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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 14): Schriften zu Täufertum und Spiritualismus 1531 - 1546 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30651#0538
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534 12. schmalkaldener gutachten

vonn Christo empfangenn. Christus aber macht gar ein groß vndterscheid vndter
Gottes lesterunng vnnd anderenn sundenn ¹ .Jtem vnter denn gebrechenn vnnd
sundenn der heiligen vnnd der ᵗ gotlosenn ² .

Auch so pflegt Sebastianus Franck viel seiner fabeln | 968 ʳ |dohin einzufurenn,
Das er die Bibel vnd hailig schriefft vorechtliche ³ mache vnnd sagt, man musse 5
denn geist suchenn ane die Predigt vnnd eusserlich wortt ⁴ ,Aber alle Gottfurchtigenn
sollen sich fur solichenn teuffels Bothenn ⁵ vnnd vortusteternn ⁶ kopfen hüeten.
Dann die Apostelnn lerenn anders, do stehet der Clare Tex[t] Pauli Roma. x:
»Der glaub kompt aus der predigt, das predigenn durch das wort gottes« ⁷ .

Darumb soll man keinenn gedanckenn noch trewmen von gott ader gottes willen 10
gleubenn, Daruonn nicht gewiß Schriefft ⁸ vnnd gottes Wortt jst. Derhalbenn sollen
die hailigenn Schriefft vnnd das Predigtampt alle Christenn tewer vnnd groß achtenn,
jn allem vnnd hochstenn ehrenn habenn, denn ane die Schriefft, ane die Prediger
vnnd trewe Prediger kann kein hertz | 968 ᵛ |gewiße, recht lere ader trost erkennenn,
viel weniger behaldenn, vnnd sind solich rottennlere vonn verachtnung der 15
schriefftt, der Bibel, des Predigampts (wie Thomas Montzer ⁹ ettwa auch gelerett
hatt), ane mittel ¹⁰ vom Teufel vnnd Satan, der do sucht, alle hertzenn vonn gottes
wortt abzufhurenn, vnnd vnterm schein großer hayligkeytt trostloß zumachenn
vnnd jrthumb zufurenn.

Es sind auch ettliche buchlin Schwengcfelds außganngenn ¹¹ ,der lerett auch auß 20
ketzerischer blindthait, das die Menscheytt Christi nach der Aufferstehung kein
Creatur sey, vnd schildt hefftigk alle, die das annderß haldenn, vnnd nennett sie
»Creaturistenn«. Wir behaltenn jnn vnnser kirchenn die Symbola der Aposteln ¹² ,

t) möglicherweise von Bucer über der Zeile nachgetragen und eingewiesen: a.

1. Mt 12,31–32 par.

2. Es ist nicht klar, auf welche Äußerungen Christi die Verfasser anspielen. Die Formulierung erinnert
an Fulgentius von Ruspe, De incarnatione filii dei 36 (PL 65, Sp. 593) und 43 (PL 65, Sp. 596).
Vgl. hierzu IPetr 4,17–18.
3. sc. verächtlich.
4. Vgl. etwa die Aussagen Francks in seiner Schrift an Johannes Campanus vom 4.Februar 1531,

QGT 7 (Elsaß I), Nr. 241, S.309,34–312,11.
5. Vgl. oben S. 526,24f.
6. sc. verdüsterten. Grimm 25 (= XII,1), Sp. 263 (vgl. dort das Luther-Zitat: [die falschen lehrer]
»machen die herzen nur jrr, trawrig und schwermütig, das sie daher gehen als verdüstert oder wahnwitzige
leute«).
7. Röm 10,17.
8. sc. für die es keinen eindeutigen Beweis aus der Heiligen Schrift gibt.
9. Der mystisch-apokalyptische Reformator Thomas Müntzer, geb. 1489 in Stolberg (Harz),
hingerichtet am27. Mai 1525 in Görmar bei Mühlhausen nach der Schlacht von Frankenhausen. In
seiner ›Getrewen Warnung gegen Jacob Kautz‹ vom Juli 1527 stellt Bucer polemisch einen Zusammenhang
zwischen Müntzer und dem spiritualistischen Täufer Hans Denck her (BDS 2,S.239,30f.;
S. 248,19; S. 252,10f.).
10. unmittelbar. Grimm 12 (= VI), Sp.2386.
11. Zu den während seiner Ulmer Zeit veröffentlichten Büchern Schwenckfelds vgl. CSch V, S. xii
und CSch VI, S.x. Vgl. auch Anm.2 auf der gegenüberliegenden Seite.
12. BSLK, S.21.
 
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