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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0487
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14. CASUS MATRIMONIALIS BEATI GERUNG

483

Agathen, versprochen Ehe vor gott nitt wissen zo vernichten33 vnd vns derhalben
mussen schuldig erkennen, die selbig jre ee zo trost jrer gewissen vnd besserung jres
lebens zuo furderen34, Ouch, ferrer35 ergernuss by jnen vnd der kilchen36 zo ver-
huten, jm herren jn der kilchen zo bestettigen vnd zo segnen. Vnd das selbig vß dis-
sen vrsachen:
Das wort gottes, welchs keins menschen wol- oder jbelthatt zo nichten machen kan,
dann jm himel vnd erden wichen soll37, statt clor do: »Ein jeder hab sin eigen wib,
hurery zü vermiden«38, vnd: »Es ist nit gütt, das der mensch allein sye«39. So bekent
sich Mfeister] Beatus, vnd war ouch wol zuoerkennen, das im, vnzucht zuo Myden,
der ehe von Nöten ware. So ist, ebruch mitt ee verbieten40 oder vffziehen41 straffen,
Antichnstisch vnd mt dann42 I 16iv I sund vnd schand mörenh43.
Die wyl dann Ehe44 genante Sabinella sich jn keinen weg45 zor ecversonung mitt
jm, dem Beato, hatt bewegen lossen, mocht46 sich nitt geburen, vil genanten Beatum
vmb jret willen jn lenger gefor der sunden vffzohalten, vnd nemlich, so offenbar, das
sy, die Sabinella, der eescheidung zo forderen, weder vß gotthchem47 noch der
christhchen Keiser48 oder der Naturlichen49 gesatzen recht oder füg gehabt , Noch
dem sy Nur den1 einigen51 fall jrs mannes, vnd darzo jn jrem abwesen geschehen, der
h) danach lrrtümhch mcht gestr.: Die.
i) korr.

33. für nichts zu achten, d.h. für ungültig zu erklären; vgl. Grimm 25 (= XII, 1), Sp. 922.
34. zu befördern, voranzubringen; vgl. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp. 718 h
35. ferneres.
3 6. Kirche.
37. Vgl. Ps 119,89; Jes 40,8; Mt 24,35; Lk 21,33.
38. I Kor 7,2.
39. Gen 2,18.
40. Vgl. oben S.477, Anm. 3.
41. hinausschieben. Capito und Bucer kritisierten zu lange Wartezeiten für die Wiederheirat
schuldig Geschiedener m lhrem Gutachten an den Berner Rat mit besonderer Ausführlichkeit; vgl.
oben Nr. 11, S. 148,22-152,7.
42. mchts als.
43. vermehren, vergrößern.
44. vor, früher.
45. m keiner Weise.
46. durfte.
47. der Heihgen Schnft.
48. sc. den Gesetzen der römischen Kaiser Theodosius II. (Osten: 408-450), Valentinian III.
(Westen: 425-455), und v. a. Justinian (527-565).
49. dem Naturrecht, sc. auf die Vernunftnatur des Menschen gründendem Recht. Vgl. hierzu
Altenstaig/Tytz, Lexicon, S.468 und 484-486; RGG3 4, Sp. 1353-1365.
50. Die Straßburger Prediger kommen also zu dem Schluß, daß der »Ehebruch« im eigentlichen
Sinne von der Ehefrau begangen worden ist, da sie ihrem reumütigen Ehemann nicht verziehen,
sondern mit »Herzenshärtigkeit« die Ehescheidung erzwungen hat. Der Mann wurde durch ihre
Schuld geschieden. Bucer ordnet der biblischen Erlaubnis dcr Ehescheidung wegen Ehebruchs Mt
19,9 die Herzenshärte des ablehnenden Ehegatten unter; vgl. Koch, Studium Pietatis, S. i4of.
51. einen.
 
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