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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0460
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456

13. SCRIPTUM MAIUS

nung Gottes on erwarten auf wundeiwerck haben mag, das solichs ein fleisch mitt
ym sey, vnd die oberkeit ym das auch nit bekomen247 mag, das dem selbigen allweg
zuuergunnen ist, das es an eynem anderen solich2 “ehrecht vnd dienst“2 suche vnd be-
kome. Dann ein ieglicher, wer man ist, sein weib, vnd ein leghche, welche fraw ist,
yren man haben solle, bulerey zuuermeyden248; vnd lst nit gut, das sie allein
seyen249, es hette dann Gott eyns des leibs halb zur Eh ontaughch gmacht oder zu
höheren geschefften verordnet vnd beruffen250, alsso das es der Eh mtt ausswar-
ten251 möchte bnoch solte^. Diss ist Gottes wort vnd ordnung, die der mensch mitt-
nichten, es sey gut oder boess, verwürcken252, verhinderen oder brechen kann oder
mag.
69. Das haben die Christliche keysser erkennet vnd die Eh scheydung mitt freyheit,
sich mitt anderen zuuerheuradten, in allerley fellen als em nottwendige hilf der
frommen vnd onschuldigen zugegeben253. Vnnd das ist alsso gehalten worden, da es
gar vil besser in der Christenheit stunde, dann seit dem die Bepst m den Eh hendlen,
wie in anderen, die ordnung Gottes geprochen vnd die Ehleüt auss den gmeynen vr-
sachen der Eh scheydung wol zu bett vnd zu tisch gescheiden, aber doch wöllen, das
das Eh bandt alsso bleyben solle, das sich keins habe weyter zuuerheüraten254. Aber
wo sie sust in schand vnd laster gesessen oder sitzen, daran lst den hfeihgen] vetteren
wenig gelegen255. I 144™ I
70. Derohalben: wo man beyc dem heyligen Eh bündt vnd desselbigen auflösung
wolte recht vnd gantze reformation furnemen, da were warlich wol aufzusehen256,
was Gott seynem volck Jsrael der Eh scheydung halb verordnet hatt, Deutero. 24^1],
wie es damitt auch die Christlichen keysser 1m Christenthumb gehalten haben257.
Dann das Gott vom scheidbrief den Jüden verordnet, dasselbig hatt vnsser herr
Christus nitt verworfen noch aufgehaben - wie dann Gott, die ewige weissheit vnd
z) korr. aus: solichs.
a—a) von Bucer übergeschr. und eingewiesen.
b—b) von Bucer ergänzt.
c) korr. aus: »d-«.
247. für lhn ... erlangen, erreichen.
248. Vgl. I Kor 7,2.
249. Vgl. Gen2,i8.
250. Vgl. Mt 19,11-12.
251. ausüben, bedacht sein auf. Frühneuhochdt. WB 2, Sp. 1507f.
252. vermchten, verderben; Grimm 25 (= XII, 1), Sp. 2289.
253. Vgl. etwa die Lex Consensu der Kaiser Theodosius II. und Valentimanus III. aus dem Jahr
449 n.Chr. Cod. Just. 5,17,8, ClCiv II, S.212L
254. sc. die Ehen wurden zwar weiterhin aus den üblichen Ursachen geschieden, aber eben mcht
wirkhch, sondern nur von Tisch und Bett. Zur Unauflöslichkeit des ehehchen Bandes nach kanom-
schem Recht vgl. DS 1327.
255. Gemeint lst das sexuelle Verhalten der zum Zölibat verpflichteten Geistlichkeit.
256. darauf zu merken, zu achten.
2 5 7. Vgl. oben Anm. 72.
 
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