Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0373
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12. VON DER EHE UND EHESCHEIDUNG

369

Darumb, so wir ansehen, was die eh ann ir selb vnnd wa zu die von got dem men-
schen verordnet seye1, das nemlich zwey mit eynander inen2 vnnd anderen zu gut
ein fleysch seyens3, hurey zu vermeiden4, darauß dann alles, so die eh belanget, zu-
schhessen ist vnnd nit auß dem alleyn, so der herr wider ein eingerißnen mißbrauch
by der eh vnnd nit vom gantzen ehhandel1 geleret vnnd geantwurt hat, vnd danu be-
dencken, wie got selb die außetzigen5 scheydet, das auch die selbigen, wie sie nun
meer by vnns für malatzigv6 erst gesündert werden, zü ehlichem dienst so gar nit al-
leyn vntaughch, sonder gantz schedlich seind, Item das gottes ordnung alweg wil,
das alles zü ordenhcher erhaltung der gemeyn gerichtet werde, konden" wir anders
nicht erkennen, dan das ein christhche Oberkeyt sollex allen denen, welchen die eh
zur erbarkeyt , den tren vnnd der gemeyn zu dienen, von nöten, vnnd inen aber got
tre gemahel durch ydie bestendige malacy3', da der besserung keyn hoffnung ist, be-
mmmet2 vnnd scheydet, mit anderen gesundenn sich zu verheyrathen, vergunnen,
doch das sie versehe3, das dem malatzigen6 an notürfftiger wartung8 seins leibs nit
abgangec9. I 8or I

Von denenn, die ire weyber mütwillig10 verlassen:
Zu letst ist noch ein vrsach der scheydung zu vnseren zeyten seer gemeyn, da eins
vom anderen on des selbigen willen hynlaufft11 inn krieg12 oder sunst vnnd offt etli-
che jar außbleibet, nichs embeüt13, das das ander nit weis, ob es lebe oder nit. Von
diesem fall haben die keyserlichen rechtd auch nichs; Dan das sie von denen, so zu

s) sein sollen: Ed. 1—3. — t) handel: Ed. i—3. - u) als denn weiter: Ed. 1 —3.
v) Aussetzige: Ed. 1—3. — w) Derhalben konnen: Ed. 1— 3. - x) sol: Ed. 1 — 3.
y)— y) den bestendigen Aussatz: Ed. 1 —3. — z) beruembt: b. - a) versehung thue: b.
b) Aussetzigen: Ed. 1-3.
c) danach kommentierender Zusatz (vgl. unten Beilage zu Nr. 12, Ergänzung 31, S. 421,20—26):
Ed. 2, Ed. 3.
d) von Bucer ohne Einweisung am linken Rand notiert: Was die Keyser von den alten yren krie-
gern des ausenbhbens halb von lren [danach gestr. Dittographie: gesetzet] weiberen gesetzet: a.

1. Vgl. oben S. 186,11.
2. sich.
3. Vgl. Gen 2,24; Mt 19,5.
4. Vgl. I Kor 7,2.
5. Aussätzigen, Leprakranken.
6. sc. an einer unheilbaren Form von Lepra erkrankt.
7. sittlichem Benehmen, Anstand.
8. Versorgung mit Nahrung, Pflege. Grimm 27 (= XIII), Sp. 2183 f.
9. mangele.
10. böswillig, in böser Absicht (juristischer terminus technicus: »desertio malitiosa«).
11. wegläuft.
12. sc. zum Kriegsdienst.
13. entbietet; zur Wortform vgl. Grimm 3, Sp.419.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften