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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Wilhelmi, Thomas [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 16): Nachträge 1531 - 1541 — Gütersloh, 2013

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30653#0283
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11.–13. bucer und capito und die protestantischen städte der schweiz 279

In der Folge wurde von Zürich aus am 27. März eine Tagsatzung in Zürich mit Beginn
am 28. April ausgeschrieben. Gegen den Willen der Zürcher wurden auf Betreiben
von Basel, Bern und St. Gallen am 31. März die Straßburger zur Teilnahme an
diesem Gespräch eingeladen. ¹

Zu diesem Gespräch, das vom 28. April bis 3. Mai 1538 in Zürich stattfand und an
dem außer den Delegierten der Schweizer Städte auch Jean Calvin ² und Guillaume
Farel ³ teilnahmen ⁴ , entsandte die Stadt Straßburg ihre Theologen Bucer und Capito.
⁵ Sie traten dort im Namen des Straßburger Rates auf, legten den in Straßburg
vorbereiteten Text ⁶ vor und warben damit für die Annahme der von Luther vorgeschlagenen
Artikel. Kräftige Unterstützung erhielten sie von den Delegierten aus
Basel, Mülhausen, Bern und St. Gallen; diejenigen aus Schaffhausen verhielten sich
neutral. Biel und Zürich hingegen brachten erhebliche Bedenken vor und wollten
die Zustimmung zu Luthers Artikel nicht befürworten. Nach tagelangen, heftigen
Diskussionen gelangten die Delegierten zu einem Kompromiß.

Am 4. Mai, zum Abschluß der Tagsatzung, wurde eine freundliche Antwort formuliert
⁷ , in der die Gemeinsamkeiten – auch in der Frage des Abendmahles – hervorgehoben
wurden. Zu einer ausdrücklichen Annahme der Wittenberger Konkordie
konnte man sich allerdings nicht durchringen. Die Zürcher konnten die
Aufnahme eines Hinweises durchsetzen, daß man trotz aller Annäherung bei der ersten
helvetischen Konfession ⁸ zu bleiben gedenke. Bucer und Capito waren über
diesen Zusatz, der einer vollständigen Einigung entgegenstand, alles andere als erfreut.


Luther reagierte auf diesen Brief am 27. Juni 1538 ¹⁰ zwar nicht unfreundlich, aber
doch mit Zurückhaltung und Vorbehalten.

1. Straßburg StA, AA 462, fol. 168–169. Vgl. Bizer, Die Wittenberger Konkordie in Oberdeutschland
und der Schweiz, S. 234.

2. Jean Calvin (1509–1564), Reformator in Genf. Nijenhuis, Art. Calvin, Johannes, in: TRE 7
[1981], S.568–592.

3. Guillaume Farel (1489–1565), Reformator in Neuenburg und Genf. Fatio, Art. Farel, Guillaume,
in: TRE 11 [1983], S. 30–36.

4. Calvin und Farel, die am 23. April aus der Stadt Genf verbannt worden waren, brachten hier
die Zerwürfnisse in Genf zur Sprache. Vgl. dazu den Bericht Johann Kesslers. Kessler, Sabbata,
S. 477.

5. Vgl. dazu ausführlich BDS 8, S. 293–298, Greschat, Bucer, S. 163f. (= 1. Aufl., S. 152) und die
oben S. 264, Anm.3 genannte Literatur.
6. Edition dieses Textes im vorliegenden Band, Nr. 13, S.309–311.
7. Brief der Schweizer an Luther, Zürich, 4. Mai 1538. WABr8, S.211–214 (Nr.3224).
8. 1536 trat Basel der Ersten helvetischen Konfession bei und nahm damit die unter Beteiligung
Bucers und Capitos entstandene ›Confessio helvetica prior‹ an. Edition in: BSRK, S.101–109. Vgl.
BDS 8, S. 312, Anm. 6 und die dort angegebene Literatur. Vgl. dazu Strasser, Die letzten Anstrengungen
der Straßburger Theologen, S.14; s. auch unten S. 288, Anm.1.
9. Vgl. dazu Bizer, Die Wittenberger Konkordie in Oberdeutschland und der Schweiz, S.234.
10. Brief Luthers an die Schweizer, Wittenberg, 27. Juni 1538. WABr8, S.241f. (Nr.3240).
 
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