangreich
und erstreckt sich über alle Zweige des Wissens [...]. Ueberhaupt steht Bildung
und Gelehrsamkeit bei den Chinesen in so hohem Ansehen, daß ohne sie nie-
mand zu öffentlichen Aemtern /347/ gelangen kann.“ Über den Gebrauch der
Pinsel in der chinesischen Kunst konnte sich N. schon 1869 bei seiner intensi-
ven Lektüre von Gottfried Sempers Der Stil in den technischen und tektonischen
Künsten orientieren (vgl. Semper 1860, 1, 120-123; N. entlieh das Werk auch
später noch einmal, vgl. Crescenzi 1994, 437). Aus seiner frühen Lektüre von
August Wilhelm Ambros’ Geschichte der Musik (vgl. NK KSA 6, 423, 5-9 u. Cre-
scenzi 1994, 401) war N. vielleicht auch noch erinnerlich, dass die exklusive
kaiserlich-chinesische Akademie der Wissenschaften „den ominösen Namen
,Wald von Pinseln4 (Han-li) [führt], weil nämlich diese Gelehrten ihre Schriften
nach chinesischer Sitte mit dem Pinsel niederschreiben“ (Ambros 1862, 1, 31,
Fn. 1, vgl. z. B. Honegger 1886, 2, 95).
Die im Westen gebräuchliche Bezeichnung „Mandarine“ für die gelehrte
Elite Chinas benutzte N. erstmals in NL 1884, KSA 11, 26[417], 263, 7 und wand-
 
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