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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 8): Abendmahlsschriften 1529 - 1541 — Gütersloh, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.29834#0234
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Beilage 3 zu Nr. 4
Abendmahlsbekenntnis Jakob Haistungs
vor dem 29. November 1532

Einleitung
1. Inhalt1
Das Abendmahlsbekenntnis Jakob Haistungs läßt sich in drei Abschnitte einteilen.
Im ersten, einleitenden Teil des Bekenntnisses [8or-8ir] legt der Kemptener Predi-
ger sein theologisches Verständnis der Sakramente dar. Er beginnt mit einer Be-
schreibung der Heilsgeschichte als der sukzessiven Erweisung der Güte Gottes, die
im Heilswerk seines Sohnes ihre deutlichste und abschließende Offenbarung er-
reicht habe. Dem Menschen werde die gnädige Zuwendung Gottes allein durch den
Glauben zuteil. Da der Mensch aber unfähig sei, aus eigener Kraft zu glauben, habe
sich Gott seiner erbarmt und Mittel eingesetzt, um den Glauben in ihm zu wecken,
zu stärken und wachsen zu lassen: das Wort Gottes und die Sakramente. Letztere,
namentlich Taufe und Abendmahl, seien äußere Zeichen einer inneren, viel größeren
Wirklichkeit, nämlich der Liebe und Gnade Gottes gegenüber den Menschen.
Durch die Sakramente trage Gott der Tatsache Rechnung, daß der Mensch äußer-
liche, leibliche Zeichen brauche, die das unsichtbare Heilshandeln Gottes versinn-
bildlichen und auf dieses hinweisen. Christi Selbsthingabe am Kreuz und die Vergie-
ßung seines Blutes zur Vergebung unserer Sünden würden unseren Sinnen durch die
äußerlichen Zeichen des Brotes und des Weines dargeboten. Auf diesem Wege stärke
und mehre Gott unseren Glauben und mache uns des ewigen Lebens gewiß.
In dem viel umfangreicheren zweiten Teil [82r—88r] seines Bekenntnisses setzt sich
Haistung mit den Ansichten seiner Gegner im Abendmahlsstreit auseinander. Zu-
nächst bezeichnet er diejenige Schriftinterpretation als »dem glauben vnnd der ge-
schrifft vngemeß«, die aus den Einsetzungsworten Christi schließt, daß »das Brot
der natürlich, wesenlich Leib Christi selbs« sei2. Bei der Ablehnung dieser Formu-
lierung gehe es ihm nicht darum, der Allmacht Gottes Grenzen zu setzen, sondern
dem wahren Sinn der Einsetzungsworte auf den Grund zu gehen.
Haistung nennt vier Gründe, weshalb er jene Auslegung nicht annehmen könne.
Erstens sei offensichtlich, daß das Wesen und die Natur von Brot und Wein im
Abendmahl unverändert bleiben. Die göttliche Natur habe sich schon in der Person

1. Die Entstehungsumstände und die Wirkungsgeschichte dieses Bekenntnisses werden in der
Einleitung zum Gutachten Bucers für Kempten (vgl. oben Nr. 4, S. 55-65) behandelt.
2. Vgl. unten S. 240,22.
 
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