l8. HAUPTMANN SILBERKREMERS EHEHANDEL
565
sie sein10 doch nicht gewolt, sondern sich von im zuscheiden begeret vnd es erlanget
Aus vrsachen, das er sich bekennet hat, mit einer anderen frawen mißhandelt11 ha-
ben hiezwischen, vnd er gedachter vrsach12 von ir gewichen sei. Dann vor dem ab-
weichen hab er sich wol vnd recht mit ir gehalten. Derhalben begere er, diser Haupt-
man, 1m zu vergonnen, ein andere zu nemmen13, Vnd frage man von vns14, ob dis
mit Gott13 möge16 vergonnet werden.
Darauff wir geantwortet, wa sichs also halte, das die vorige fraw dises hauptmans
sich von im gescheiden habe vnd dabey enthch17 bleibcn wille Oder, so sie schon da-
hin bracht werden mochte18, das sie m wider begeret vnd er sie auch wider nemmen
wolte, Vnd aber nit zuverhoffen were, das ein rechte, ware ehe wurde, da zwey in ei-
nem leibe sein vnd wol vnd recht beyeinander leben19, So seie em lede christliche
Oberkeit, so20 in bei ir halten21 wille, schuldig, lm, ein ander gemahel zu nemmen,
zu vergonnen, wa er6 das als notig, erbarlich zuleben, begeret. Dann der Herre sagt,
Es seie nit gut, das der mensch allein seie22, vnd, Vnzucht zuvermeiden, habe jeder
sein weib vnd iede iren man23. Dis wort vnd ordnung Gottes mag24 durch keines
menschen sunde vnd mishandlunge25 vmbgestossen werden. So lst auch keine bey-
wonung vnd vermischung mans vnd weibs m christlicher policey 6 zugedulden,
dann die ehelich seye. I ijir I Es hat auch kein mensch sünd mit sunden zu straffen27
oder mit abstricken28 des, one das man nit wol one sunden leben kan, wie die ehe
ist.29 Darumb der ehebruchigen person, so am leben nit gestraffet wirdt30, die ehe
b) korr.
10. ihn.
11. Unrecht begangen.
12. d. h. wegen der Scheidung. Daß das außereheliche Verhältnis - zumindest nach der von Bucer
und Capito akzeptierte Auskunft des Hauptmanns - nicht der Grund seines Weggehens sei, geht
aus der Fortsetzung des Textes hervor (vgl. unten S. 567,1-3). Über die Ehefrau und den Schei-
dungsprozeß konnte mchts m Erfahrung gebracht werden.
13. sc. daß man ihm vergönne, eine andere Frau zu heiraten.
14. sc. das Ehegencht (durch den Notar) die beiden unterzeichneten Theologen.
15. in Übereinstimmung mit Gott.
16. könne.
17. endgültig, schheßhch, ein für allemal.
18. könnte.
19. Vgl. Gen 2,24.
20. die, welche.
21. behalten.
22. Gen2,i8.
23. I Kor 7,2.
24. kann.
25. Vergehen.
26. Gemeinde, Regiment, Staatsordnung.
27. Vgl. Röm 12,17; I Thess 5,15.
28. verbieten, vorenthalten, entziehen.
29. Dies sagt Bucer schon 1531 in seinem ersten Ulmer Ehegutachten. Vgl. oben S.93,8 — 10.
30. sc. gemäß Lev 20,10 und dem Gesetz Konstantins aus dem Jahre 326, Cod. Just. 9,9,29,4,
ClCiv II, S.376. Zur milderen Bestrafung des Ehebruchs in Straßburg vgl. oben S.47, Anm. 10.
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sie sein10 doch nicht gewolt, sondern sich von im zuscheiden begeret vnd es erlanget
Aus vrsachen, das er sich bekennet hat, mit einer anderen frawen mißhandelt11 ha-
ben hiezwischen, vnd er gedachter vrsach12 von ir gewichen sei. Dann vor dem ab-
weichen hab er sich wol vnd recht mit ir gehalten. Derhalben begere er, diser Haupt-
man, 1m zu vergonnen, ein andere zu nemmen13, Vnd frage man von vns14, ob dis
mit Gott13 möge16 vergonnet werden.
Darauff wir geantwortet, wa sichs also halte, das die vorige fraw dises hauptmans
sich von im gescheiden habe vnd dabey enthch17 bleibcn wille Oder, so sie schon da-
hin bracht werden mochte18, das sie m wider begeret vnd er sie auch wider nemmen
wolte, Vnd aber nit zuverhoffen were, das ein rechte, ware ehe wurde, da zwey in ei-
nem leibe sein vnd wol vnd recht beyeinander leben19, So seie em lede christliche
Oberkeit, so20 in bei ir halten21 wille, schuldig, lm, ein ander gemahel zu nemmen,
zu vergonnen, wa er6 das als notig, erbarlich zuleben, begeret. Dann der Herre sagt,
Es seie nit gut, das der mensch allein seie22, vnd, Vnzucht zuvermeiden, habe jeder
sein weib vnd iede iren man23. Dis wort vnd ordnung Gottes mag24 durch keines
menschen sunde vnd mishandlunge25 vmbgestossen werden. So lst auch keine bey-
wonung vnd vermischung mans vnd weibs m christlicher policey 6 zugedulden,
dann die ehelich seye. I ijir I Es hat auch kein mensch sünd mit sunden zu straffen27
oder mit abstricken28 des, one das man nit wol one sunden leben kan, wie die ehe
ist.29 Darumb der ehebruchigen person, so am leben nit gestraffet wirdt30, die ehe
b) korr.
10. ihn.
11. Unrecht begangen.
12. d. h. wegen der Scheidung. Daß das außereheliche Verhältnis - zumindest nach der von Bucer
und Capito akzeptierte Auskunft des Hauptmanns - nicht der Grund seines Weggehens sei, geht
aus der Fortsetzung des Textes hervor (vgl. unten S. 567,1-3). Über die Ehefrau und den Schei-
dungsprozeß konnte mchts m Erfahrung gebracht werden.
13. sc. daß man ihm vergönne, eine andere Frau zu heiraten.
14. sc. das Ehegencht (durch den Notar) die beiden unterzeichneten Theologen.
15. in Übereinstimmung mit Gott.
16. könne.
17. endgültig, schheßhch, ein für allemal.
18. könnte.
19. Vgl. Gen 2,24.
20. die, welche.
21. behalten.
22. Gen2,i8.
23. I Kor 7,2.
24. kann.
25. Vergehen.
26. Gemeinde, Regiment, Staatsordnung.
27. Vgl. Röm 12,17; I Thess 5,15.
28. verbieten, vorenthalten, entziehen.
29. Dies sagt Bucer schon 1531 in seinem ersten Ulmer Ehegutachten. Vgl. oben S.93,8 — 10.
30. sc. gemäß Lev 20,10 und dem Gesetz Konstantins aus dem Jahre 326, Cod. Just. 9,9,29,4,
ClCiv II, S.376. Zur milderen Bestrafung des Ehebruchs in Straßburg vgl. oben S.47, Anm. 10.