410 7. antwortbucers aufbernhard rothmann
tentur, sanctam societatem renunciaveris, me fratre uteris, ea tibi charitate
| Fvjb |iuncto et addicto, ut te mihi iungi addicique velim.
Sed, mi frater, video te nunc profecto graviter tentari, huius te moneri a me
oro fraterne feras, proinde da hoc Christo Domino, da sanctae eius sponsae
Ecclesiae ¹ ,daidEuangelio Christi, ne quid noves temere, ne putes te unum 5
ex iis, quibus Dominus publicum in Ecclesia munus nunc dedit, videre tantam
in paedobaptismate abominationem, in quo tota Ecclesia ab initio videre sibi
visa est sanctificationem Christi. Fuit ex nostro ordine Vualtshudii, qui idem
quod tu sentiebat, docere coepit ² et perdidit Ecclesiam suam, ut nunc pristina
obtineant omnia. Kutzius ³ quidam iuvenis, qui literas degustavit ⁴ et haud 10
malevoli animi habebatur ⁵ ,Vuormaciae tentavit idem, in ipso autem conatu
fractus est et eo pacto diu eam urbem puriore verbi Dei praedicatione sua impia
audacia spoliavit ⁶ .Postea aegre unus admissus est, qui Christum ibi syn-
1. Vgl. oben S. 409, Anm. 9.
2. Gemeint ist Balthasar Hubmaier (geb. um 1480/85, gest. 1528), der bedeutendste
Theologe des frühen Täufertums. Theologische Studien ab 1503 in Freiburg i. Br., danach
Priesterweihe, 1512 Promotion zum Dr. theol. in Ingolstadt unter Johann Eck, Professur an
der dortigen Universität; 1516 Domprädikatur in Regensburg; ab 1520 Pfarrer in Waldshut;
seit 1523 Anhänger der evangelischen Bewegung; die seitdem bestehenden engen Verbindungen
zu Zwingli und Oekolampad erklären Bucers Angabe »ex nostro ordine«; 1524
führt er liturgische Neuerungen in Waldshut ein. Die Hinwendung zum Täufertum geschieht
zu Ostern 1525,als er sich von Wilhelm Reublin taufen läßt, seinerseits 300 weitere
Waldshuter Bürger (einschließlich der Mehrheit des Rates) tauft und schließlich eine Stadtreformation
in täuferischem Sinne und in Einklang mit den aufständischen Bauern des nahen
Klettgaus durchsetzt. Im Juli 1525 läßt er seine Schrift ›Von dem christlichen tauff der
gläubigen‹ in Straßburg drucken (QGT 7 [Elsaß I], Nr. 35, S. 46 f.). Im Dezember 1525 flieht
er vor den habsburgischen Truppen, die Waldshut gewaltsam rekatholisieren, und findet in
Zürich Zuflucht, wo er aber verhört und zum Widerruf seiner täuferischen Ansichten gebracht
wird (Wolfgang Capito verfolgt sein Schicksal mit großer Anteilnahme, vgl. QGT 7
[Elsaß I], Nr. 41–43, S. 50); nach einjähriger Wirksamkeit in Nikolsburg (Mähren) wird er
im Juli 1527 verhaftet und im März 1528 in Wien hingerichtet. Zu ihm vgl. Bergsten, Hubmaier;
Windhorst, Hubmaier; ders., Professor, Prediger, Politiker; Stayer, Hubmaier; Bericht
der lutherisch-mennonitischen Studienkommission, S.34; Wolgast, Hubmaier.
3. Jakob Kautz (Kautzius, Cautius, Kutz, Kutzius, Bubonius [lat. bubo = Kauz]); geb. ca.
1500, gest. nach 1543; Prediger in Worms seit 1524. Zu ihm vgl. zuletzt Rothkegel, Kautz;
Muller, Kautz; BCor VII, S.448; McLaughlin, Strasbourg Radicals, S.272 f.
4. Belegt ist ein Studienaufenthalt in Wittenberg (Förstemann/Hartwig/Gerhard,Album
Academiae Vitebergensis I, S. 121: »Jacobus Bachenhemius [nach seinem Geburtsort Bokkenheim,
15 km westlich von Worms] Bubonius, Dio[ecesis] Worma[tiensis], 24. [Mai
1524]«), der allerdings nur von kurzer Dauer war, da Kautz noch im selben Jahr seine Prädikatur
in Worms übernahm. In späteren Quellen wird er mit einem Magistertitel versehen.
5. Vgl. Rothkegel, Kautz, S. 51.
6. Unter dem Einfluß der Täufer Hans Denck (im Dezember 1526 aus Straßburg ausgewiesen)
und Ludwig Hätzer (im Frühjahr 1527 von Straßburg nach Worms gezogen) verfaßte
Kautz Anfang Juni 1527 sieben Disputationsthesen, gegen welche Bucer seine ›Getrewe
Warnung‹ (BDS 2, S.234–258) richtete (ausführlich hierzu Kaufmann,
Abendmahlstheologie, S. 390–395). Die daraus entstandene Kontroverse führte Anfang Juli
1527 zur Ausweisung Kautz’ sowie seines Mitstreiters, eines Predigers namens Hilarius,
durch den Wormser Rat (Rothkegel, Kautz, S.52–54; Konersmann, Kirchenregiment,
S.282). In den folgenden Jahren taucht Kautz mehrmals in Straßburg auf (vgl. QGT 7 [Elsaß
tentur, sanctam societatem renunciaveris, me fratre uteris, ea tibi charitate
| Fvjb |iuncto et addicto, ut te mihi iungi addicique velim.
Sed, mi frater, video te nunc profecto graviter tentari, huius te moneri a me
oro fraterne feras, proinde da hoc Christo Domino, da sanctae eius sponsae
Ecclesiae ¹ ,daidEuangelio Christi, ne quid noves temere, ne putes te unum 5
ex iis, quibus Dominus publicum in Ecclesia munus nunc dedit, videre tantam
in paedobaptismate abominationem, in quo tota Ecclesia ab initio videre sibi
visa est sanctificationem Christi. Fuit ex nostro ordine Vualtshudii, qui idem
quod tu sentiebat, docere coepit ² et perdidit Ecclesiam suam, ut nunc pristina
obtineant omnia. Kutzius ³ quidam iuvenis, qui literas degustavit ⁴ et haud 10
malevoli animi habebatur ⁵ ,Vuormaciae tentavit idem, in ipso autem conatu
fractus est et eo pacto diu eam urbem puriore verbi Dei praedicatione sua impia
audacia spoliavit ⁶ .Postea aegre unus admissus est, qui Christum ibi syn-
1. Vgl. oben S. 409, Anm. 9.
2. Gemeint ist Balthasar Hubmaier (geb. um 1480/85, gest. 1528), der bedeutendste
Theologe des frühen Täufertums. Theologische Studien ab 1503 in Freiburg i. Br., danach
Priesterweihe, 1512 Promotion zum Dr. theol. in Ingolstadt unter Johann Eck, Professur an
der dortigen Universität; 1516 Domprädikatur in Regensburg; ab 1520 Pfarrer in Waldshut;
seit 1523 Anhänger der evangelischen Bewegung; die seitdem bestehenden engen Verbindungen
zu Zwingli und Oekolampad erklären Bucers Angabe »ex nostro ordine«; 1524
führt er liturgische Neuerungen in Waldshut ein. Die Hinwendung zum Täufertum geschieht
zu Ostern 1525,als er sich von Wilhelm Reublin taufen läßt, seinerseits 300 weitere
Waldshuter Bürger (einschließlich der Mehrheit des Rates) tauft und schließlich eine Stadtreformation
in täuferischem Sinne und in Einklang mit den aufständischen Bauern des nahen
Klettgaus durchsetzt. Im Juli 1525 läßt er seine Schrift ›Von dem christlichen tauff der
gläubigen‹ in Straßburg drucken (QGT 7 [Elsaß I], Nr. 35, S. 46 f.). Im Dezember 1525 flieht
er vor den habsburgischen Truppen, die Waldshut gewaltsam rekatholisieren, und findet in
Zürich Zuflucht, wo er aber verhört und zum Widerruf seiner täuferischen Ansichten gebracht
wird (Wolfgang Capito verfolgt sein Schicksal mit großer Anteilnahme, vgl. QGT 7
[Elsaß I], Nr. 41–43, S. 50); nach einjähriger Wirksamkeit in Nikolsburg (Mähren) wird er
im Juli 1527 verhaftet und im März 1528 in Wien hingerichtet. Zu ihm vgl. Bergsten, Hubmaier;
Windhorst, Hubmaier; ders., Professor, Prediger, Politiker; Stayer, Hubmaier; Bericht
der lutherisch-mennonitischen Studienkommission, S.34; Wolgast, Hubmaier.
3. Jakob Kautz (Kautzius, Cautius, Kutz, Kutzius, Bubonius [lat. bubo = Kauz]); geb. ca.
1500, gest. nach 1543; Prediger in Worms seit 1524. Zu ihm vgl. zuletzt Rothkegel, Kautz;
Muller, Kautz; BCor VII, S.448; McLaughlin, Strasbourg Radicals, S.272 f.
4. Belegt ist ein Studienaufenthalt in Wittenberg (Förstemann/Hartwig/Gerhard,Album
Academiae Vitebergensis I, S. 121: »Jacobus Bachenhemius [nach seinem Geburtsort Bokkenheim,
15 km westlich von Worms] Bubonius, Dio[ecesis] Worma[tiensis], 24. [Mai
1524]«), der allerdings nur von kurzer Dauer war, da Kautz noch im selben Jahr seine Prädikatur
in Worms übernahm. In späteren Quellen wird er mit einem Magistertitel versehen.
5. Vgl. Rothkegel, Kautz, S. 51.
6. Unter dem Einfluß der Täufer Hans Denck (im Dezember 1526 aus Straßburg ausgewiesen)
und Ludwig Hätzer (im Frühjahr 1527 von Straßburg nach Worms gezogen) verfaßte
Kautz Anfang Juni 1527 sieben Disputationsthesen, gegen welche Bucer seine ›Getrewe
Warnung‹ (BDS 2, S.234–258) richtete (ausführlich hierzu Kaufmann,
Abendmahlstheologie, S. 390–395). Die daraus entstandene Kontroverse führte Anfang Juli
1527 zur Ausweisung Kautz’ sowie seines Mitstreiters, eines Predigers namens Hilarius,
durch den Wormser Rat (Rothkegel, Kautz, S.52–54; Konersmann, Kirchenregiment,
S.282). In den folgenden Jahren taucht Kautz mehrmals in Straßburg auf (vgl. QGT 7 [Elsaß