1. Kirchenordnung 1532
Dat geldt vor dat lüden der doden, uthgenamen,
wat den pulsanthen behürich, wer overst sülck lüden
hebben wil, schal den Schatkasten Heren anseggen,
schall ock yn der armen kasten, welcken dat geldt
und nicht dat lüden den verstorven badtlick ys, sun-
der den leevendigen thor vormanunge, eer ende tho
behartigen.
Vordt, wat eyn yder vram Christen mith j M6v |
billichiet spüren unde bedencken kan, schal me
nicht trach syn, by düssen kasten tho bringen. Die
rente thom Pelgrimhuse293 schölen die Diaken ock
hirtho nemen, die rechte Pilgrim, als arme, ellende,
krancke hußarmen, die erer gesunthiet geleemeth,
nicht arbeden noch dhie kost vorwerven könen, die
eyn gud geröchte, dat ere nicht verslömet noch un-
nütlik vorbrassen, sunder van God dat upgelechte
Crütze entfangen hebben, arme weedewen und wee-
sen, die keine vrontschop, welck mechtich, se tho
vorsorgen edder sick erer nicht willen annemen, ar-
me, ellende, vorlaten Jonckfrowen und meegede dar-
van tho beraden. Die Dyaken schölen schriven all,
wat se upbören und uthgeven, wente se möten yar-
licks dem Erbaren Rade, Richtluyden und twelff
vorordenten van der gemein reekenschop don.
Ock schölen se die namen der notrofftigen, welck
vram, nicht lasterer, sunder tüchtich syn, yn schriff-
ten hebben, alle Sondage thosamen kamen, um den
notrofftigen tho vorschaffen, wes Öm van nöden.
Vromde bedelers schölen, so verne eyn Erbar Radt
tho gebeiden, nicht geleden werden, sunder, war se
by uns yn kranckhiet vellen, schal me ön helpen la-
ten wo ock unsen kranken, so vele möglick, thor ge-
sunthiet, dat se eer brodt werven mögen und nicht
bedarven tho beedelen.
Die krancken, so by uns verarmet, will me kümsti-
ger tidt an enen bequemen ordt thosamen leggen, ön
darsulvest pleegers und notrofft vorschaffen, ock
enen Arsten halden, offt men welcken |M7r| helpen
könde. Welck die klüseners gewontlick alle yar hi-
ruth tho bören, schölen die Dyaken upneemen und,
so welcke under dem hupen weren, die yn dem ge-
beide van Soist gebaren, oldt edder geleemet, nicht
arbeden könden, den wil men under dusse hir binnen
enthalden armen nemen und besorgen; die anderen
lat me arbeeden edder tho huys trecken. Eyn yder
landt besorge syn armen294. Wo vram und hillich der
starcken beedelers eyn deell ys, hefft me unlanges
vorscheenen wol gevunden. Eyn yder kespel der
Buyrschop schölen ock na vermöge und gelegenhiet
enen kasten upthorichten gedencken.
Wen van den Dyeken vor dem Erbaren Rade,
richtlüden und twelff erordenten der gemeen die ree-
kenschop geschein ys, so schal men uth allen Parren
dat överiche an enen ordt, dar ydt yn guder ver-
warunge, thosamen dreegen, dach ein yder kespel
heb dat Öre yn schrifften, dath me dartho möge gri-
pen, gelegener tidt karne offt anders darmede kope
der armodt vor geld, namals redelick wedder thola-
ten.
Van dem Schatkasten
Wi könen noch mögen mit nichte die Schatkasten
ordentliker anrichten, wen in der veelvoltigen ge-
hatten Brunswicksscher Ordinantien295 vervatet ys;
derhalven schölen se by |M7v| uns ock so vorordent
und gehalden werden.
293 Das Pilgrimhaus lag am Jakobitor, es ist 1309 erstmals
erwähnt. Neben Pilgern auf der Durchreise stand es im
16. Jahrhundert auch den Armen der Stadt offen, San-
der-Berke, Armut, S. 317; von Klocke, Urkun-
den-Regesten 3, Nr. 526-1701, S. 285-383; Vogeler,
Gründung, S. 92.
29-1 In der Reichspolizeiordnung von 1530 wurde verordnet,
Ene yder kespelßkercke schall hebben yn der
Gerkameren enen Schatkasten, daröver scholen er-
weelet und gekaren werden twe Schatkastenheren,
eyn uth dem Rade und ein van der gemein, die enes
guden, unstrafliken geröchtes syn, dem Evangelio
dass Städte und Gemeinden für die Versorgung ihrer Ar-
men zuständig sein sollten, Weber, Reichspolizeiord-
nungen, S. 161; vgl. Arend, Reformierte Allianzen,
S. 115 Anm. 16.
295 Braunschweiger Kirchenordnung von 1528, Sehling,
EKO VI/1, S. 453-455.
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Dat geldt vor dat lüden der doden, uthgenamen,
wat den pulsanthen behürich, wer overst sülck lüden
hebben wil, schal den Schatkasten Heren anseggen,
schall ock yn der armen kasten, welcken dat geldt
und nicht dat lüden den verstorven badtlick ys, sun-
der den leevendigen thor vormanunge, eer ende tho
behartigen.
Vordt, wat eyn yder vram Christen mith j M6v |
billichiet spüren unde bedencken kan, schal me
nicht trach syn, by düssen kasten tho bringen. Die
rente thom Pelgrimhuse293 schölen die Diaken ock
hirtho nemen, die rechte Pilgrim, als arme, ellende,
krancke hußarmen, die erer gesunthiet geleemeth,
nicht arbeden noch dhie kost vorwerven könen, die
eyn gud geröchte, dat ere nicht verslömet noch un-
nütlik vorbrassen, sunder van God dat upgelechte
Crütze entfangen hebben, arme weedewen und wee-
sen, die keine vrontschop, welck mechtich, se tho
vorsorgen edder sick erer nicht willen annemen, ar-
me, ellende, vorlaten Jonckfrowen und meegede dar-
van tho beraden. Die Dyaken schölen schriven all,
wat se upbören und uthgeven, wente se möten yar-
licks dem Erbaren Rade, Richtluyden und twelff
vorordenten van der gemein reekenschop don.
Ock schölen se die namen der notrofftigen, welck
vram, nicht lasterer, sunder tüchtich syn, yn schriff-
ten hebben, alle Sondage thosamen kamen, um den
notrofftigen tho vorschaffen, wes Öm van nöden.
Vromde bedelers schölen, so verne eyn Erbar Radt
tho gebeiden, nicht geleden werden, sunder, war se
by uns yn kranckhiet vellen, schal me ön helpen la-
ten wo ock unsen kranken, so vele möglick, thor ge-
sunthiet, dat se eer brodt werven mögen und nicht
bedarven tho beedelen.
Die krancken, so by uns verarmet, will me kümsti-
ger tidt an enen bequemen ordt thosamen leggen, ön
darsulvest pleegers und notrofft vorschaffen, ock
enen Arsten halden, offt men welcken |M7r| helpen
könde. Welck die klüseners gewontlick alle yar hi-
ruth tho bören, schölen die Dyaken upneemen und,
so welcke under dem hupen weren, die yn dem ge-
beide van Soist gebaren, oldt edder geleemet, nicht
arbeden könden, den wil men under dusse hir binnen
enthalden armen nemen und besorgen; die anderen
lat me arbeeden edder tho huys trecken. Eyn yder
landt besorge syn armen294. Wo vram und hillich der
starcken beedelers eyn deell ys, hefft me unlanges
vorscheenen wol gevunden. Eyn yder kespel der
Buyrschop schölen ock na vermöge und gelegenhiet
enen kasten upthorichten gedencken.
Wen van den Dyeken vor dem Erbaren Rade,
richtlüden und twelff erordenten der gemeen die ree-
kenschop geschein ys, so schal men uth allen Parren
dat överiche an enen ordt, dar ydt yn guder ver-
warunge, thosamen dreegen, dach ein yder kespel
heb dat Öre yn schrifften, dath me dartho möge gri-
pen, gelegener tidt karne offt anders darmede kope
der armodt vor geld, namals redelick wedder thola-
ten.
Van dem Schatkasten
Wi könen noch mögen mit nichte die Schatkasten
ordentliker anrichten, wen in der veelvoltigen ge-
hatten Brunswicksscher Ordinantien295 vervatet ys;
derhalven schölen se by |M7v| uns ock so vorordent
und gehalden werden.
293 Das Pilgrimhaus lag am Jakobitor, es ist 1309 erstmals
erwähnt. Neben Pilgern auf der Durchreise stand es im
16. Jahrhundert auch den Armen der Stadt offen, San-
der-Berke, Armut, S. 317; von Klocke, Urkun-
den-Regesten 3, Nr. 526-1701, S. 285-383; Vogeler,
Gründung, S. 92.
29-1 In der Reichspolizeiordnung von 1530 wurde verordnet,
Ene yder kespelßkercke schall hebben yn der
Gerkameren enen Schatkasten, daröver scholen er-
weelet und gekaren werden twe Schatkastenheren,
eyn uth dem Rade und ein van der gemein, die enes
guden, unstrafliken geröchtes syn, dem Evangelio
dass Städte und Gemeinden für die Versorgung ihrer Ar-
men zuständig sein sollten, Weber, Reichspolizeiord-
nungen, S. 161; vgl. Arend, Reformierte Allianzen,
S. 115 Anm. 16.
295 Braunschweiger Kirchenordnung von 1528, Sehling,
EKO VI/1, S. 453-455.
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