3. Kirchenordnung [1565]
derheit durch zeitigen rath von der kirchen gnugsam
und uberflüssig51 geschehen ist, in offentlichen und
abschewlichen lastern und ergernussen verharren,
und Christum, auch seine kirche, nicht hören wöl-
len, den soll man die christliche gemeinschafft ab-
sprechen und vor heyden halten52. Und soll solches
geschehen mit grosser dapfferkeit und gantz ernst-
licher erinnerung des gewalts, den der herr seiner
kirchen geben hat, nemlich, was sie des also nach
dem wort und auß dem geist Christi auff erden bin-
det, auch im himel gebunden sein soll, und herwie-
derumb53. |62v|
Damit aber in dem gegen niemands ohnzeitig
gehandelt werde, soll keinem die christliche gemein-
schafft abgeschlagen werden, es sey dann zuvor un-
serm gnedigen herrn oder irer gnaden verordneten
angezeiget und von denselbigen nach erkantnuß der
sachen vor billich und recht erkandt. Dann wo bes-
serung zu hoffen, soll besserliche hülffe unnd ge-
meinschafft niemand abgeschlagen und versagt wer-
denn.
Wie auch denen, so ein hurnstirn haben54 und
sich nicht mehr schemen wollen55, nicht zuverscho-
nen. Es wird auch zur besserung dienen und desto
mehr ansehen haben, wenn allemal der amptknecht
eines jeden orts (wie zuforderst das auffsehen und
straff der oberkeit gebürt) darbey in der kirchen
sein wirdt.
Der verechter und außgeschlossene soll auch, so
lang er ein solcher bleibet, zu keinem ehrlichen ampt
oder werck zugelassen und gebraucht werden. Unnd
sollen die christen sich auch gegen diesen mit recht
christlicher unnd besserlicher abschew von ihrem
ungöttlichen thun erzeigen, als denen ein besonder
schmertz und leiden ist, das sie also ab der gemein-
schafft des ewigen lebens in Christo Jesu schewen.
Das schewen oder eussern aber soll geschehen
allein von der ohnnotigen unnd unbesserlichen ge-
51 Siehe oben, Anm. 15.
52 Vgl. Mt 18,15-18.
53 Mt 16,19; 18,18.
54 Die schamlos sind.
55 Vgl. Jer 3,3.
56 Mt 18,17.
meinsehafft mit solchen leuten, als da sein beson-
dere gastung unnd geselschafften etc. Die dienste,
hülff oder gemeinschafft, die man ihnen auß bürger-
licher, heußlicher oder eyniger ander rechtmessigen
verwandnuß oder zusamen kommung schüldig ist,
soll man ihnen nicht versagenn. | 63r |
Von der versönung
Die da offentlich vor der gemein ihres thuns ge-
strafft und vor heyden56 zuhalten verkündigt sein
sollen und müssen, auch mit offener einer gemein
bewilligung wieder in die gemeinschafft auffgeno-
men und vor brüder, auch glieder der kirchen, wel-
chen man liebe zu beweisen schüldig, erkandt wer-
den. Doch wie zuvor von der öffentlichen straff und
zucht gesagt, das vorsichtig57 zu handeln und mit
den sündern umbzugehenn, also will solches auch
mit dem an- und auffnemen fleissig zu mercken sein,
dann da Paulus spricht, es sey gnug, das derselbig
(den hurer meynendt) von vielen also gestrafft sey
etc.58, will er, das in ubung der straff oder züchti-
gung nicht so viel schwerde des lasters, als die art
und natur des sünders soll erwogen werdenn. Dar-
umb muß man fleissig sorg und achtung haben, das
es nicht ubermacht59 werde.
Gott, wenn wir das exempel, wie billich, folgen
wöllen, sagt, das er den sünder, welcher sich bekere,
annemen und seiner ubertrettung nicht gedencken
wölle, ja, das ihn auch gerewen werde, was er sonst
uber ihn beschlossen60. Es sein die jüden, welcher
hende noch schier von vergossenen blut Christi naß
waren, zu gnaden auffgenomen, als sie rewendt den
weg der seligkeit von den aposteln zulernen beger-
ten61. |63v | In summa: Theatricae satisfactiones ex
officina seniorum poenitentiarum profectae non sint
nimiae.
57 Siehe oben, Anm. 16.
58 2Kor 2,6.
59 Übertrieben, Grimm, DWb 23, Sp. 401.
60 Vgl. Jer 18,8; 26,3; Ez 33,11.
61 Vgl. Apg 2,1-47.
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derheit durch zeitigen rath von der kirchen gnugsam
und uberflüssig51 geschehen ist, in offentlichen und
abschewlichen lastern und ergernussen verharren,
und Christum, auch seine kirche, nicht hören wöl-
len, den soll man die christliche gemeinschafft ab-
sprechen und vor heyden halten52. Und soll solches
geschehen mit grosser dapfferkeit und gantz ernst-
licher erinnerung des gewalts, den der herr seiner
kirchen geben hat, nemlich, was sie des also nach
dem wort und auß dem geist Christi auff erden bin-
det, auch im himel gebunden sein soll, und herwie-
derumb53. |62v|
Damit aber in dem gegen niemands ohnzeitig
gehandelt werde, soll keinem die christliche gemein-
schafft abgeschlagen werden, es sey dann zuvor un-
serm gnedigen herrn oder irer gnaden verordneten
angezeiget und von denselbigen nach erkantnuß der
sachen vor billich und recht erkandt. Dann wo bes-
serung zu hoffen, soll besserliche hülffe unnd ge-
meinschafft niemand abgeschlagen und versagt wer-
denn.
Wie auch denen, so ein hurnstirn haben54 und
sich nicht mehr schemen wollen55, nicht zuverscho-
nen. Es wird auch zur besserung dienen und desto
mehr ansehen haben, wenn allemal der amptknecht
eines jeden orts (wie zuforderst das auffsehen und
straff der oberkeit gebürt) darbey in der kirchen
sein wirdt.
Der verechter und außgeschlossene soll auch, so
lang er ein solcher bleibet, zu keinem ehrlichen ampt
oder werck zugelassen und gebraucht werden. Unnd
sollen die christen sich auch gegen diesen mit recht
christlicher unnd besserlicher abschew von ihrem
ungöttlichen thun erzeigen, als denen ein besonder
schmertz und leiden ist, das sie also ab der gemein-
schafft des ewigen lebens in Christo Jesu schewen.
Das schewen oder eussern aber soll geschehen
allein von der ohnnotigen unnd unbesserlichen ge-
51 Siehe oben, Anm. 15.
52 Vgl. Mt 18,15-18.
53 Mt 16,19; 18,18.
54 Die schamlos sind.
55 Vgl. Jer 3,3.
56 Mt 18,17.
meinsehafft mit solchen leuten, als da sein beson-
dere gastung unnd geselschafften etc. Die dienste,
hülff oder gemeinschafft, die man ihnen auß bürger-
licher, heußlicher oder eyniger ander rechtmessigen
verwandnuß oder zusamen kommung schüldig ist,
soll man ihnen nicht versagenn. | 63r |
Von der versönung
Die da offentlich vor der gemein ihres thuns ge-
strafft und vor heyden56 zuhalten verkündigt sein
sollen und müssen, auch mit offener einer gemein
bewilligung wieder in die gemeinschafft auffgeno-
men und vor brüder, auch glieder der kirchen, wel-
chen man liebe zu beweisen schüldig, erkandt wer-
den. Doch wie zuvor von der öffentlichen straff und
zucht gesagt, das vorsichtig57 zu handeln und mit
den sündern umbzugehenn, also will solches auch
mit dem an- und auffnemen fleissig zu mercken sein,
dann da Paulus spricht, es sey gnug, das derselbig
(den hurer meynendt) von vielen also gestrafft sey
etc.58, will er, das in ubung der straff oder züchti-
gung nicht so viel schwerde des lasters, als die art
und natur des sünders soll erwogen werdenn. Dar-
umb muß man fleissig sorg und achtung haben, das
es nicht ubermacht59 werde.
Gott, wenn wir das exempel, wie billich, folgen
wöllen, sagt, das er den sünder, welcher sich bekere,
annemen und seiner ubertrettung nicht gedencken
wölle, ja, das ihn auch gerewen werde, was er sonst
uber ihn beschlossen60. Es sein die jüden, welcher
hende noch schier von vergossenen blut Christi naß
waren, zu gnaden auffgenomen, als sie rewendt den
weg der seligkeit von den aposteln zulernen beger-
ten61. |63v | In summa: Theatricae satisfactiones ex
officina seniorum poenitentiarum profectae non sint
nimiae.
57 Siehe oben, Anm. 16.
58 2Kor 2,6.
59 Übertrieben, Grimm, DWb 23, Sp. 401.
60 Vgl. Jer 18,8; 26,3; Ez 33,11.
61 Vgl. Apg 2,1-47.
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