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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0432
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428

13. SCRIPTUM MAIUS

Randnotizen Bucers versehenen und 1m Straßburger Stadtarchiv aufbewahrten
Handschrift überliefert ist.8 Dagegen läßt sich 1m Stadtarchiv Augsburg weder eine
Abschrift dieses Gutachtens noch eine dessen Hauptthesen übernehmende oder re-
vidierende Schrift finden.9 Wohl weil sich 1m »Scnptum maius« kein einziger Hin-
weis auf Augsburg finden läßt, gmg der Straßburger Reformationsforscher Johann
Adam davon aus, daß es sich hierbei um ein Gutachten handele, das Bucer 1529 für
das in diesem Jahr zu gründende Straßburger Ehegencht erstellte.10 Francois Wen-
del war dagegen aufgrund der zahlreichen dort enthaltenen Verweise11 auf die große
Ulmer Eheschrift »Von der Ehe und Ehescheidung«12 der Überzeugung, daß das
Gutachten nach 1534 datiert werden müsse, vermutete jedoch zunächst keinen
Augsburger Zusammenhang.13 Erst Walther Köhler gelangte zu der Ansicht, Bucer
habe die Schrift für den Augsburger Rat verfaßt, und ordnete lhre Entstehung sogar
sehr genau m den Zeitraum des Augsburger Aufenthaltes Bucers vom 18. Mai bis
13. Juli 1537 ein.14 Wendel pfhchtete Köhlers Bestimmung eines Augsburger Adres-
satenkreises bei, datierte jedoch die Schrift auf November 1534.15 Anneliese Spren-
gler-Ruppenthal16 und Herman J. Selderhuis17 schlossen sich der Hypothese Köh-
lers m ihrer ursprünghchen Gestalt an.
Vor allem die Tatsache, daß der Augsburger Rat am 13. September 1537 ein Ehege-
richt eingesetzt hat und das »Scnptum maius« sehr präzise und konkrete Empfeh-
lungen für die Arbeit emes solchen Ehegerichtes enthält, spricht für die von Köhler
vorgenommene chronologische Emordnung.18 Und da Wolfgang Musculus am
22.Januar 1531 seme Predigertätigkeit m Augsburg aufgenommen und diese bis
1548 ununterbrochen ausgeübt hat, steht es außer Frage, daß der ehemahge Sekretär
Bucers - wenn auch das »Scriptum maius« letzthch den Weg m die Bestände des
Augsburg, 1537 bis 1548 Domprediger dort, wegen des Interims nach Bern gegangen, wo er 1563
starb. Zu lhm vgl. TRE 23, S.439—441; Dellsperger/Freudenberger/Weber, Woltgang Musculus;
Bodenmann, Musculus.
8. Mit Ausnahme des von Sarcerius edierten Auszuges. Vgl. unten S. 432t.
9. Zu der auch völlig fehlcnden Resonanz auf diese Schrift m der Augsburger Eherechtspre-
chung vgl. unten S.43Jf-
10. So Köhler, Zürchcr Ehegencht II, S.281, Anm. 6.
11. Vgl. unten die Punkte 97, 99h, 102—104, 110—112, 116 und 120, S. 468—470 und 472—475.
12. Vgl. oben Nr. 12, S. 175—404.
13. Wendel, Le mariage ä Strasbourg, S. 12. In seinem 1928 veröffenthchten Buch ging Wendel
davon aus, daß Wolfgang Musculus noch 1534 für Bucer als Sekretär in Straßburg tätig war.
14. Köhler, Zürcher Ehegericht II, S.281. Bucer verließ Augsburg jedoch schon am 9. Juli 1537.
Vgl. Pollet II, S. 236, Anm. 1; Rott, Liste alphabetique, S.98; Seehaß, Bucer und Augsburg, S.490.
Freundhcher Hinweis von Dr. Reinhard Bodenmann.
15. Aufgrund der Vermutung, Bucer habe die Schnft 1m Vorfeld des Konstanzer Predigerkon-
vents (vgl. Schieß I, S. 600 und 617) verfaßt. Vgl. BOL XV, S. XLIX, Anm. 200; de Kroon, Sailer,
S. 87, Anm. 148.
16. Sprengler-Ruppenthal, Rezeption des Römischen Rechts, S.400, Anm. 113.
17. Selderhuis, Huwelqk, S. 121 (= Marriage, S. 100).
18. Köhler, Zürcher Ehegericht II, S. 281 nennt Bucer sogar den »Begründer des Augsburger
Ehegerichtes«, obwohl er später die Frage stellt, ob das »scriptum maius überhaupt dem Rat vorge-
legt worden lst und mcht bloßer Entwurf blieb«, ebd., S. 289. Vgl. auch unten S. 431 f.
 
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