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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0504
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I 5- GUTACHTEN FUR PHILIPP VON HESSEN

Derhalben wiea sie aus des herrn selb66 argument gelernet haben, das die onötig eh-
scheidung onrecht ist, weyl gott die eh im anfang also gemacht vnd verordnet hat,
das ein I 7 I man und ein weyb sich also zusammenthun vnd halten sollen, dass sie mt
zwei sonder ein fleysch seien, vnd jedes vatter vnd muter lassen kunde vnd seinem
ehgemahel anhangen,67Also haben sie eben aus demselbigen grund auch gelernet,
das nit recht sei, mer dann em weyb zu haben, weil der herr im anfang dem Adam
die einige68 Evam geschaffen vnd gegeben hat69 vnd weil auch solche liebe vnd wil-
len zwischen den ehleuten sein solle, das sie ein fleysch mit einander sein vnd alles,
das ia immer möge oder solle lieb sein, eins umbs anderen willen lassen konde, Wel-
che höchste und grösseste liebe vnd eimgkeit sich nimmer recht erhellet, wenn mehr
denn eins und eins sich zur eh zusammen thun und haben. Es fordert doch70 die bu-
lerische falsche liebe, das eins an einem allein hanget. Nun solle aber die ehliche liebe
die aller vollckomemste sein.
Vnd derwegen, ob wol die Apostel keinem, der von Juden oder heyden m die kir-
che christi mit zweyen weybern komen war, geheissen haben, das eine von sich zu
thun, so haben sie doch die schon christen waren dahin gewisen, das ieder sein eim-
ges weyb vnd keiner die andere71 zur ersten neme, Welches ja wol aus dem allem72
genugsam erscheinet, das sie geordneE J haben, keinem zu einem bischow oder auch
diener des Almüsens zu ordnen, der nicht allein einen weybs mann sei.74 Vnd setzen
dis gleich uff das: es solle ein Bischow onstrefflich sein,75 damit anzeiget wirdt, das
es ia ein strefflich ding ist, mer dann ein weyb haben; Vnd freyhch, wo es die Apostel
nit ser strefflich gehalten, sie hetten die zweyweibigen vom kirchendienst mcht ver-
worffen vnd vntauglich geachtet. Dann was an im selb für gott gut vnd gerecht ist
vnd mt mit sohchen geschäften beladen, das es den kirchendienst verhindert, das
mag meman zum kirchendienst untauglich machen. Vnd ob man sagen wolte, die
Apostel hetten derhalben die zweiweibigen vom kirchendienste verstosen, das so-
hche I 8 \ mit zu fil hausgescheften beladen seien vnd nit das zwey weyber haben an
1m selb so ein strefflich dings sei, wolle es doch nit genugsam seyn, dann weil die
rechten ehweyber gehulffen sind in allen hausgeschefften, so konnde emer, der zwey
weyber hette, solcher gescheffte wol freyer sein vnd zum kirchendienst müssiger76,
dann einer, der allein [ein]b weyb hat. Item so der herr durch den lieben Paulum des
a) konj. für fälschlich: wir.
b) von v. Löwenstein konjiziert.

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eigenem.
Mt 19,5-6.
alleimge, einzige.
Gen 2,21-23.
ergänze: sogar.
ergänze: zusätzlich.
bereits.
verordnet.
I Tim 3,2.12; Tit 1,6.
 
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