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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 8): Abendmahlsschriften 1529 - 1541 — Gütersloh, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.29834#0041
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3. BEKENNTNIS FUR DEN SCHWEINFURTER TAG

37

2. Inhalt
Bevor Bucer sein Verständnis der Sakramente ausführlicher erläutert, erinnert er
den Leser zunächst an das Ziel nicht nur der Sakramente, sondern aller Handlungen
Gottes überhaupt: das Heil der Menschen. Jegliche Lehre von den Sakramenten
dürfe dieses Ziel niemals aus dem Auge verlieren [308^]. Dieses Heil beruhe wie-
derum in dem Glauben, daß Gott den Menschen ihre Sünden durch Christus verzei-
hen und sich ihnen als ein gütiger Vater erweisen wolle. Ein solcher Glaube sporne
den Menschen an, seine ganze Existenz dankbar nach dem Willen Gottes zu richten,
Christus immer ähnlicher zu werden und - hier kommen Bucers ethische Anschau-
ungen zum Ausdruck - seinen Nächsten nach Kräften zu lieben und ihm zu dienen.
Da das menschliche Heil völlig vom Glauben abhänge, zielten alle Handlungen
Gottes den Menschen gegenüber darauf, diesen Glauben - von Bucer als kindliches
Vertrauen in Gottes Gnade und Barmherzigkeit ausgelegt - zu stärken und ihn
wachsen zu lassen [309r].
Im Alten und im Neuen Testament habe Gott seine Güte und Gnade seinen Auser-
wählten immer wieder zugesagt. Diese Zusage habe er mit sichtbaren, äußerlichen
Zeichen besiegelt - und gerade um solche Erinnerungszeichen oder, um mit Augustin
zu sprechen, »sichtbare Worte« handele es sich bei den Sakramenten [309^-3 ior].
In Entsprechung zur Offenbarung Gottes in Jesus Christus, die alle bisherigen
Offenbarungen übertrifft, versinnbildlichen die Sakramente des Neuen Testaments
das Angebot der Gnade Gottes durch den heilbringenden Tod seines Sohnes nach
Meinung Bucers mit unübertreffbarer Klarheit [310^]. Was das Abendmahl im be-
sonderen angeht, stelle dieses die Teilhabe des Christen am lebensbringenden Tod
und Verdienst Christi dar, die ihn ebenso stärken, wie irdische Speise und irdischer
Trank den Leib stärken. Kraft der Einsetzungsworte könne der Christ durch den
Empfang der äußeren Abendmahlselemente der heilsamen Gemeinschaft mit Jesus
Christus gewiß sein [31 ir/v]. Den um die Interpretation der Einsetzungsworte ent-
standenen innerevangelischen Abendmahlsstreit betrachtet Bucer als völlig unnötig,
denn letztlich vereine beide Seiten mehr, als was sie trenne. Es sei offensichtlich, daß
im Abendmahl zwei parallele Vorgänge stattfänden: einerseits würden Brot und
Wein dem Mund, andererseits Leib und Blut Christi der gläubigen Seele überreicht.
Diese Lehre sei noch von den Kirchenvätern, von dem Konzil von Nicäa und von
späteren Theologen in ihrer Reinheit aufrechterhalten, aber von den Scholastikern
schließlich in die Irrlehre von der Transsubstantiation verkehrt worden [3 nr].
Das »Wie« der Präsenz des Leibes Christi im Abendmahl entziehe sich menschli-
chem Nachforschen und Verstehen. Nur der Glaube könne es erfassen. Daß die Un-
gläubigen nur Brot und Wein empfangen, bedeutet für Bucer aber längst nicht, daß
das Abendmahl eine Sache nur für vollkommene Christen sei. Christus habe es ja
eingesetzt, damit schwache Menschen im Glauben zunehmen und zur vollendeten
Gemeinschaft mit ihm immer mehr heranwachsen [312^—314r]. Bucer schließt seine
Ausführungen mit einer Mahnung an seine Leser, sich als Jünger Christi zu prüfen,
die eigenen Sünden zu bereuen und Trost bei Gott zu suchen, um somit zu »rechten
Tischgängern des Herrn« zu werden [314^].
 
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