Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0487
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4. Ordnung für das Kloster St. Walburgis 1543

Ordnunge van syngen in der kerken
Erstlich sollen de junfferenn ere gemote underwisen
uth dem worde Gades und christlicher lere, dat se
gewislich wetten unde loven, dat allene unse leve
herr Jesus Christus vor Gade, dem vader, ere ge-
rechticheit sy unde dat ewige leventh Darna sollen
se apentlich mithsingen oder -lesen, ydt si dan uth
der h. schrift genommen. Darumme moten se sich
entholden vam gesange und collecten, welkere up
anropen der hilgen unde mensliker gerechticheit ge-
stellet sint, gelyck alse solde wy dorch werke ver-
gevinge der sunde unde dat ewige levent verdenen,
welcker ys eyne lasteringe und verlochinge der
barmherticheit Gades des vaders und des blodes un-
ses herenn Jesu Christi, eyne honspottinge des h.
evangelii unde eyne schentlike unwettenheit unser
egen dope. 112r | Hyr beneven sollen de junfferen wet-
ten, dat wy dorch desse ordnunge van syngende und
lesende, de se nu annemen uth de h. schrifft, ene
nicht wyllen vorschriven nye gesette, als nodich
oder vordenstlich tho der salicheit, edder eyne nye
nunnerye anrychten, dardorch ere gewetten wedde-
rumme moge beswerdt werden, sunder wy geden-
cken allene hirdorch iw allen tho radende und den,
de by iw ertagen werden, forderlich tho syn, up dat
allet gotlich unde ordentlich thoga by iw, und dat
dannoch also gy und deselbigenn iw nakomlinge mit
singende unde lesende eyne ovinge vor sick hebben
mogen in der hilgen schryfft unde worde Gades, alse

^ 1. Cor. 1 [30],
v Versus, responsio, collecta.

1 In der Handschrift: reine.

3 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSELK S. 42f.
4 Mt 6,9-13.
5 Veni, sancte spiritus, Wackernagel, Kirchenlied I,
S. 105, 177; vgl. Luther: Komm, Heiliger Geist, Herre
Gott, AWA 4, Nr. 15.
6 0 Herre Gott, begnade mich, Wackernagel, Kir-
chenlied III, S. 90.
' Nach dem römischen Brevier folgt diese Benediktions-
formel zwischen dem letzten Psalm und der ersten Le-
sung, vgl. die von Johannes Bugenhagen verfasste Pom-
mersche Gottesdienstordnung von 1535, Sehling,
EKO IV, S. 349; Uckeley, Gottesdienstordnung,
S. 153.

ock alle sanck unde lectioon [!] van anbeginne dar-
tho angesettet und verordent sint, dan wy wetten,
dat leddichganck |12v| nicht gudes uthrichtet. So
mach de sanck mit den lectien up folgende wyse ge-
ordent werdenn.
Vor de mettenn:
Tom ersten sal men lesen den geloven3 und be-
den eyn vader unser4. Darna sal de cantrix anheven
Veni sancte Spiritus5, unde dat gantze cor sal dat
sulvie up den kneen gantz uthsingen. Darna sal men
ii edder iii psalmen singen. Wan de vulendet, sal eyn
fin dutsch psalm gesungen werden, als 0 here Gott,
begnade mi6 * etc. oder eyn ander. Under dem selbi-
gen sal me lesen ii off iii lectien uth der biblien, nicht
lanck, sunder kort unde vorstendich, ane Jube do-
mine und ane Tu autem' etc. Summtides mag ock
eyn reines1 responsorium de tempore gesungen wer-
den mit dem Gloria patri8 etc. Darna volget: Te
deum laudamus, 0 Got, wy laven dy9. Darup singet
de cantrix edder eyne ander allene: 113r | Bewyss uns,
here, dyne barmherticheit und gyff uns dinen
heil10 * mit eyner collecten etc. und als balde Benedi-
camus dominov 11.
Vor de prima:
Im anfange mach men singen Iam lucis orto si-
dere12, darna i psalm offte ii. Folget: Got wolde uns
nu gnedich sin13 etc. In stede des capittels mach men
(so men wyl und tyt hefft) eyne korte lection lesen

8 Nach dem römischen Brevier eine der üblichen Doxolo-
gien am Ende eines Hymnus, Wackernagel, Kir-
chenlied I, S. 9.
9 Te Deum laudamus, Wackernagel, Kirchenlied I,
S. 24; Luther: Herr Gott, dich loben wir, AWA 4, Nr. 31.
10 Nach dem Missale Romanum wurde diese Zeile vom
Priester am Ende des Stufengebets vor den abschließen-
den Gebeten gesprochen, vgl. die Pommersche Gottes-
dienstordnung von 1535, Sehling, EKO IV, S. 349;
Uckeley, Gottesdienstordnung, S. 154.
11 Das Benedicamus Domino stammt aus dem Schluss-
wechselgesang der Stundengebete. Es ist der in Messen
ohne Gloria übliche Entlassruf, Jungmann, Missarum
Sollemnia 2, S. 535-541; vgl. Sehling, EKO XIII,
S. 600.
12 Iam lucis orto sidere, Wackernagel, Kirchenlied I,
S. 56.
13 Luther: Es wollt uns Gott genädig sein, AWA 4, Nr. 10.

469
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften