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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 8): Abendmahlsschriften 1529 - 1541 — Gütersloh, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.29834#0159
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Beilage i zu Nr. 4
Abendmahlsbekenntnis Johannes Seegers
vor dem 29. November 1532

Einleitung
1. Inhalt1
Johannes Seeger2 gliedert sein vom Kemptener Rat gefordertes Abendmahlsbe-
kenntnis - das umfangreichste unter den drei Bekenntnissen der Kemptener Predi-
ger - in drei Abschnitte, die jeweils einem »Artikel« und dessen Auslegung gewid-
met sind:
Seeger leitet den ersten Abschnitt [50^-52^] seines Bekenntnisses mit der Forderung
ein, die Einsetzungsworte Christi ihrem natürlichen, einfachen Sinn gemäß und un-
ter völligem Verzicht auf fremde Deutungen zu verstehen. Alle Häresien seien dem
Bestreben entsprungen, das göttliche Wort nach menschlichem Gutdünken und
nicht seiner schlichten, natürlichen Bedeutung entsprechend zu interpretieren. Die
Unfähigkeit etwa des Arius, die klare Aussage der Schrift, daß Christus der Sohn
Gottes sei, in ihrer Einfachheit zu akzeptieren, habe ihn zu seinen späteren ketze-
rischen Fehldeutungen geführt. Einziger legitimer Ausleger der Schrift sei gemäß
II Petr 1,20-21 der Heilige Geist selbst; auf seine Eingebung blieben die Menschen
bei der Auslegung der Bibel stets angewiesen. Es gelte, dem Wort Gottes auch dann
zu glauben, wenn sein Inhalt der menschlichen Vernunft widerspreche. Deshalb
seien die Einsetzungsworte Jesu »das ist mein Leib, das ist mein Blut« im wörtlichen
Sinne zu nehmen und ihre Aussage nicht durch menschliche Umdeutungen - etwa
im Sinne von »das bedeutet meinen Leib« oder »das ist eine Figur meines Leibes« -
abzuschwächen.
Seeger warnt vor Versuchen, durch vermeintliche Analogien mit anderen Bibel-
passagen, die eine Deutung von »ist« im Sinne von »bedeutet« nahezulegen schei-
nen, am wörtlichen Verständnis der Einsetzungsworte zu rütteln. Das Abendmahl
dürfe nur anhand von Bibelpassagen, die sich strikt auf das Abendmahl beziehen, in-
terpretiert werden.
Weit mehr als die Hälfte seines Bekenntnisses [53r—61v] widmet Seeger der Erörte-
rung des zweiten Artikels, daß nämlich das Brot des Abendmahls der »wesentliche«
und »leibliche« Leib und der Kelch das »wesentliche« und »leibliche« Blut Christi

1. Die Entstehungsumstände und die Wirkungsgeschichte dieses Bekenntnisses werden in der
Einleitung zum Gutachten Bucers für Kempten (vgl. oben Nr.4, S. 55-65) behandelt.
2. Zu ihm vgl. unten S. 162, Anm. 1.
 
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