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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 8): Abendmahlsschriften 1529 - 1541 — Gütersloh, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.29834#0028
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Nr. i
Fragment eines Abendmahlsgutachtens für den Straßburger Rat
[vor dem 20. Februar 1529]

Einleitung
1. Entstehung und Inhalt
Das folgende, bisher unedierte1 Autograph Bucers scheint das Fragment eines um-
fangreicheren Schriftstückes zu sein, das wohl an den Rat der Stadt Straßburg mit
der Forderung adressiert war, die altgläubige Messe abzuschaffen. Somit wäre es in
die Reihe der zahlreichen weiteren Suppliken und Eingaben gegen die Messe einzu-
ordnen, die die Straßburger Prediger unter Führung von Martin Bucer in den Jahren
1525 bis 1529 immer wieder beim Rat einreichten.2
In dem vorliegenden Fragment versucht der Straßburger Reformator mit dem Ar-
gument der Altgläubigen aufzuräumen, daß das Uneinigsein der Evangelischen in
bezug auf die richtige Interpretation des Abendmahls einen berechtigten Einwand
gegen die Abschaffung der katholischen Messe durch den Rat darstelle.
Bucer behauptet dagegen, daß die Anhänger der Reformation sich über die zen-
trale Bedeutung des Herrenmahls für das christliche Heil sowie über die Notwen-
digkeit, es gemäß den biblischen Einsetzungsworten zu halten, grundsätzlich einig
seien. Zuvor, d. h. in dem nicht mehr vorhandenen Teil des Gutachtens, habe er zur
Genüge bewiesen, daß die altgläubige Messe eine Verkehrung der biblischen Einset-
zung darstelle. Alle Evangelischen seien sich einig in der Überzeugung, daß die
rechten Jünger Christus im Abendmahl wahrhaftig bei sich haben und daß sie durch
sein Fleisch und Blut »zum ewigen Leben gespeist« würden. Der momentane inner-
evangelische Streit beschränke sich auf die Ausiegung der Einsetzungsworte und sei
lediglich eine heilsame Probe, auf die Gott seine Kirche stelle, um deren Treue zu
seinem Wort herauszufordern und letztlich zu stärken. An dem widergöttlichen
Charakter der altgläubigen Messe könne es dagegen keine Zweifel geben. Deshalb
sei der vorübergehende innerreformatorische Abendmahlsdissens ein zu vernach-
lässigender Vorwand für den Erhalt der Messe. Meinungsverschiedenheiten, wie sie

1. Erwähnung in der Forschung findet es erstmals bei Kaufmann, Abendmahlstheologie, S. 274,
Anm. 20 und S. 448.
2. Diese Abendmahlsgutachten sind in BDS 2, S.423-558 ediert. Zu der federführenden Tätig-
keit Bucers bei den gemeinschaftlich verantworteten Suppliken der Prädikanten vgl. Kaufmann,
Abendmahlstheologie, S.273. Zum Kampf der Straßburger Prediger gegen die Messe vgl. Adolf
Baum, Magistrat, S. 148-189; Adam, Straßburg, S. 133-143; Johann Wilhelm Baum, Capito und
Butzer, S.389-393 und S.440-450; Bornert, Reforme protestante du culte, S. 137-139; Greschat,
Bucer, S.95-97.
 
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