Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0306
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Bentheim-Tecklenburg

qGebett bey den Krancken
Ewiger, barmhertziger Gott unnd Vatter unsers
Herrn Jesu Christi, der du Todt unnd Leben allein
in deiner Handt hast und ohne underlaß für uns sor-
gest, daß weder gesundtheit noch kranckheit noch
irgendt etwas gutes oder büses uns widerfahren, ja
auch kein Haar von unserm Haupt fallen kan ohne
deinen Vätterlichen willen209, Auch alles, was uns in
diesem leben begegnen mag, zu unserm heil und Se-
ligkeit wendest210, Der du gesprochen hast: 11771
Ruff mich an in der Noth, so wil ich dich erretten,
so solt du mich preisen. Er begehret mein, so wil ich
ihme außhelffen. Er kennet meinen Namen, darumb
wil ich ihn schützen. Er rufft mich an, so wil ich ihn
erhüren. Ich bin bey ihme in der noth, ich wil ihm
herauß helffen unnd zu ehren machen. Ich wil ihn
süttigen mit langem leben und ihme zeigen mein
HeilL
Wir bitten dich, demnach du uns mit schwachheit
unsers Leibs oder andern trübsalen hast heimge-
sucht, So wüllest uns auch verleihen die gnad deines
H. Geists, daß wir erstlich auß solcher vätterlichen
Ruhten211 von Hertzen erkennen, das wir mit unse-
ren mannigfaltigen Sünden wol verdient, daß du uns
auch vil hefftiger straffest. Demnach auch disen le-
bendigen trost stät unnd fest in unsern Hertzen be-
halten, daß solche gnedige heimsuchung nit ein zei-
chen sey deines zorns, sondern deiner vätterlichen
liebe gegen uns, dieweil du uns darumb züchtigest,
auff daß wir nicht mit dieser 11781 Welt verdampt
werden212, sondern durch ubung und mehrung un-
sers glaubens, warer bekehrung, kindtlichen gehor-
sams unnd anruffung deiner gnaden je lenger, je
mehr zu dir werden gezogen Und deinem lieben
Sohn Jesu Christo als Glieder unserm Häupt213 im
leiden unnd der Herrligkeit gleichfürmig gemacht.
x Psal. 50, v. 15, Ps. 91 v. 14, 15, 16, 17 [!].
^ Matt. 18, v. 19, 20.
v Johan. 5, v. 24, Joh. 10, v. 29.
5 1. Cor. 10, v. 13.

« Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 403f.
r~r Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 404.

Gib uns derhalben gedult und bestendigkeit in rech-
tem vertrawen auff deine barmhertzigkeit und laß
uns dieselbe erscheinen mit gnadiger linderung deß
Creutzes, das uns deine Vätterliche Handt hat auff-
erlegt, und wende dasselbe nach deinem gnüdigen
willen zu der ehren deines H. Namens und unser
Seelen heil und seligkeit durch deinen allerliebsten
Sohn, unsern Herrn 11791 Jesum Christum, welcher
uns diese verheissung gethanL Ich sage euch, wo
zwen eins werden unter euch auff Erden, warumb es
ist, das sie bitten wollen, das sol ihnen widerfahren
von meinem Vatter im Himmel, Dann wo zween
oder drey versamblet sein in meinem Namen, da bin
ich mitten under inen, und hat auff dise zusage uns
also geheissen betten: Unser Vatter, der du bist, etc.
Wollest uns auch standthafftigkeit unnd täglichs
zunemmen geben in dem alten, waren, ungezweiffel-
ten Christlichen Glauben, davon wir bekandtnuß
thun, mit Mund und Hertzen sprechende: Ich glaub
in Gott Vatter, Allmachtigen etc.9 214
rGebett bey den Sterbenden
Almächtiger, barmhertziger Gott und Vatter, der du
Todt und Leben in deinen Händen hast unnd vor
uns 1180 | als deine eigne Kinder sorgest im leben
unnd sterben, demnach du deinen eingeborn Sohn
für uns in den todt gegeben hast, auff daß wir ewig
durch in leben, Und uns durch ihn verheissen hast,
daß, Wer an in glaubt, der hat das ewige Leben
unnd kompt nicht in das Gericht, sonder sey vom
Todte zum leben hindurch getrungen210, und daß sei-
ne Schaaff auß deiner und seiner Handt niemandt
künne reissen, Wir bitten dich, du wollest uns, der
du uns verheissen hast, nimmermehr verlassen noch
versucht werden uber unser verm6genv, sondern ma-
chen, daß die versuchung also ein ende gewinne, daß
wir es künnen ertragenS sonderlich aber zu der zeit,
209 Lk 21,18; Apg 27,34.
210 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 1, Neuser, Ka-
techismus, S. 175f.
211 Strafe, Züchtigung, Grimm, DWb 14, Sp. 1563f.
212 lKor 11,32.
213 Siehe Anm. 54.
214 Siehe oben, Anm. 38.
215 Joh 11,25-26.

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