Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0185
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12. VON DER EHE UND EHESCHEIDUNG

181
Soliche frücht bringen alle dise 'falsche strengen11, da die menschen ernstlicher2
sein wollen dan got. “Menschen satzung3 müssen ie4 irer naturm sich beweisen, die
warheit, wie Paulus schreibt, "abwenden vnd zerstören”5.
Bey dem ist dan nun auch zu bedencken, das by den kirchen gar6 zeytlich7, ausser
der eh zuleben, so hoch gehalten worden ist, das° by vilen sich nur zum anderen8
mal verheyrathen, ob eins gleich im blüenden alter inn witwen stand komen warp,
für ein abschewlich vnnd vngeistlich ding gehalten wardeq9. Ja, Origenes10 hats
dem gleich gehalten, da eine, von irem mann ausserhalb des ehbruchs gescheydet1,
sich mit einem anderen verheyrathets, ^Homelia 7. in Mat'11. Nit fil anders hats auch
Tertulhanus12 gehalten13, vnnd der altenn mehr14. Auß“ solicher vnzeytiger15 hoch-
schetzung der keüschheit, so ausser der eh gehalten würdtv, ists dahin kommen, das
etlich heilige Vetter16, vnder welchen auch Augustinusw17 istx, darumb, das Marcus
vnnd Lucas die wort des Herrenn von der scheydunge7 I 4* I on den zusatz »anders

1 )—l) felle: Ed. 1 — 3; strengen: danach gestr. unleserlicher Buchstabe m: a.
m) -m) Vnd mussen also Menschen satzung je jrer natur nach: Ed. 1-3.
n) -n) abwen vnd denzustoren [Druckfehler], in der 2. zun Timoth. am 4. cap.: Ed. 1; abwenden
vnd die zustoren, in der 2. zun [fehlt in Ed. 3] Timoth. am 4. cap.: Ed. 2, Ed. 3; vnd zerstören: am Zei-
lenende erg. und untergeschneben m a; fehlt m b.
o) danach gestr.: der: a. - p) ward: b; were: Ed. 1-3. - q) worden: b; ward: Ed. 1-3.
r) korr. aus: gescheyden: a. — s) verheirate: Ed. 1—3.
t)-t) auf den linken Rand geschrieben in b. - u) danach gestr.: dieser: a. - v) fehlt in Ed. 1-3.
w) ohne Einweisung auf den linken Rand geschrieben: Lib[er] 1, cap. 10, ad Pollentium: a.
x) ist, Ibi Cap. 10 ad Polentium: b. - y) Ehescheidung: Ed. 1-3.

1. Härten.
2. eifnger, strenger.
3. Gesetze.
4. lmmer.
5. vgl. Tit 1,14; II Tim 4,3-4.
6. ganz.
7. frühzeitig. Grimm 31 (= XV), Sp. 589.
8. zweiten.
9. Schon früh in der Kirchengeschichte wurde die zweite Heirat (unter dcm terminus technicus
»sukzessive Bigamie« bekannt) einer Witwe oder eines Witwers mißbilligt und diejemge eines Kle-
rikers ausdrücklich untersagt. Vgl. TRE 9, S. 327E
10. Gnechischer Kirchenvater, geb. um 185/6, gest. um 253/4.
11. Origenes, Commentariorum m Matthaeum liber XIV,23 f.; PG 13, Sp. 1243 — 1250.
12. Latemischer Kirchenvater, geb. um 160, gest. nach 220; aufgrund seiner asketischen An-
schauungen brach er um 213 mit der katholischen Kirche und wurde Anhänger der ngonstischen,
später als häretisch verdammten Erneuerungsbewegung der Montamsten.
13. Tertullian, De monogamia, PL 2, Sp.930-954, CChr.SL 2, S. 1229-1253; Ders., De exhorta-
tione castitatis IV-IX, PL 2, Sp. 919-925, CChr.SL 2, S. 1020-1029.
14. Zahlreiche Beispiele bei TRE 18, S. 122,7-124,29 sowie TRE 9, S. 238,1-28; 239,18-46.
15. unpassender, unangebrachter.
16. sc. Kirchenväter.
17. Augustin von Hippo, wichtigster lateimscher Kirchenvater, geb. 354, gest. 430.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften