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19. TRAUPREDIGT BUCERS
da der mensch noch gantz vnd onbeflecket war, eingesetzet als ein gantz götlichen,
reinen vnd seligen stand.54
Aus disem allem nun haben E[ure] Liebe wol zu bedencken vnd zu erwegen, wie
gantz rein, heilig vnd götlich der h[eilige] Ehstand ist qals dcr derr höhisten vnd se-
ligsten liebe vnd gnaden gottes gegen dem menschlichen geschlecht das erste, obriste
vnd volkomniste bild vnd gleichnis ist, Item zum glauben vnd der liebe, das ist zu
gantzer seligkeit des menschens, so fil vrsach vnd furdernis hat, Auch? das erste
werck Gottes ist1 gegen dem menschen, lm hfeiligen] Paradis geubets: Er sprach
vomm man: »Es ist nit gut, das der mensch \issv\ allein seie«. Vom weib zeuget er
mit der that eben das selbig. Dann so bald er sie erschuffe, bracht er sie zum man vnd
gabe sie im zur Ehe. Vnd das der Adam da sprach: »Darumb wurt der mensch ver-
lassen vater vnd muter vnd seinem weib anhangen«, das gibt vnser Herr Chnstus dar
als gottes wort55 vnd geschefft56.
So57 wollet nun, lieben freund, dises wol zu hertzen furen vnd daran mcht zweif-
len, es habe euch der liebe got selb aus sonder gnaden vnd barmh[erzigkeit] zu ewe-
rem ewigen gluck vnd heil zusamen gefuget vnd vereimget, Euch, dem weib, ein
haupt vnd heyland58, euch, dem mann, ein leib vnd gehulffen59 geben zu allem gu-
ten, Darumb ir‘ ietz inn seiner gemeind vnd als vor seinen gothchen augen vnd allem
himmlischen her im sollendt“ vmb dise grosse genad vnd gute vonn hertzen lob vnd
danck sagen, vnd im dabei aber auch beichten vnd bekennen vnd in vmb verzeihung
vnd gnad hertzlich bitten, wes fleischlichs vnd welthchs inn ewer vermehelung mit
eingelauffen60 ist, Wie wir dann aus angeborner blöde61 vnd verderbten natur keine
gaben vnd werck Gottes mit vnserem eigen vnd verkerten gesuche62 vnbemasget63
vnd vngeschmehet lassen.64 Vnd eben darumb habens die alten christen also angese-
hen, das die gleubigen ire Ehe inn der kirchen vnd vor got soltens bestettigen65 vnd
q—q) von Konrad Hubert am unteren Seitenrand notiert und eingewiesen. — Danach gestr.: als.
r) übergeschr. und eingewiesen.
s) danach gestr. unleserhche Silbe.
t) danach gestr.: sollet.
u) vor den linken Rand geschneben und eingewiesen.
54. Vgl. Gen 2,18.22-24. Das Motiv der Erschaffung der Ehe vor dem Sündenfall taucht auch in
Erasmus’ oft nachgedrucktem Werk »Encomium matnmonn« (i.Aufl. Antwerpen 1518) auf; vgl.
ASD 1-2, S.403,13-404,5.
55. Vgl. die vorige Anm. und Mt 19,4-6.
56. Leistung, Angelegenheit, Aufgabe, Auftrag.
57. Zum Folgenden vgl. Selderhuis, Huwelijk, S. 249f. (= Marriage, S. 220f.).
58. Vgl. Eph 5,23.
59. Vgl. Eph 5,28 und Gen 2,18.
60. eingetreten, zusammengelaufen, lat.: mtrare.
61. Gebrechhchkeit.
62. Eigennutz; vgl. Grimm 5 (= IV,1,2), Sp. 4279.
63. unbefleckt; vgl. Grimm 1, Sp. 1458.
64. Hierzu vgl. auch oben S. 62,17-63,4.
65. festmachen.
19. TRAUPREDIGT BUCERS
da der mensch noch gantz vnd onbeflecket war, eingesetzet als ein gantz götlichen,
reinen vnd seligen stand.54
Aus disem allem nun haben E[ure] Liebe wol zu bedencken vnd zu erwegen, wie
gantz rein, heilig vnd götlich der h[eilige] Ehstand ist qals dcr derr höhisten vnd se-
ligsten liebe vnd gnaden gottes gegen dem menschlichen geschlecht das erste, obriste
vnd volkomniste bild vnd gleichnis ist, Item zum glauben vnd der liebe, das ist zu
gantzer seligkeit des menschens, so fil vrsach vnd furdernis hat, Auch? das erste
werck Gottes ist1 gegen dem menschen, lm hfeiligen] Paradis geubets: Er sprach
vomm man: »Es ist nit gut, das der mensch \issv\ allein seie«. Vom weib zeuget er
mit der that eben das selbig. Dann so bald er sie erschuffe, bracht er sie zum man vnd
gabe sie im zur Ehe. Vnd das der Adam da sprach: »Darumb wurt der mensch ver-
lassen vater vnd muter vnd seinem weib anhangen«, das gibt vnser Herr Chnstus dar
als gottes wort55 vnd geschefft56.
So57 wollet nun, lieben freund, dises wol zu hertzen furen vnd daran mcht zweif-
len, es habe euch der liebe got selb aus sonder gnaden vnd barmh[erzigkeit] zu ewe-
rem ewigen gluck vnd heil zusamen gefuget vnd vereimget, Euch, dem weib, ein
haupt vnd heyland58, euch, dem mann, ein leib vnd gehulffen59 geben zu allem gu-
ten, Darumb ir‘ ietz inn seiner gemeind vnd als vor seinen gothchen augen vnd allem
himmlischen her im sollendt“ vmb dise grosse genad vnd gute vonn hertzen lob vnd
danck sagen, vnd im dabei aber auch beichten vnd bekennen vnd in vmb verzeihung
vnd gnad hertzlich bitten, wes fleischlichs vnd welthchs inn ewer vermehelung mit
eingelauffen60 ist, Wie wir dann aus angeborner blöde61 vnd verderbten natur keine
gaben vnd werck Gottes mit vnserem eigen vnd verkerten gesuche62 vnbemasget63
vnd vngeschmehet lassen.64 Vnd eben darumb habens die alten christen also angese-
hen, das die gleubigen ire Ehe inn der kirchen vnd vor got soltens bestettigen65 vnd
q—q) von Konrad Hubert am unteren Seitenrand notiert und eingewiesen. — Danach gestr.: als.
r) übergeschr. und eingewiesen.
s) danach gestr. unleserhche Silbe.
t) danach gestr.: sollet.
u) vor den linken Rand geschneben und eingewiesen.
54. Vgl. Gen 2,18.22-24. Das Motiv der Erschaffung der Ehe vor dem Sündenfall taucht auch in
Erasmus’ oft nachgedrucktem Werk »Encomium matnmonn« (i.Aufl. Antwerpen 1518) auf; vgl.
ASD 1-2, S.403,13-404,5.
55. Vgl. die vorige Anm. und Mt 19,4-6.
56. Leistung, Angelegenheit, Aufgabe, Auftrag.
57. Zum Folgenden vgl. Selderhuis, Huwelijk, S. 249f. (= Marriage, S. 220f.).
58. Vgl. Eph 5,23.
59. Vgl. Eph 5,28 und Gen 2,18.
60. eingetreten, zusammengelaufen, lat.: mtrare.
61. Gebrechhchkeit.
62. Eigennutz; vgl. Grimm 5 (= IV,1,2), Sp. 4279.
63. unbefleckt; vgl. Grimm 1, Sp. 1458.
64. Hierzu vgl. auch oben S. 62,17-63,4.
65. festmachen.