Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0157
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
153

im sunstk ein ansichtige120 straf vfflegete, 'ab derenn eyn gemeyne erbarkeyt konde
eyn vernügen121 haber/.
Vnnd so alle straffen zur besserung sollen furgenommen werden, achten wir alle mal
christlicher, das soliche leistung an denen orten geschehe, da mann auch das gots
wort predigte vnnd ein zucht gehalten wurde. Dan da es in diesenn sachen alles
gleich geltet, solte darumb nit so beschwerlich I jr I geachtet werden, ob ein solicher
schon imm land Vfnserer] herren von Bern sein leistung volbrachte.
E[uer] genaden122 hat hiem bewegt, das es so abschewlich lauten will: »Der hatt zwo
frawen, diese zwen menner hie sitzen« - wiewol man sich nit so letz123 stellet, das
etwan einer gar vil weyber oder eine vil menner zur vneh124 in einer Stat sitzen hatte,
vnd offt noch gar übel gescheiden -, Jtem »das das gescheiden vnd schuldig dem
vnscbuldigen, von dem es gescheiden, also solle däglich vnder augen gohn«, vnnd
vor allem, »das es em schein hat, als liesse man böse leüt irer boßheyt genüssen«. So-
hchs ist by Efuren] gnaden so vil angesehen worden, das sie, wo eins, das vmbs eh-
bruchs oder ander seiner schuld willen gescheiden würt, sich anderwert125 verhey-
raten wille - welchs E[uer] gnaden einem ieden, nach seiner notturfft zuthün, nit
wehren"126 -, sohchem mt vergunnen, sich auch nach jarsfrist in der stat oder an
dem ortt - wo das selbig anders in E[uerer] gnaden oberkeyt - zu halten, da das
wohnet, von dem es gescheiden tst, in dem aber E[uere] g[na]den nicht die eh, so an
tr selb güt, auch nieman, der ir zur erbarkeyt bedarff, zu verbieten ist, haben straffen
wellen, sonder, dieweyl das ehbrüchig vil schwerere straff, dan es geleistet, verdienet
hat, wöllet lr lm mt gestatten, das es durch seine gegenwürtikeyt in einer anderen eh
den leüten em anstoß sye vnnd seinethalben die warheit verlesteret werde. Dann sy-
temal ondas127 gar vil m ehhendlen, wo mann gottes wort wille stadt geben, wider
gememen brauch muß gehandelt werden, gebürt den chnsten, die lmmer lugen128,
das ste auch den Juden vnnd heiden vnanstössig seyen, was sie neweren müssen, der-
massen zu versehen, das nieman von tnen vrsach habe, sohchs zu lesteren.
k) übcrgeschr. und eingewiesen: a.
1—l) von Bucer m der Zeile erg.: a, b.
m) von Bucer übergeschr. und eingewiesen: a, b.
n) danach gestr.: yr: a.
120. ansehnliche.
121. eine Genugtuung, Befnedigung, einen Ausgleich. Vgl. Grimm 25 (= XII, 1), Sp-926f.
122. Angesprochen lst der Straßburger Rat (vgl. oben Anm. 3) der offenbar m einem verlorenen
Beischreiben, m dem das Gutachten der Prediger angefordert wurde, die Berner Anfrage auch kom-
mentiert hat. Vgl. auch den Schluß des Gutachtens.
123. verkehrt, link. Vgl. Grimm 12 (= VI), Sp. 794-797.
124. zu ungesetzhcher, wilder Ehe, zum Konkubmat. Vgl. Grimm 24 (= XI,3), Sp.448f.
125. anderswo. Vgl. Grimm 1, Sp. 314.
126. Diese Mitteilung spricht dafür, daß Bucer sich m Straßburg mit der Möglichkeit einer Wie-
derheirat bei Scheidung durchgesetzt hatte.
127. 1m übngen, ohnehin.
128. darauf achten.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften