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9. EHESCHEIDUNG IM FALLE VON GEISTESKRANKHEIT
vnmoglicheytf der ehlichen werck, wirt das sicherest sein, in dem der artzet rath zu-
habenn.
15. Ferner aber, dweil wo vnuermögen, do kein sunde ist, solle das, so dürch
kranckheit zur Ee vntouglich worden vnnd deszhalb gescheyden würt, von dem
gesunden nach erkantnuß5’ der Oberkeyt, so weit sich sein, deß gesunden vermo-
gen erstreckt vnd sein, des krancken notdurft56 erheyscht, fmnthch bedacht wer-
den. I i22v I
16. Die Kay[serliche]n recht erkennen37, das mit einer frawen, die irer sinn be-
raubt, i[d est] furiosa, mag ein Ee sein, L. patre, ff. de his, qui sui vel al[ieni] mris
sunt58, Et L. Julianus, ff. de diuort[iis] et repud[iis]59. Das ist aber geredt von denen
frawen, deren vnnsinnigkeit sy zü weibhchem Ampt nit gar60 vntoughch macht, Als
dann vielerley gestalt sind furoris oder insaniae, welchs wir vnsmmgkeit oder berau-
bung der sinn nennen; doch so hat man in L. Juhanus, das man, em vnsinmg weib
wie inn der Ee zubehalten, also auch zü scheyden, recht habe.
17. Summa steht daruff: Die weil gott sagt, Es sej mt güt, das der mensch allein
sej61, vnd Paulus, hurej62 zuuermeyden, habe em yeder sem eygen weib vnd ein
yede jren eigen mann63, wo dann yemands seins weibs durch vnsmmgkeit, dero man
kein rath naturlicher mittel zühoffen hat, aller ding beraubt wurt, erfordert die Ord-
nung gottis, so der selbig, Christlich vnd erbar züleben, ems weibs notdurfftig ist64,
das man jm I 123r I solichs gönde, dann mn sohchem fall gott, nit der mensch, das vo-
rig gemahel gescheyden hat, gar wenig anders, dann so sye schon tod were, vnd vil
mehr, dann so allein der Eelichen werckh vnuermöghcheit furgefallen were, deren
halb doch alle recht scheyden vnd anderen65 heyrat vergönnen.
f) erste Silbe übergeschr. und eingewiesen.
55. Entscheid, Urteil.
56. Bedürfnis.
57. bestimmen, erklären.
58. Dig. 1,6,8, ClCiv I, S. 37.
59. Dig. 24,2,4, ClCiv I, S. 35 5.
60. ganz.
61. Vgl. Gen 2,18.
62. Hurerei, Unzucht.
63. I Kor 7,2.
64. sc. die sexuelle Gemeinschaft mit einer Frau benötigt.
65. eine zweite.
9. EHESCHEIDUNG IM FALLE VON GEISTESKRANKHEIT
vnmoglicheytf der ehlichen werck, wirt das sicherest sein, in dem der artzet rath zu-
habenn.
15. Ferner aber, dweil wo vnuermögen, do kein sunde ist, solle das, so dürch
kranckheit zur Ee vntouglich worden vnnd deszhalb gescheyden würt, von dem
gesunden nach erkantnuß5’ der Oberkeyt, so weit sich sein, deß gesunden vermo-
gen erstreckt vnd sein, des krancken notdurft56 erheyscht, fmnthch bedacht wer-
den. I i22v I
16. Die Kay[serliche]n recht erkennen37, das mit einer frawen, die irer sinn be-
raubt, i[d est] furiosa, mag ein Ee sein, L. patre, ff. de his, qui sui vel al[ieni] mris
sunt58, Et L. Julianus, ff. de diuort[iis] et repud[iis]59. Das ist aber geredt von denen
frawen, deren vnnsinnigkeit sy zü weibhchem Ampt nit gar60 vntoughch macht, Als
dann vielerley gestalt sind furoris oder insaniae, welchs wir vnsmmgkeit oder berau-
bung der sinn nennen; doch so hat man in L. Juhanus, das man, em vnsinmg weib
wie inn der Ee zubehalten, also auch zü scheyden, recht habe.
17. Summa steht daruff: Die weil gott sagt, Es sej mt güt, das der mensch allein
sej61, vnd Paulus, hurej62 zuuermeyden, habe em yeder sem eygen weib vnd ein
yede jren eigen mann63, wo dann yemands seins weibs durch vnsmmgkeit, dero man
kein rath naturlicher mittel zühoffen hat, aller ding beraubt wurt, erfordert die Ord-
nung gottis, so der selbig, Christlich vnd erbar züleben, ems weibs notdurfftig ist64,
das man jm I 123r I solichs gönde, dann mn sohchem fall gott, nit der mensch, das vo-
rig gemahel gescheyden hat, gar wenig anders, dann so sye schon tod were, vnd vil
mehr, dann so allein der Eelichen werckh vnuermöghcheit furgefallen were, deren
halb doch alle recht scheyden vnd anderen65 heyrat vergönnen.
f) erste Silbe übergeschr. und eingewiesen.
55. Entscheid, Urteil.
56. Bedürfnis.
57. bestimmen, erklären.
58. Dig. 1,6,8, ClCiv I, S. 37.
59. Dig. 24,2,4, ClCiv I, S. 35 5.
60. ganz.
61. Vgl. Gen 2,18.
62. Hurerei, Unzucht.
63. I Kor 7,2.
64. sc. die sexuelle Gemeinschaft mit einer Frau benötigt.
65. eine zweite.