Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0225
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5. Kirchenordnung [1581]

weiset, tröstet unnd beschuzet, gleich wie daß haubt
denn leichnam regieret, ja, gleich wie Christus daß
haupt, weißheit, trost unnd beystandt seiner gemein
ist. Uber diß so solt ihr ewere haußfraw lieben alls
ewer eigen leib, gleich wie Christus seine gemein ge-
liebet hatt, solt nit bitter |31r| gegen ir sein, sonder
bey ihr wohnen mit vernunfft und dem weiblichen
alls der schwechstenn gefäß seine ehr geben, alls
auch miterbenn der gnaden deß lebens, auf das ewer
gebett nit verhindert werde173. Unnd nachdem der
befelch Gottes ist, das der man im schweis seines
angesichts sein broth essenn soll174, so solt ihr trew-
lich unnd fleißigh in ewerem gottlichen beruff ar-
beiten, auf daß ihr ewer haußgesindt mit Gott unnd
ehren möget ernehren unnd auch etwas denn dürff-
tigen mitzutheilen habet175.
Hinwiderumb solt ihr, daß weib, wissenn, daß ir
euch nach dem wortt Gottes gegen eweren man hal-
ten sollet. Ihr sollet ewerenn ehlichen man lieben,
ehren unnd förchten, auch im gehorsamb sein in al-
len billichen dingen alls ewerem herrn, gleich wie der
leib dem haubt unnd die gemein Christo underthe-
nigh ist, so solt ihr [nicht] herschenn uber eweren
man, sondern still sein176, dar Adam ist am ersten
gemacht, darnach Eva, dem Adam zum gehülf-
fenn177. Unnd nach dem fall hatt Gott zu Eva unnd
in ihrer persohn zu dem ganzen weiblichen ge-
schlecht gesprochenn: Dein will soll dem man unn-
derworffen sein, unnd er soll dein herschen178.
Dieser ordnungh Gottes solt ihr nit widerste-
henn, sonder vielmehr dem gebott unnd exempel der
heiligen weiber folgen, welche Gott vertraweten
unnd wahren ihren mennern underthenigh, wie Sara
gehorsamb gewest ist ihrem haußwürt Abraham
unnd nennet ihn ihrenn herrn179. Ihr sollt auch ewe-
rem man in allen gutten dingen behülfflich sein, auf
ewere kindt unnd haußhaltungh gutte acht habenn,
in aller zucht unnd erbarkheit, ohne weltliche
pracht wandelen, auf daß ihr andern ein guet exem-
pel zur zucht gebet.
b-b Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 400f.
173 Eph 5,22-28; 1Petr 3,7.
174 Gen 3,19.
175 Vgl. Eph 4,28.
176 Eph 5,22-24; Kol 3,18; 1Petr 3,1.

Derhalbenn ihr, N. unnd N., nachdem ir gehört
habt, daß Gott |31v | denn ehelichenn standt hab ein-
gesezt unnd was auch von Gott befohlenn, seit ihr
dan willens, in dem heiligen standt der ehe also zu
lebenn, wie ir hie bezeucht fur Gott unnd der christ-
lichen gemein unnd begeret, das derselbig standt der
ehe soll bestättigt werdenn?
Antwort: Jay.
So wolle unnser lieber herr Gott ewer heiliges fur-
nehmen, welches er euch gegebenn hatt, bestättigen,
unnd ewer anfang sey im nahmen deß herrn, der
himmel unnd erdt erschaffen hatt180.
bDarnach soll der kirchendiener zum breutigam
sprechen:
Ihr, N., bekhennet hie fur Gott unnd seiner hei-
ligen gemein, daß ihr genommen habt unnd nemmet
zu eweren ehelichen gemahl unnd haußfrawen N.,
hie zugegen, unnd verheischet, sey nimmermehr zu-
verlassen, sie zulieben unnd trewlich zuernehren,
wie ein getrewer unnd gotsfurchtiger man seinem
weib schuldigh ist, daß ihr auch hailiglich mit ihr
lebenn wollet, ihr trew unnd glauben haltten, in al-
len dingen nach dem wort Gottes unnd seinem hei-
ligen evangelio.
Antwort: Ja.
Darnach spricht der diener zu der braut allso:
Ihr, N., bekhennet hier fur Gott unnd seiner hei-
ligen gemein, daß ihr habt genommen und nemmet
N., hie zugegen, zu ewernn ehelichen man, welchenn
ir verheischet, gehorsamb zu sein unnd ime zu die-
nen unnd zu helffen, in nimmermehr zuverlassen,
heiliglich mit im zuleben, ime trew unnd glauben in
allen dingen zu halten, wie ein fromme und getrewe
haußfraw ihrem |32r | ehlichen man zuthun schuldigh
ist nach dem wortt Gottes und seinem heiligen evan-
gelio181.
Antwort: Ja.
177 1Kor 11,8-9.
178 Gen 3,16.
179 Gen 18,12; 1Petr 3,6.
180 Ps 115,15; 134,3.
181 1Petr 3,1-2; Kol 3,18; Eph 5,22-23.

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