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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0044
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Wolfenbüttel

dat se also spelen mit wörden und uns falslick
beklagen. By uns werd nu gepredickt dat rechte
evangelion, dat den bedröveden conscientien vor-
kündiget ummesüs vorgevinge der sunden, allene
umme Christus willen, des Sons Gades, de vor
uns vorraden und gedödet is geworden. Nadem
de sunde dermathen nu is wechgenamen, werden
wy rechtverdich und erven sowol dat ewige
leven alse alle ander gadesgüdere, alse de leven
kindere, gelevet van Gade, dem Vater, in ewi-
cheit, in dem geleveden Söne Gades (Eph. 1
[4 f.]), dörch welcks Geist (wenn wy dat evan-
gelion hören und leren) wy den geloven ent-
fangen. So nu Godt de Vader uns den Söne ge-
geven hefft (Röm. 8 [32]), wo schölde he ok nicht
in em und mit em uns alle ding gegeven heb-
ben? Dat is dat rechte ware evangelion und dar-
beneven nein ander nicht.

BOTE] Overst vor solckem evangelio prediken
wy und lathen prediken penitentiam, dat is,
bote 2 edder betteringe, alse Johannes Baptista
gedahn und Christus bevalen hefft: Doht bote
edder betert ju etc. [Mk 1,15; Mt 4,17], dat de
lüde eren erdom, ungeloven, godtlose wesent,
sunde und feil erkennen, erschrecken vor Gades
gerichte, sehen, dat se dem düvel in de hand
gekamen, vordömet synt thom ewigen dode int
helssche vür. Wenn solcke donnerslege dörch
dat predikent des gesettes Gades edder der bote
över uns arme sundere kümpt, wor willen wy
denne blyven? denne sind wy vor Gade rechte
arme lüde. So kümpt denne dat leve evangelion
uns sehr willekame, welck uns thosecht vorge-
vinge der sunden dörch Christum und allene
dörch Christum, so wy an en gelöven. Dat het
denne, alse Christus secht Matth. 11 [5]: Pau-
peres evangelizantur. Den armen werd dat evan-
gelion geprediket. Solcke lere und ordenunge
hefft Christus bevahlen Luc. ultimo [Luk 24,47].
Nemlick tho prediken de bote edder beteringe
und dartho vorgevinge der sunden im namen
Christi.

KERKENDENERE] Gelick nu alse uns dat hil-
lige evangelium werd van Christo sülvest vor-

kündickt, wowol dörch den mund des kerkende-
ners edder predikers, also nehmen edder ent-
fangen wy ock de döpe und sacrament van
Christo Jesu sülvest, de se uns gifft, wowol
dörch de hand des deners Christi na der in-
settinge und bevehel des Heren Christi.

DE RECHTE GADESDENST WEDDER MIN-
SCHENLERE] Wat schölde uns nu feylen, dat
wy nicht dat ware evangelion hebben? Synt wy
doch gedöpet und dörch den geloven in Christum
mit Gade vorsönet und Gades kindere geworden.
Wy bekennen, dat wy gelöven, wy leren unse
kindere, wy anropen, beden und danken Gade,
hören gerne syn wort und blyven in dem be-
stendichlick. Dit is de rechte ware gadesdenst,
in den ersten dren gebaden Gades gevatet und
gebaden, van welckem de lüde nicht wethen wil-
len und spelen dewile mit andern gadesdensten
und ordenen, van mynschen erdacht, gefunden
und gelogen. Wedder welcke Christus Matth. 15
[9] uth dem Jesaia [29,13] secht also: Se denen
my vorgeves (sprickt Godt), dewile se leren
mynschenlere und mynschengebade. Sint dat
nicht klare wörde?

TRACTAT VON RECHTEN GUDEN WERKEN
DER KINDERN GADES] Wen wy dem evangelio
gelöven tho vorgevinge der sunden und synd
kindere Gades geworden, dat wy können Godt,
unsen leven Vader anropen im namen Christi in
alle unsen nöden lyves und der seelen, so werd
uns ock darna geleret van guden werken und
enem christliken levende uth dem gesette Gades,
dat is uth den tein gebaden Gades. Wente dat
synt allene gude werke inwendich vor Gade und
uthwendich vor den lüden, de uns werden ge-
baden in den tein gebaden Gades, dar hebben
wy mehr tho dönde gegen Gade und gegen den
lüden, den wy uthrichten können. Mynschen-
gebade, falsche gadesdenste, erdachte werke,
gedichtede und erlogene hillicheit sind nicht
gude werke, sunder warhaftige bylove und aff-
göderye. Item uns werd ock geleret van der
gedult, von dem krütze, van dem gehorsam der
overicheit und dat de Christen allene ein ge-

2 = Buße.

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