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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0492
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488 10. gespräch mit hessischen täufern

B[ucer]:
Sagt, Lenhart muge got die ehre nicht geben, das die folg nicht tuge ¹ ,darumb
betzeugt er sich gegen den vmbstendern vnnd sagt, Christus hab jn hohen
schulen gepredigt, dan er seie jn den Sinagogen gewesen ² vnnd hab gepredigt
allen creaturen. Aber die cleinen, nidrigen gegen der welt haben es angeno- 5
men ³ ,die findt man bey fursten vnnd herren vffm felde vnnd an andern orten
vnnd seind das die hochuerstendigen ⁴ ,denen die lere Christi verborgen, die
vß jnen selbst wisßen vnnd nicht vß dem wort gottes lernen, wen gleich sonsten
die geringsten leudt seind.

L[enhart]:
10

Christus spricht: an den fruchten erkennet man den baum ᵏ ,Matthei 12[33–
34], Wasnudas hertz vol ist, das gehet der | 30 ʳ |mundt vber ⁵ ,das kan man
dan richten. Darumb konnen sie nit beweren, das sie gesendt seien, dan sie beweisen
⁶ kein gute frucht.

B[ucer]:
15

Wie kan die folg recht sein: »Er ist ein boßer baum, dan jch hab kein gute
fruchte von jme gesehen«?Wie, wen der baum jn Kalikutten ⁷ were vnnd jch
byn hie vnnd sehe kein gute frucht am baum, solte er darumb keine haben?
Er, Lenhart, hab nit jderman gesehen. Darumb vrteile er freuenlich. Bit, sie
wollen vrteilen, was sie sehen, vnnd nit also vnderstehen ⁸ ,got gleich zuwer- 20
den. Dan derhalb hat got die engel vß dem hymel gestosßen. ⁹

L[enhart]:
Hab gehort von seinem bruder,Sie haben wollen das gut thun, das sie erkant
vnd bekant haben. Aber die predicanten seind die ersten, die seine bruder vor
der oberkeit beclagt vnnd angeben haben als vffrurisch. Das hab er von kei- 25
nem Aposteln oder propheten gelesen, dan got sey ein gott des friedes ¹⁰ .|30 ᵛ |

k) mit Franz, TAHessen, konj. für: baun.

1. tauge.
2. Vgl. Mt 4,23; Mk1,39; Lk4,15.44.
3. Vgl. Mt 11,25 par.
4. Vgl. Mt 11,25 par.
5. Bekannter ist die Formulierung »Wes das hertz vol ist, geht der mund vber« (Wander

2, Sp. 615, Nr. 341).
6. erweisen, zeigen, vorzeigen.
7. Zur Verwendung von Kalkutta (sc. Kolkata) als Sinnbild eines fernen Orts vgl. Luthers
Ausführungen in ›Von Kaufshandlung und Wucher‹ (WA 15, S.293,34–294,1) sowie
den Ausruf Kaspar Schwenckfelds (»Lieben Herrn, sie wollten, daß ich in Kalikuten wäre!«)
in seiner Unterredung mit den Ulmer Predigern und Ratsherren am 3. November 1536
(Endriß, Schwenckfelds Ulmer Kämpfe, S.24; Schultz, Schwenckfeld, S.243).
8. sich vornehmen, versuchen.
9. Vgl. Apk 12,9.
10. I Kor 14,33; vgl. auch Röm 15,33; 16,20; II Kor 13,11; Phil 4,9; I Thess 5,23; Hebr

13,20.
 
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