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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0154
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Wittgenstein

Als auch die manspersonen durch die leichtfer-
tigkeit der weibsbildt offt zu solchen sunden unnd
schanden gereitzt unnd ursach geben, sollen die
weibspersonen in gleicher straffe wie oben stehet,
doch nach gelegenheit der personen unnd geschicht,
unnd keine unehliche beywonung gestattet, dan ge-
bust, gestrafft unnd gebeßert werden.
[...]6 |27r |
Vonn wirtsheusernn, gotslestern unnd ketzereyenn
als widertauff unnd andernn
Dweil auch fur allen dingen das reich Gots gesucht
werden soll7, unnd wir befunden, das unsere under-
thanen inn |27v| unser herschafft Homburg zum got-
tesdienst unnd predig hören nicht allein treg und
nachleßig, sondern auch wiederspennig unnd unge-
horsamb, und underrichtung, gotsdiensts, lobs und
ausspendung der sacramenten sich in wirts- und kre-
merheusern, in ze[c]hen unnd gebrandten wein fin-
den laßen, daraus allerhand schlegerey, mordt, tod-
schlege unnd ander ungluck sich erhaben, ordnen,
setzen, gepiethen unnd wollen wir, das kein wird
oder kremer in unser herschafft Homburg einigen
mentschen (außerhalb krancken und wanderten leu-
ten) underrichtung obgenanten gotslob gebranten
wein, wein und bier schencken soll unnd nach ver-
richtung gottesdiensts einem mentschen nicht uber
sechs heller gebranten wein zutrincken zulaßen. |28r |
Wer dargegen thut, soll der wird oder kremer zween
daler, und der underthan zween daler unß ohn nach-
laßen zur buße erlegen.

b Gestrichen: sacramentirer.
6 Es folgen Abschnitte zu Handgreiflichkeiten und Tot-
schlag, landesflüchtigen Tätern, Beschlagnahmung von
deren Habe und gerichtlich verhängten Strafen.
7 Vgl. Mt 6,33.

Wir wollen auch bey hoher peen alle gotsleste-
rung unnd sunst unnutz schweren und fluchen, auch
alle verdampte ketzereyen, secten unnd rotten, als
wiedertaufferb, unnd andere in unserm landt Hom-
burg verbotten haben. Und sollen unsere amptleut-
te, bevehlhabere, vogt, richter, scheffen, geschwo-
ren, schulteißen vleißig achtung daruf haben, wo
derselben gotslesterer, ketzer, wiederteuffer, sacra-
mentirer unnd andere antreffen, derselben sich ge-
wieß machen unnd zur geburlichen straff gebracht
werden vermög der keyserlichen constitution8 unnd
die böse, unnutze fluchenn |28v | unnd schweren nach
gestalt der personen und schwere des fluchs straffen.
Unnd insgemein sollen unsere amptleute unnd
bevehlhabere unsern underthanenn woll furgehenn,
alle unzucht, boßheitt, laster, sundt unnd schande
in unser herschafft Homburg außrotten, straffen
und, soviell an inen, gutte zucht, tugend, gehorsamb
unnd gutte ordnung einfuhren unnd alles das befur-
dern, was zu unser unnd unserer underthanen ruhe,
fried, einigkeit unndt wolfartt dienlich, furnehmen
und verrichten, wie solches irem ampt ufferlegt.
Wir wollen auch zu nutz unnd wolfart unser
herschafft Homburg unns einer newer holtzord-
nung9 und bergordnung |29r | vergleichen unnd inen
die zu irster gelegenheit vorkunden laßenn.
Urkund unser hierauff getrucktenn siegele.
Datum et publicatum denn irsten Januarii anno
Domini tausent fünfhundert sechtzig und drey etc.

8 Vgl. die Reichspolizeiordnungen 1530 und 1548, We-
ber, Reichspolizeiordnungen, S. 132-140, 169-174;
DRTA.JR 18/3, S. 2074.
9 Homburger Holzordnung 1569, Abdrucke in Hart-
nack, Landrecht, S. 135-138 und Heckmann, Land-
ordnungen, S.47-54.

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