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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0203
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5. Kirchenordnung [1581]

sünde ein opffer gewesen ist und ahm creutz gestor-
benn, und ist widerumb auß dem todt erstannden
und lebet in ewigkheit, und ist [aus] unausprechli-
cher weißheit unnd barmhertzigkeit zum |7r| mitte-
ler, versöhner, vorbitter fur uns und seligmacher ge-
ordnet, unnd wollest unns umb seinetwillen und
durch in mit dem heiligenn geist fur unnd fur heili-
genn zum ewigen leben und unns regierenn, daß wir
dich, warhafftigen Gott, erkhennen unnd im rechten
glauben anruffen, und daß wir dir dienen in rechter
gehorsamb unnd nit in irthumb oder sunden fallen
mögen. Du wollest auch fur und fur in dieser statt
durch die predigh deines heiligen worts dir ein rech-
te heilige kirch samblen unnd dieselbige gnediglich
erhalttenn, auch ein sehliges regiment und nah-
rungh geben unnd allezeit unnser und unser armen
kinder leib unnd sehl bewahren. Gib und ermehre
innen deine gnadt, daß sie ahn Christum, deinen
sohn, unser gemeines haubt, immer wachsen und zu-
nehmen, bis daß sie ein volkhomlich manlich alter in
aller weißheit, heilicheit unnd gerechtigkheit errei-
chen. Dieses alles wollest gnediglich thuen umb dei-
nes lieben sohns willen, der gewißlich unnser seuff-
zen höret unnd fur unns bittet, unnd wir glaubenn,
daß unnsere ahnruffungh umb seinetwillen dir ge-
falligh unnd nit vergeblich sey, unnd sprechen mit
dem armen man, Marc. 9 [24]: Ich glaub, lieber herr;
khom zu hülff meinem unglaubenn. Derohalbenn
erhöre uns, getrewer Gott und vatter, durch unn-
sern herrn Jesum Christum, der unns also hatt hei-
schen betten: Unser Vatter, etc.j
Gebett fur der predigh:
Herr Gott, himlischer vatter, dieweil dein gesetz
volkhommen ist, daß die sehlen der menschen be-
kheret, und ein warhafftiges zeugnus, daß den unge-
lertenn weißheit gibt unnd die augen erleuch-
tet40, so bittenn wir dich demütigh, du wollest durch
deine unendtliche güette unnsern blinden verstandt
mit deinem heiligenn geist erleuchten, daß wir dein
heiliges wort |7v| aufrichtigh verstehen, bekhennen
und darnach glauben und leben mögen. Unnd nach-
40 Ps 19,9.
41 Vgl. Mt 18,10.14; Mk 10,14-16; 1Kor 1,28.
42 Ps 34,19.

dem es dir, barmhertziger Gott und vatter, wolge-
felt, die geheimnuß deines willens den kleinen unnd
geringen zuoffenbahren41, und hast acht uff die, so
eines demütigen unnd zerbrochenen geistes
seindt42 unnd die frucht deines worts haben43, so gib
uns einen demütigen geist unnd treib von uns alle
fleischliche weißheit, welche ein feindtschafft wider
dich ist, auff daß wir desto geschickter sein mögen,
dein heiliges wort alls einen unsterblichen samen mit
hertzlichem vertrawen und wahrer demuth anzu-
nehmmen, durch unnsern herrn Jesum Christum,
welcher unnß also hatt gelehrnet betten: Unser Vat-
ter etc.
Oder also:
Herr, almechtiger Gott unnd barmhertziger
himmelischer vatter, dieweil wir in deinem nahmen
alhie beyeinander versamblet sein, dein göttlichs
wortt nit allein zuverkhündigen, sonder auch de-
mütiglich anzuhörenn, unnd aber dasselbigh in unn-
serm vermögenn nit stehet, so bitten wir dich, du
wollest nach deiner verheischungh umb Christi wil-
lenn mit deinem heiligen geist uns erleuchten, auff
das dardurch dein heiliges wort mit aller einfaldt
unnd weißheit verkhündiget unnd von unß allen mit
wahrem glauben unnd hertzlicher demut magh ahn-
genommen werdenn zur ehren deines heiligen gött-
lichen nahmens, besserung unnsers negstens und un-
serer säligkheit durch unnsern herrn Jesum
Christum, welcher unns also hatt heischen betten:
Unser Vatter, etc.
Die predigh, so am mitwogh gehaltenn wirdt, soll
mit diesem gebett beschlossenn werden:
Herr, almechtiger Gott, laß deine heilige ehr umb
unser sünde |8r| willenn nit geschmehet werdt [ en],
dann wir sonst vielfaltigh wider dich gesündiget ha-
ben, damit wir deinen heiligen nahmen unnd wortt
nit gehorsamb sein unnd mit unerkhantnus, un-
danckbarkheit unnd murren deinen zorn täglich wi-
der unns reitzenn, darumb du unns ja billigh straf-
fest, aber, o herr, biß44 eingedenckh deiner grossenn
43 Spr 13,2.
44 Sei.

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