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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 16): Nachträge 1531 - 1541 — Gütersloh, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30653#0215
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9. augsburger kirchenordnung

211

von Bucer behauptete Übereinstimmung der Oberdeutschen mit ihm in der Abendmahlslehre
nur vorgetäuscht sei. ¹

Im Zuge eines sich vom 6. November bis zum 9. Dezember 1534 erstreckenden
Augsburger Aufenthaltes konnte Bucer – trotz Widerstände des Kreises um Michael
Keller ² und Bonifatius Wolfhart – die dortigen Prediger überreden, die den Lutheranern
entgegenkommende Stuttgarter Konkordie vom August 1534 anzunehmen. ³
Während eines weiteren Aufenthalts vom 26. Februar bis zum 22. April 1535 gelang
es ihm trotz erneuter Opposition seitens der Zwinglianer, die Augsburger Prediger
für zehn Artikel ⁴ zu gewinnen, die eine klare Absage an jede Form von Spiritualismus
enthielten. ⁵ Vor diesem Hintergrund konnte nun eine Gesandtschaft des
Augsburger Rates, die Luther im Juli 1535 aufsuchte, die guten Beziehungen zwischen
Wittenberg und Augsburg wiederherstellen ⁶ , die mit der Vereinbarung besiegelt
wurden, einen in Wittenberg ausgebildeten Prediger, den gebürtigen Augsburger
Johann Forster ⁷ , nach Augsburg zu entsenden ⁸ . Somit wurde Augsburgs
Aufnahme in den Schmalkaldischen Bund am 20. Januar 1536 möglich. ⁹ Forsters
Ankunft in Augsburg brachte aber ein erneutes Aufflammen der alten Spannungen
zwischen den dortigen Lutheranern und Zwinglianern mit sich, das eine persönliche
Intervention Bucers vom 6. bis zum 27. April 1536 nur vorübergehend beilegen

konnte. ¹⁰

Ein letzter Aufenthalt Bucers in Augsburg vom 18. Mai bis zum 9. Juli 1537 zum
Zwecke der Formulierung einer Kirchenordnung machte dem elsässischen Reformator
ein weiteres Mal klar, daß die Kluft zwischen der lutheranisierenden Fraktion
um Johann Forster und Kaspar Huberinus ¹¹ einerseits und den Zwinglianern Michael
Keller und Bonifatius Wolfhart andererseits beinahe unüberbrückbar war.
Nur mit Mühe konnte er die im folgenden edierte Kirchenordnung zustandebringen,
die sowohl dem oberdeutsch-zwinglianischen Charakter der Augsburger Reformation
als auch den Anliegen der einflußreichen lutherischen Minderheit ¹² ge-

1. Dies wurde im Zuge eines im Sommer 1533 zwischen Luther und den Augsburger Predigern
ausbrechenden Konflikts besonders deutlich (vgl. BDS 8, S.252 f.).
2. Zu ihm vgl. unten S.219, Anm. 5.
3. Vgl. Seebaß, Bucer und Augsburg, S. 487; zum Zustandekommen der Stuttgarter Konkordie
und zu ihrer durch Zufall entstandenen lutherischen Akzentuierung vgl. Leppin, Theologischer
Streit, S.159–166 (darin bes. S. 164f.).
4. Edition in: BDS 6,1, S.77–82.
5. Vgl. oben S.210, Anm. 4.
6. Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte II, S.247 f.
7. Zu ihm vgl. unten S. 219, Anm.7.
8. Vgl. WA Br 7, Nr.2211 und 2212, S.210–213; vgl. auch Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte
II, S. 248–252; Seebaß, Bucer und Augsburg, S. 488; Köhler, Zwingli und Luther II, S. 388f.
9. Greschat, Bucer, S. 134 (= 1.Aufl., S. 124).
10. Anschließend reiste er mit den Augsburger Vertretern nach Eisenach und dann nach Wittenberg,
wo die Verhandlungen stattfanden, die zur Abendmahlskonkordie mit Luther führen sollten
(vgl. Seebaß, Bucer und Augsburg, S.488; Pollet II, S. 233–235).
11. Zu ihm vgl. oben S.210, Anm. 5.
12. Die Anhänger Luthers in Augsburg bildeten zwar eine drangsalierte Minderheit, aber der Rat
mußte aufgrund der eigenen politischen Bindungen zu Sachsen Rücksicht auf sie nehmen.
 
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