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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0283
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3. Bentheim-Tecklenburger Kirchenordnung 1588/1619

Form zu Tauffen
wUnser hülff stehet im Namen deß Herrn, der Him-
mel unnd Erden erschaffen hat, Amen107.
Ihr geliebten im Herrn Jesu Christo, dieweil wir
jetzo bey einander versammlet seindt, nach der ein-
setzung unsers Herrn Christi Jesu unnd ubung sei-
ner 1621 heiligen Aposteln den Christlichen tauff auß-
zutheilen, So wollet nun vorhin108 diese folgende
vermahnung anhüren, in welcher wir gelehret wer-
den, was von der H. Tauff zu halten und warumb sie
eingesetzet sey.
Dieweil unser Herr Jesus Christus sagt, daß wir
anders nicht in das Reich Gottes mögen kommen,
Es sey dann, daß wir new geboren werden109, so gibt
er uns eine gewisse anzeigung, daß unsere Natur
durchauß verkehret unnd vermaledeyet ist, und ver-
mahnet uns derhalben hiemit, daß wir uns für Gott
demütigen und ein mißfallen haben sollen an uns
selbst und also seine gnad zubegehren, durch welche
alle unsere büßheit unnd vermaledeyung unser El-
tern abgetilget werde, dann wir der gnaden 1631 Got-
tes nicht fahig seindt, es sey dann, daß zuvor alles
vertrauwen auff unser eigen vermogen, weißheit und
gerechtigkeit auß unserm Hertzen genommen sei, ja
auch biß daß wir alles, was in uns ist, gantz und gar
verdammen. Nachdem aber uns Christus unser
elendt also für die Augen gestelt, so trost er uns
noch viel mehr durch seine barmhertzigkeit, indem
er uns unnd unseren Kindern verheisset, daß er uns
von allen unsern Sünden waschen110, das ist, uns die-
selbigen von wegen seines blutvergiessens nicht zu-
rechnen111, Auch unsere natur wider zu seinem
Ebenbildt durch seinen H. Geist ernewern wol-
le112. Solche Verheissung, unsern schwachen glauben
zubestettigen unnd an unserm eigenen Leibe zu ver-
siegelen113, hat er befohlen, 1641 daß wir im Namen

Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV,
S. 338-340.
107 Ps 121,2.
108 Zuvor.
109 Joh 3,3.5.
110 Apg 22,16.

Gottes, deß Vatters, deß Sohns unnd deß H. Geistes
sollen getaufft werden114.
Derhalben zum ersten: Da er wil, daß wir mit Was-
ser im Nahmen deß Vatters getaufft werden, bezeu-
get er uns gleich also mit einem sichtbaren Eydt all
unser leben lang, daß Gott unser unnd unsers Sa-
mens Vatter sein wil, uns mit aller nothturfft Leibs
und der Seelen versorgen unnd alles ubel uns zu gut
wenden115, Dieweil alle Creaturen von wegen deß
Bundes, so wir mit Gott haben, uns nicht schaden
können, Sondern zu unserm Heil dienen müssen.
Zum andern: Indem wir in dem Namen deß
Sohns getaufft werden, verspricht er uns, das alles,
was der 1651 Sohn Gottes gethan und gelitten hat,
unser eigen sey und mit seiner heilsamen Genad sal-
be, uns durch seine heilige entfengknuß, Geburt,
Leiden unnd Sterben von aller unreinigkeit unnd
Sünden erlüset hab und allen unsern Fluch unnd
vermaledeiung ans Creutz genägelt, dieselbe mit sei-
nem Blute abgewaschen und mit ihme vergraben
und also von der Hellischen pein erledigt, auff daß
er uns durch seine Aufferstehung unnd Himmelfahrt
mit seiner Gerechtigkeit bekleyde unnd mit für dem
himmelischen Vatter fürtrette, Auch am jüngsten
Gerichte herrlich unnd ohne mackel für das Ange-
sichte deß Vatters darstelle. j 661
Zum dritten: Daß wir im Namen deß heiligen
Geistes getaufft werden, wirdt uns verheissen, daß
der H. Geist unser und unser Kinder Lehrer und
Trdster in ewigkeit seyn werde, uns zu wahren Glie-
dern deß Leibs Jesu Christi mache, auff daß wir an
Christo unnd allen seinen Gliedern der Christlichen
Kirchen gemeinschafft haben also, daß unserer Sün-
den in ewigkeit nicht mehr gedacht, Auch die Sünde
und schwachheit, die in uns noch ubrig bleibt, je
lenger, je mehr getödtet und in uns ein neuwes leben

111 2Kor 5,19.
112 Kol 3,10. Vgl. Heidelberger Katechismus, Fragen 69 und
70, Neuser, Katechismus, S. 192.
113 Eph 1,13.
114 Mt 28,19.
115 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 26, Neuser, Ka-
techismus, S. 181f.

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