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16. GUTACHTEN FÜR RUPRECHT VON PFALZ-ZWEIBRÜCKEN
ge- 1164'^ I wesen10, zur ehe zu haben mit angezeyg, er habe mit wissen vnd raht sei-
nes vatters, desgleichen anderer beiderseits freundschafften seinen willen in ansehen
der Jungfrawen erbar- vnd frombkeit dermaß darinn ergeben, das es jme, wa die sach
nit furgang haben solt, mt ein geringe beschwernis in seinem gewissen bracht; Bittet
derhalben sampt semem vatter vnnd beiderseits freindschafften, mann wolle Jnen
eröffnen, wes sie sich hierin one verletzung Jrer gewissen halten sollen.
Der ander Casus:
Es hat Steppen11 Jiickel12 von Offenbach13 zwo ehfrawen nacheinander gehebt vnd
mit deren jederr em Son gezielet14, einer Hans, der ander Jacob genennet. Folgends
haben dise zwen bruder Hans vnd Jacob Jeder auch einen Son gezielet, nemlich
Hans einen, genant Peterr, vnd Jacob einen, genant Claus. Diser Claus hat darnoch
ein dochter gezielet mit namen Margareth. Dise Margareth istd verruckter15 zeit
durch den egenanten Petern, Jres anchen16 bruders son, beschlaffen vnd schwanger
worden, auch dem selbigen Petern ein kind gezeugt17 hat, derhalben5 sie einander
beiderseits zur ehe begerent, wa es mit guter conscientz möglich were; Bitten des-
gleichen, sie des gnediglich zu entscheiden. I i6$r I
Antwurt auff *die zwen Casus^ gvnd Ehehändel®18, belangend Hertzog Rupreth19,
Vnsers gfnädigen] hferren], vnderthonennh20:
d) übergeschr. für gestr.: hat.
e) fälschlich: delhalben.
f —f) korr. aus: den ersten Casum.
g—g) von Wolfgang Capito vor den linken Rand geschneben und eingewiesen.
h) davor am linken Rand außen: »B«.
10. Nach der 1m frühen 16. Jahrhundert herrschenden Auffassung war das gegenseitige Ehever-
sprechen der Stiftungsakt der Ehe. Dieser Grundsatz ging auf die Rechtsschule des Petrus Lombar-
dus zurück. Vgl. DS 1327: »Causa efficiens matrimonn regulanter est mutuus consensus per verba
de praesenti expressus«. Vgl. auch oben S. 51 —53.
11. Stephan, Steffen.
12. Bei Stephan bzw. Steffen und Jäckel ist nicht eindeutig zu entscheiden, was Vor- und Nach-
name sein könnte.
13. Da von Untertanen des Pfalzgrafen Ruprecht (vgl. unten Anm. 19) die Rede ist, dürfte das
Dorf Offenbach bei Landau m der Pfalz gemeint sein.
14. gezeugt; vgl. Grimm 31 (= XV), Sp. 1089 h
15. m vergangener.
16. Großvaters; vgl. Grimm 1, Sp. 192 und 377.
17. geboren.
18. Eheprozesse.
19. Ruprecht, Herzogund Pfalzgrafbei Rheinaus derwittelbachischen Linie Pfalz-Zweibrücken
und Veldenz (geb. 1506, gest. am 27. Juli 1544), Domherr inStraßburg, Köln und Mainz, wurde welt-
lich und evangelisch, ab 1532 Regent im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Er unterstützte den Zwei-
brükkener Prädikanten Johannes Schwebel, der mit den Straßburgern m engem Kontakt stand, bei
der Durchführung der Reformation; zu ihm vgl. ADB 29, S. 740-743; Sokop, Stammtafeln, Taf. 14;
Thiele, Stammtafeln, Taf. 143. Wolfgang Capito hat die Vorrede seiner »Responsio deMissa« von 1537
neben Heinrich VIII. auch Herzog Ruprecht gewidmet; vgl. Millet, Nr. 639, S. 223.
16. GUTACHTEN FÜR RUPRECHT VON PFALZ-ZWEIBRÜCKEN
ge- 1164'^ I wesen10, zur ehe zu haben mit angezeyg, er habe mit wissen vnd raht sei-
nes vatters, desgleichen anderer beiderseits freundschafften seinen willen in ansehen
der Jungfrawen erbar- vnd frombkeit dermaß darinn ergeben, das es jme, wa die sach
nit furgang haben solt, mt ein geringe beschwernis in seinem gewissen bracht; Bittet
derhalben sampt semem vatter vnnd beiderseits freindschafften, mann wolle Jnen
eröffnen, wes sie sich hierin one verletzung Jrer gewissen halten sollen.
Der ander Casus:
Es hat Steppen11 Jiickel12 von Offenbach13 zwo ehfrawen nacheinander gehebt vnd
mit deren jederr em Son gezielet14, einer Hans, der ander Jacob genennet. Folgends
haben dise zwen bruder Hans vnd Jacob Jeder auch einen Son gezielet, nemlich
Hans einen, genant Peterr, vnd Jacob einen, genant Claus. Diser Claus hat darnoch
ein dochter gezielet mit namen Margareth. Dise Margareth istd verruckter15 zeit
durch den egenanten Petern, Jres anchen16 bruders son, beschlaffen vnd schwanger
worden, auch dem selbigen Petern ein kind gezeugt17 hat, derhalben5 sie einander
beiderseits zur ehe begerent, wa es mit guter conscientz möglich were; Bitten des-
gleichen, sie des gnediglich zu entscheiden. I i6$r I
Antwurt auff *die zwen Casus^ gvnd Ehehändel®18, belangend Hertzog Rupreth19,
Vnsers gfnädigen] hferren], vnderthonennh20:
d) übergeschr. für gestr.: hat.
e) fälschlich: delhalben.
f —f) korr. aus: den ersten Casum.
g—g) von Wolfgang Capito vor den linken Rand geschneben und eingewiesen.
h) davor am linken Rand außen: »B«.
10. Nach der 1m frühen 16. Jahrhundert herrschenden Auffassung war das gegenseitige Ehever-
sprechen der Stiftungsakt der Ehe. Dieser Grundsatz ging auf die Rechtsschule des Petrus Lombar-
dus zurück. Vgl. DS 1327: »Causa efficiens matrimonn regulanter est mutuus consensus per verba
de praesenti expressus«. Vgl. auch oben S. 51 —53.
11. Stephan, Steffen.
12. Bei Stephan bzw. Steffen und Jäckel ist nicht eindeutig zu entscheiden, was Vor- und Nach-
name sein könnte.
13. Da von Untertanen des Pfalzgrafen Ruprecht (vgl. unten Anm. 19) die Rede ist, dürfte das
Dorf Offenbach bei Landau m der Pfalz gemeint sein.
14. gezeugt; vgl. Grimm 31 (= XV), Sp. 1089 h
15. m vergangener.
16. Großvaters; vgl. Grimm 1, Sp. 192 und 377.
17. geboren.
18. Eheprozesse.
19. Ruprecht, Herzogund Pfalzgrafbei Rheinaus derwittelbachischen Linie Pfalz-Zweibrücken
und Veldenz (geb. 1506, gest. am 27. Juli 1544), Domherr inStraßburg, Köln und Mainz, wurde welt-
lich und evangelisch, ab 1532 Regent im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Er unterstützte den Zwei-
brükkener Prädikanten Johannes Schwebel, der mit den Straßburgern m engem Kontakt stand, bei
der Durchführung der Reformation; zu ihm vgl. ADB 29, S. 740-743; Sokop, Stammtafeln, Taf. 14;
Thiele, Stammtafeln, Taf. 143. Wolfgang Capito hat die Vorrede seiner »Responsio deMissa« von 1537
neben Heinrich VIII. auch Herzog Ruprecht gewidmet; vgl. Millet, Nr. 639, S. 223.