Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Schulz, Hans [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0421
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
BEILAGE ZU NR. 12

4 *7

vnd beiwonunge vernemen lest, vnd letzlich Citiret, vnd mcht erscheinet, das sol-
cher fur einen mutwilhgen verlasser bilhch geachtet wird. Der vnsern ethche verste-
hen auch den zusatz des Keisers Alexandn droben vermeldet von der deportation
oder verschickung, mcht also, das der Keiser erleube dem Weibe, die Ehe auffzusa-
gen, wo keine vrsache sonst da sey, darumb bilhch die Ehe solte auffgeloset werden.
Denn das sem die worte des Keisers: Si casus, tn quem maritus mcidit non mutat
uxoris affectum, hoc est, si non est tale scelus, quo ahoqui solveretur conmgium. Mit
den gefangenen hat es diese meinung, wo das gefangene abwesend ist mit verwilli-
gung des andern Teils, aus billichen vnd notdurfftigen vrsachen, vnd jenes begerte
die nachfolge, vnd das solche jm diensthch were, so ist das ander Teil nach zufolgen
schuldig. Oder wo die nachfolge mcht begeret wird oder vielleicht mcht muglich, da
lst das gegenwertige Teil zuwarten schuldig, bis es von dem Tode des gefangenen
vorgewisset wird. Wo aber einer mutwilhg abwesend lst vnd gefangen, so halten
vnsere Theologi zur nachfolge nicht an vnd schreiben auch keine gewisse zeit der
wartung.

Ereänzune 19 (virl. oben S. toi,n, textkritische Anmerkune s)
Ed. 2, Bl. 252a; Ed. 3, Bl. 226b.
Was diese Summa vorgesetztes berichts anlanget, vnd was hieruon zuhalten vnd
zurichten, ist aus obgesetzten meinungen vnserer Kirchen zusehen. Der herr Bren-
tius17 wil, wo der Mann weg reiset mit verwilhgung des Weibs, so soll sie warten, bis
sie gewis wis das er tod sey.18 Eine verlobte, die der Breutigam mt zu Kirchen furet,
zwey jare. Ist er m frembden landen, drey jar. Eine verlassene durch den Man, so im
krieg zeuhet, vnd gefangen wird funff jar.19

Ergänzung 20 (vgl. oben S. 303,13, textkntische Anmerkung f)
Ed. 2, Bl. 252^-2533; Ed. 3, Bl. zzjdL—zzjh.
Frage\ Wie haltens vnsere Kirchen mit gemelten vrsachen?
Antwort: Das die Oberkeit billich das Weib von solcher Tyranney schütze, den
Man darumb straffe vnd zu besserung anhalte, ja dem armen Weibe fnede ver-
schaffe. Denn ja kein Man disfals so wünderlich, man kan jn durch harte straffe zu
recht bringen. So mus auch ein Weib bedencken, das der Ehestand also wol sem
Creutz vnd leiden habe, als seinen nutzen vnd fromen. Drumb sollen solche leute
versonet werden oder one Ehe bleiben. Der Elerr Brentius20 wil, das die Pfarherrn
solche leute nicht sollen für Christen erkennen vnd jnen auch die Sacramente mcht
handreichen bis zur besserung. Gleichwol der Oberkeit gibt er zu, dieweil sie bey
solchen Eheleuten nicht ein Christlich leben erhalten kan, das sie doch ein fnedhchs

17. Johannes Brenz (1499—1570), führender schwäbischer Reformator und Kirchenmann.
18. „Wie m eesachen ... chnstenhch zu handeln sei«, Brenz, Frühschnften 2, S. 295,34—37.
19. Brenz, Frühschriften 2, S.295,37-296,11.
20. Vgl. oben Anm. 17.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften