Text
12^2r I Das in Eh sachen recht gehandlet, muß man versehen1, Das die Eh recht ange-
fenget, wol gehalten vnd, wa von notten, allein auß rechtmessigen vrsachen geschey-
den werde.
1. Zu guttem anfang “der eh“ wurdt gut sein, das man kem ehversprechung gelten
lasse, die nit, wie gotthch vnd kayserhch recht vermogen2, mit guttem radt, willen
vnd gehell3 der eltern zü bayden taylen, wo die vorhanden, wo nit, der neheren
freund4, wo die auch mt, vogt5 oder pfleger sampt ethchen von der Oberkeyt, be-
schehen sye. Diß vermogen neben gotthchem auch die keyserhchen recht, wie vber-
flussig6 in der vorigen schnfft7 anzogen8 ist.
2. Doby solle man meman gestatten, sein kind zü vnanmutiger9 Eh züb zwingen
oder zü lang vff zü halten10. Diß beyde zü furkomen11, wie solichs0 die keyserlichen
recht auch verpietten12, were güt, das den Ehnchtern vnd Zuchtherren13 1242 v I be-
felh geben wurde, eyn getrewes vff sehen vff14 die erwachsnen sun vnd tochter zü
haben vnnd, wa sy em falsch15 der elteren funden, die selbigen do von zü weysen
vnd solichen gewalt16 ab zü treyben1 .
3. Welche grad m gothchem vnd keyserlichen rechten verpotten sind, lst yn vori-
ger schrifft erzelet18; were auch güt, nieman weyters zü treyben19.
a) — a) von Bucer übergeschr. und eingewiesen m a.
b) von Bucer 1m Wortzwischenraum übergeschr. m a.
c) soliche: b.
1. dafür sorgen, Vorsorge treffen.
2. veranlassen, bestimmen.
3. Einwilhgung, Zustimmung.
4. Verwandten.
5. Vormünder.
6. sehr ausführlich, zur Genüge.
7. sc. m dem vorhergehenden Gutachten »Der heilige Ehestand lst die Pflanzung«, vgl. oben
Nr. 6, S. 77-94.
8. zitiert.
9. unzumutbarer, widerwilhger, hebloser, Verdruß bereitender.
10. (sc. von der Ehe) abzuhalten.
11. zu verhindern.
12. Vgl. Cod. Just. 5,4,12 und 14, CICiv II, S. 195 f.; Dig. 23,2,19 und 21, ClCiv I, S. 331 f.
13. Zur Entwicklung des Ehegenchts und des Sittengenchts m Ulm vgl. Köhler, Zürcher Ehege-
ncht II, S. 42—88.
14. eine zuverlässige Aufsicht über.
1 5. einen Fehler, ein Vergehen.
16. Zwang.
17. außer Kraft zu setzen, zu beseitigen, abzuwenden.
18. Vgl. oben S. 88,10-89,6.
19. niemandem darüber hinausgehend weitere Verwandtschaftsgrade zur Ehe zu verbieten; Köh-
ler., Zürcher Ehegericht II, S. 50 und Anm. 234 meint dagegen, Bucer knüpfe hier an seine Aussage
1m ersten Ulmer Gutachten an, daß die Ehe zwischen Vettern, obwohl erlaubt, vermieden werden
sollte. Vgl. oben S. 89,1-4.
12^2r I Das in Eh sachen recht gehandlet, muß man versehen1, Das die Eh recht ange-
fenget, wol gehalten vnd, wa von notten, allein auß rechtmessigen vrsachen geschey-
den werde.
1. Zu guttem anfang “der eh“ wurdt gut sein, das man kem ehversprechung gelten
lasse, die nit, wie gotthch vnd kayserhch recht vermogen2, mit guttem radt, willen
vnd gehell3 der eltern zü bayden taylen, wo die vorhanden, wo nit, der neheren
freund4, wo die auch mt, vogt5 oder pfleger sampt ethchen von der Oberkeyt, be-
schehen sye. Diß vermogen neben gotthchem auch die keyserhchen recht, wie vber-
flussig6 in der vorigen schnfft7 anzogen8 ist.
2. Doby solle man meman gestatten, sein kind zü vnanmutiger9 Eh züb zwingen
oder zü lang vff zü halten10. Diß beyde zü furkomen11, wie solichs0 die keyserlichen
recht auch verpietten12, were güt, das den Ehnchtern vnd Zuchtherren13 1242 v I be-
felh geben wurde, eyn getrewes vff sehen vff14 die erwachsnen sun vnd tochter zü
haben vnnd, wa sy em falsch15 der elteren funden, die selbigen do von zü weysen
vnd solichen gewalt16 ab zü treyben1 .
3. Welche grad m gothchem vnd keyserlichen rechten verpotten sind, lst yn vori-
ger schrifft erzelet18; were auch güt, nieman weyters zü treyben19.
a) — a) von Bucer übergeschr. und eingewiesen m a.
b) von Bucer 1m Wortzwischenraum übergeschr. m a.
c) soliche: b.
1. dafür sorgen, Vorsorge treffen.
2. veranlassen, bestimmen.
3. Einwilhgung, Zustimmung.
4. Verwandten.
5. Vormünder.
6. sehr ausführlich, zur Genüge.
7. sc. m dem vorhergehenden Gutachten »Der heilige Ehestand lst die Pflanzung«, vgl. oben
Nr. 6, S. 77-94.
8. zitiert.
9. unzumutbarer, widerwilhger, hebloser, Verdruß bereitender.
10. (sc. von der Ehe) abzuhalten.
11. zu verhindern.
12. Vgl. Cod. Just. 5,4,12 und 14, CICiv II, S. 195 f.; Dig. 23,2,19 und 21, ClCiv I, S. 331 f.
13. Zur Entwicklung des Ehegenchts und des Sittengenchts m Ulm vgl. Köhler, Zürcher Ehege-
ncht II, S. 42—88.
14. eine zuverlässige Aufsicht über.
1 5. einen Fehler, ein Vergehen.
16. Zwang.
17. außer Kraft zu setzen, zu beseitigen, abzuwenden.
18. Vgl. oben S. 88,10-89,6.
19. niemandem darüber hinausgehend weitere Verwandtschaftsgrade zur Ehe zu verbieten; Köh-
ler., Zürcher Ehegericht II, S. 50 und Anm. 234 meint dagegen, Bucer knüpfe hier an seine Aussage
1m ersten Ulmer Gutachten an, daß die Ehe zwischen Vettern, obwohl erlaubt, vermieden werden
sollte. Vgl. oben S. 89,1-4.