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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0100
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Wittgenstein

geistliche fell und fragen, domit solche uffm synodo
beratschlagt, auch, so eß notig were, solche fell unß
anbracht unnd bescheit dorin gegeben werde, wes
sich der kirchenthiener, under dem sich solcher han-
del zugedragen hat, darin verner halten solle und uß
einfalt und unwissenheit derer kirchenthiener in
dem kein unordnong erfolge.
[2.] Wie und wodurch der synodus in das werck und
wirckligkeit bracht werden solle |15|
Domit aber alle obgemelte stuck desto schleuniger
in das werck mogen gebracht werden, so erheischet
die unvermeidliche noth, das wir von obrigkeit we-
gen ein christliche visitation anrichten und dieselbig
jarlichs halten lassen.
[3.] Von der visitation und was doruf verhandelt,
wo, wen und wie offt im jaer die soll gehalten
werden
Wollen wir zu stattlicher volnfurung solcher visita-
tion einen duglichen und bestendigen bephelhabere
mit gnugsamem unserem gewalt und volmacht ob-
gedachtem superintendenten beiordnen und, so der
doits oder anderer ursachen halb abstehen wurde,
sollen und wollen wir und unsere erben jederzeit
unnd so offt das noth thut, einen andern duglichen
bephelhaber an des abgangenen stat unverzuglich
hinwider verordnen.
Erstlich, so mhan zur visitation greiffet, soll an
einem jeden ordt, do die visitation gehalten wirdt,
alle abgottische und abergleubige biltnussen und ge-
melde, dergleichen die |16| uberflussige altaria, an
denen viler leuth hertzen noch hangen, gentzlich
ab[ge]schaffet, darwider gelehrt und geprediget wer-
den, auch uff den volgenden visitationibus gut ufse-
hens beschehen, das solche abgeschaffte dinge heim-
lich nit wider angerichtet werden und widderumb
inschleichen, domit niemant zu weitere[r] abgotterei
ursach gegeben werde.
Unnd sol volgend unser superintendens sambt
unserm zugeordnetem einem jeden pfarher ufferle-
gen und bephelen, so mhan caenam dominicam, der-
5 Die liturgischen Gewänder.

gleichen, so mhan den kinderdauff heldet, umb ein-
helligkeit und vergleichong willen den alten
kirchenornat5 zugebrauchen. Doch soll das volck do-
bei vermhanet und gelert werden, das mhan solchen
ornat nit als ein notig ding behalte, sonder allein vor
ein ceremonien brauche unnd, im fall das die pfar-
kinder als an einem notwendigen stucke daran cle-
ben wolten, so soll solcher ornat mit unserm vorwis-
sen so lang wider abgeschafft werden, biß das die
abergleubische gedancken deshalb wider gefallen
seint.
Nachdem soll dan der superintendens disse |17| vol-
gende stucke erfragen, nemlich:
Wie sich ein iglicher pastor in seiner lehr halte.
Item, wie sich ein iglicher pastor halte in hin-
reichong der heiligen, hochwirdigen sacrament.
Item, wie sich ein jeder pastor halte in- und aus-
serhalb seines hauses, bei weib, kindern und sonst in
seinem gantzen leben, wandel und wesen.
Hinwiderumb soll der superintendens und unser zu-
geordneter mit allem vleisse sich erkondigen:
Erstlich, wie sich die pfarkinder unnd gemeinde
halten gegen iren pfarher, item gegen das predig-
ambt, item sonst in andern kirchengehorsam.
Item sollen die uberigen stuck, hieforn bei dem
synodo vermeldet, auch gefragt werden.
Unnd so sich an dem pastor oder an der gemein-
de oder etzlichen uß der gemeinde mangel befonde,
soll der, an dem der mangel erscheint, |18| deshalb
beredt und zur besserong vermhanet und, so entlich
kein besserong erfolgen wolte, derselbig aus der
christlichen gemeind ußgeschlossen und gegen ihme
volnfaren werden, wie volgend in disser reformation
genugsame versehung gethon ist.
So aber der mangel wichtig6 were, soll derselbig
uns selbst angegeben und, wes mhan sich darin hal-
ten solle, bescheit genommen, auch demselbigen also
nachgesetzt werden, unnd dem pastor, den mhan
visitiren soll, vorhien angezeigt werden, das er sich
zur predig gegen die visitation geschickt unnd ge-
fasset mache. Dieweil auch die erfarong gibt, das
6 Schwerwiegend, gewichtig.

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