Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0040
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
36

2. EHESCHEIDUNG UND WIEDERHEIRAT IM FALLE VON LEPRA

nympt sie im, als ob sie sturbe oder sunst ontegliclr’8 zur ee wurde, das die pebst-
lichen inen39 zur scheidung lassen gnugsam vrsach seyn40.
Das aber die bebstlichen gepieten, der man solle vssetziger frawen eelich pflicht
leisten41, hat kein grund42, dann solchs soll der eelichen hausfrauwen geschehen,
solche kan nicht seyn die vssetzig fraw dem gesunden man, wie bewerd43, dann sie
soll allein wonenq, vnd soll der man vmb seyner kind, frund vnd burger gesuntheit
vnd dienst willen vsß dem gesatz, das gott wil eehalten44 haben, ir miesig gan45.
Das ettlich Christen memen, Ein solcher man soll, damitt das gotz wort nit gele-
stert werde, die vssetzig frauven noch46 fur seyn fraw halten47, hat kain grund, dann
man soll nit boses thun, das gutz kome48. Nun, so er sich zur vssetzigen frawen thut
vnd will darzu in der gmeind der gsunden bleyben, so sundet49 er, dann er ist der
oberkait in billichem50 gepot, das auch gott gepoten hat, vngehorsam51; vil52 er sich
dan gar53 zu der vssetzigen thun, so beraubt seyne kinder, freund vnd burger seynes
schuldigen diensts, ist beser54 dan em heid55, dann disen zudienen hatt gott gehei-
sen, by der vssetzigen frauwen zu schlaffen, hat er mt geheisen, ja mer verbotten, de-
ren geschicht auch m dem nit vngietlich, dann gott hats also geordnet, wie for56 ge-
sagt ist.
Ergernuß halb hat es auch mt not, dann, so man thut, das got heist, ergart man nie-
q) danach gestr.: »d-«.

38. untauglich.
39. (für) sich.
40. Die impotentia coeundi oder körperhche Unfähigkeit zum Vollzug der Ehe war nach kano-
mschem Recht ein trennendes Ehehinderms (lmpedimentum dirimens). Im eigenthchen Sinne fand
hier keine Ehescheidung statt, sondern eine vermeinthche ehehche Gemeinschaft wurde nachträg-
lich für nichtig erklärt. Vgl. Liber Extra, lib.4, tit. 15: De fngidis et maleficiatis, et lmpotentia
coeundi, Friedberg II, Sp. 704—708; Plöchl II, S. 318.
41. Vgl. Decr. Grat. II., C. 32, qu. 7, c. 25, Friedberg I, Sp. 1146f.: Die Auflösung der Ehe wegen
Krankheit wird abgelehnt. Untcr dem Titel »De comugio leprosorum« formulieren die Decretalen
Gregors IX.: »... mandamus ..., ut uxores viros, et viri uxores, qui leprae morbum mcurrunt, se-
quantur, et eis comugah affectione mmistrent«, Liber Extra, lib. 4, tit. 8, c. 1, Fnedberg II, Sp.ö^of.
42. keine Begründung.
43. bewiesen.
44. Hausgenossen. Gnmm 3, Sp. 43 f.
45. sie meiden, keine Gemeinschaft mit lhr haben. Gnmm 12 (=VI), Sp.2774.
46. dennoch.
47. Vgl. dazu etwa oben die Anm.41.
48. Dies betont Bucer erneut in seiner großen Ulmer Eheschrift unter Hinweis auf Röm 3,8. Vgl.
unten S. 192,5-193,10.
49. sündigt.
50. rechtem.
51. Vgl. Röm 13,2.
52. will.
53. ganz.
54. böser, schlimmer.
55. Vgl. I Tim 5,8.
56.

zuvor.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften