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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0574
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19. TRAUPREDIGT BUCERS

Advokat am Reichskammergencht. Der prominente Frankfurter Rechtsgelehrte Jo-
hann Fichard, der von 1531 bis 1533 ebenfalls Advokat am Speyerer Reichskammer-
gericht war und in den folgenden Jahren u.a. die Tätigkeit eines Stadtsyndikus in
Frankfurt ausgeübt und Rechtsstudien m Italien betneben hatte, veranlaßte den Ruf
Hieronymus’ zum Lamb 1 541 nach Frankfurt durch den dortigen Rat, um das Amt
eines Stadtadvokaten zu bekleiden.9 In einem Brief aus Bonn vom 23. Dezember
1542 an seine Straßburger Kollegen berichtet Bucer über seinen kurz zuvor stattge-
fundenen Aufenthalt in Frankfurt, um Meinungsverschiedenheiten in der Abend-
mahlsfrage zu schlichten. Dann ei-wähnt Bucer erneut den »doctor Agninus«.10
Hieronymus zum Lamb heiratete am 8. Oktober 1543 Margarete Silberborn, eine
adhge Frankfurterin und Witwe eines Bürgermeisters.11 Es ist nahehegend, daß Bu-
cer diese von Hubert mit »Pro Agninis in nuptns« betitelte Predigt zu diesem Anlaß
verfaßte. Unvereinbar mit der Annahme, daß er die Traupredigt auch selbst gehalten
hat, ist die Tatsache, daß Bucer nach einem durch Quellen gesicherten Aufenthalt in
Frankfurt am 13. September 154312 * spätestens am 16. September wieder in Straß-
burg war und erst im März 1544 eine weitere Reise unternahmlj. Von Schubert
mmmt an, daß Bucer, »außerstande den Termin abzuwarten und die Trauung selbst
vorzunehmen, (...) die Predigt von Straßburg aus eingeschickt hat. Einer der Frank-
furter Prediger, mit denen Bucer ja m den besten Beziehungen stand, hat sie wohl für
lhn gehalten.«14 Es ist deshalb zu vermuten, daß Bucer während semes Frankfurter
Aufenthaltes am 13. September damit begann, die Predigt zu schreiben, und sie spä-
testens bis zum Hochzeitsdatum des Frankfurter Advokaten, dem 8. Oktober 1543,
abschloß.

2. Inhalt
Bucer legt semer Predigt den bekannten Abschnitt aus dem 5. Kapitel des Epheser-
briefes zugrunde, m dem die Ehefrauen zur Unterordnung unter lhre Ehemänner
9- Vgl . von Schubert, Zwei Predigten, S.2II. In den Annalen Fichards heißt es: »Hoc anno
(= 1541) senatus Hieronymus Agninum Spirensem legum doctorem m advocatum huius civitatis
conduxit et nobis adiunxit hocque tempore primum Francofurtensis respublica cepit tres habere ad-
vocatus mreconsultus.« Von Schuhert, Zwei Predigten, S.211, Anm.4.
10. Vgl. von Schuhert, Zwei Predigten, S.212. In diesem Brief heißt es: »Quarto die postquam
domo abn vem Francofordiam, ubi quatriduum lmpendi componendo dissidio quod acre admo-
dum mter concionatores lllic diu lam viguit, cuius causa magis zelus carms et venenatae linguae fue-
runt, quam msta aliqua m doctnna dissentio, quanquam de ubiquitate Chnsti et formis praesentiam
eius m coena exprimendi, nxati mter se sint. Dominus autem nobis adfuit ut negotio et ammis lllo-
rum commode pertractatis coram tribus de senatu Cornario et Agnino doctonbus consensermt per
omma et syngrapha a singulis subscripta concordiam de ommbus 11s rebus, de quibus dissenserant,
confirmavennt.« Abschnft von Jean Rott. Vgl. auch Lenz II, S. 109, Anm. 2.
11. Diese Information entmmmt von Schuhert, Zwei Predigten, S. 213 den Kirchenbüchern.
12. Vgl. den in Frankfurt verfaßten Brief Bucers an Philipp von Hessen vom 13. September 1543,
Lenz 11,5.158-165; Rott, Liste alphabetique, S.99.
13. Rott, Liste alphabetique, S.99.
14. Von Schuhert, Zwei Predigten, S.214.
 
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