I 5. ARGUMENTA BUCERI PRO ET CONTRA
523
Vff diese vrsachen geben die, [die] der andren meinung sind, dise antwort: Erstlich
gestehn366 sie mcht, das dis ein eigenthch kleynodt der kirchen sei, das vberal niman
gestattet werde, mer dann ein weyb zu haben, Dann sich leut in der kirchen finden,
denen solichs mt wemger dann den alten ein gute artzeney vnd mittel sein möge, ar-
ges zu vermeyden vnd m guten fürzufaren. Nun ist aber nichs ein zierde oder klein-
odt der kirchen, dann das da warlich bessert. Das gestehen sie aber, ein gepurende
vnd eigentliche zierd vnd kleynodt der Chnstenheyt seie, meniglich mit getrewen
ernsten367 zu den emtzelen ehen vermanen, aber36S die man m der warheyt halte vnd
keiner hurey noch anderer vnzucht eimgen369 emgang oder raum gebe, Item die ein-
tzelen ehen dermassen halten. Vnd gepuret sich den Christen ia, das sie in dem die
Juden fürtreffen370, als die zum ersten götthchen anfang wie I J7 I allen andern din-
gen also auch der heyhgen ehen näher vnd in recht geysthchen vnd himmlischen we-
sen fil höher komen sein dann die Juden. Das aber alle Christen nach der zeyt dem-
selbigen ersten anfang so nahe vnd 1m götthchen wesen so hohe kommen sein, das
sich gar nieman under men finde, der mt mit zugebe371, mer dann ein weyb zu ne-
men, konde vor gefehrhcher onzucht verhietet vnd zu recht christlichen leben
merglich gefördert werden; dis lesst sich leyder mt sagen, weyl leyder bey vns der
schwere ehbruch, hurey vnd ander onzucht noch so fil ist vnd so hnd372 gestraffet
wirdt.
Derhalben lesst sich das wol beweysen, das der Chnstenheyt eigenlich gepüre, vff
die einzeln ehen, aber die373 war vnd recht gehalten werden, zu tnngen vnd darob
zu halten, das best man lmer kan, so ferne doch, das aller onzucht mt allein dadurch
kein anlass oder raum gegeben werde, sonder das auch aller der mittel keins vnter-
lassen werde, mit ernster vermanung, straff vnd bann, das alle onzucht bey den chn-
sten ausgeschlossen vnd vermitten werde. Dis aber lesst sich mt beweisen, das den
Christen zustende, also ob374 den emzelen ehen zu halten, das darin mit mman vber-
al375, vnd mit den gewaltigen3 6 fürnemhch, mt konde dispensiret werden. Dann
sich le in der christenheyt fmden, vnd vnder den gewaltigen, wie vorgesagt, fil mere
denn under anderen leuten, denen mit nachgeben, mer denn ein weyb zu nemen,
mege gar wol gedienet vnd geholffen werden, das sie sich vor arger vnzucht verhie-
ten377 vnd m allen chnsthchen leben dapfer bestehen vnd fürfaren, bey welchen one
3 66. gestehen ... zu.
367. Nachdruck, Eifer.
368. ergänze: zu einer solchen.
369. irgendeinen.
370. übertreffen.
371. durch die Gewährung.
372. milde.
373. allerdings die, die dann.
374. bei.
375. überhaupt memand.
376. Machthabern.
377. hüten, aufpassen.
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Vff diese vrsachen geben die, [die] der andren meinung sind, dise antwort: Erstlich
gestehn366 sie mcht, das dis ein eigenthch kleynodt der kirchen sei, das vberal niman
gestattet werde, mer dann ein weyb zu haben, Dann sich leut in der kirchen finden,
denen solichs mt wemger dann den alten ein gute artzeney vnd mittel sein möge, ar-
ges zu vermeyden vnd m guten fürzufaren. Nun ist aber nichs ein zierde oder klein-
odt der kirchen, dann das da warlich bessert. Das gestehen sie aber, ein gepurende
vnd eigentliche zierd vnd kleynodt der Chnstenheyt seie, meniglich mit getrewen
ernsten367 zu den emtzelen ehen vermanen, aber36S die man m der warheyt halte vnd
keiner hurey noch anderer vnzucht eimgen369 emgang oder raum gebe, Item die ein-
tzelen ehen dermassen halten. Vnd gepuret sich den Christen ia, das sie in dem die
Juden fürtreffen370, als die zum ersten götthchen anfang wie I J7 I allen andern din-
gen also auch der heyhgen ehen näher vnd in recht geysthchen vnd himmlischen we-
sen fil höher komen sein dann die Juden. Das aber alle Christen nach der zeyt dem-
selbigen ersten anfang so nahe vnd 1m götthchen wesen so hohe kommen sein, das
sich gar nieman under men finde, der mt mit zugebe371, mer dann ein weyb zu ne-
men, konde vor gefehrhcher onzucht verhietet vnd zu recht christlichen leben
merglich gefördert werden; dis lesst sich leyder mt sagen, weyl leyder bey vns der
schwere ehbruch, hurey vnd ander onzucht noch so fil ist vnd so hnd372 gestraffet
wirdt.
Derhalben lesst sich das wol beweysen, das der Chnstenheyt eigenlich gepüre, vff
die einzeln ehen, aber die373 war vnd recht gehalten werden, zu tnngen vnd darob
zu halten, das best man lmer kan, so ferne doch, das aller onzucht mt allein dadurch
kein anlass oder raum gegeben werde, sonder das auch aller der mittel keins vnter-
lassen werde, mit ernster vermanung, straff vnd bann, das alle onzucht bey den chn-
sten ausgeschlossen vnd vermitten werde. Dis aber lesst sich mt beweisen, das den
Christen zustende, also ob374 den emzelen ehen zu halten, das darin mit mman vber-
al375, vnd mit den gewaltigen3 6 fürnemhch, mt konde dispensiret werden. Dann
sich le in der christenheyt fmden, vnd vnder den gewaltigen, wie vorgesagt, fil mere
denn under anderen leuten, denen mit nachgeben, mer denn ein weyb zu nemen,
mege gar wol gedienet vnd geholffen werden, das sie sich vor arger vnzucht verhie-
ten377 vnd m allen chnsthchen leben dapfer bestehen vnd fürfaren, bey welchen one
3 66. gestehen ... zu.
367. Nachdruck, Eifer.
368. ergänze: zu einer solchen.
369. irgendeinen.
370. übertreffen.
371. durch die Gewährung.
372. milde.
373. allerdings die, die dann.
374. bei.
375. überhaupt memand.
376. Machthabern.
377. hüten, aufpassen.